Ybbs: SPÖ-Bürgermeister Alois Schroll vor Rücktritt
Für das Mostviertel ist es ein politisches Erdbeben. Alois Schroll, SPÖ-Bürgermeister der Stadt Ybbs, dürfte unmittelbar vor dem Rücktritt stehen.
Wie aus der SPÖ zu erfahren war, hat sich innerhalb der Fraktion eine „deutliche Mehrheit“ gegen den Verbleib von Schroll an der Spitze der Stadtgemeinde ausgesprochen.
Mittlerweile hat sich dazu auch Schroll zu Wort gemeldet.
Die SPÖ regiert dort mit klarer absoluter Mehrheit (16 Mandate). Die ÖVP kommt dort auf 10 Mandate, die FPÖ auf 2 und die Liste WUY auf 1 Mandat.
Für die SPÖ Niederösterreich ist das ein harter Schlag, Alois Schroll galt zuletzt als Politaufsteiger.
Der ehemalige Pressesprecher von Ex-Staatssekretärin Christa Kranzl hatte seine Stadt – in der Stadtpartei ist auch Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer verankert – politisch fest im Griff. Zuletzt trat er bei der Gemeinderatswahl sogar als Team Alois Schroll an. Gleichzeitig schaffte er den Einzug in den Nationalrat, weil er sich parteiintern im Mostviertel durchsetzte.
In der Stadt selbst dürfte es aber bereits seit einiger Zeit gegärt haben. Da soll es eigenwillige Entscheidungen von Schroll gegeben haben, die mit dem Gemeinderat nicht abgesprochen waren. Zuletzt war die Budget-Abstimmung schief gelaufen, weil zu wenige SPÖ-Mandatare anwesend waren. Weitere Kritikpunkte dürften die Kosten für die Stadthalle und Vorkommnisse rund um die Schulen gewesen sein.
Alois Schroll wurde zu diesen Spekulationen vor wenigen Tagen von der Tageszeitung Heute kontaktiert. Er wird dort mit dem Satz „Dass meine Bürgermeisterposition infrage stehen soll, das höre ich von Ihnen das erste Mal“ zitiert. Das könnte das Fass zum Überlaufen gebracht haben, weil es bereits vor Weihnachten eine Fraktionssitzung gegeben haben soll, in der parteiintern diese Position sehr wohl infrage gestellt worden war.
Rascher Wechsel
Deswegen dürfte auch am Montag eine weitere Sitzung stattgefunden haben, in der nur noch besprochen worden sein soll, wie der Wechsel über die Bühne gehen wird. Wie man hört, hat Alois Schroll dabei gefordert, dass er seinen Rücktritt selbst verkünden will. Als mögliches Datum soll Ende Jänner gefallen sein.
Mittlerweile scheint man aber in der SPÖ zur Ansicht gekommen zu sein, dass der Schritt schon früher gesetzt werden müsse. Die Nachfolge sollte dann intern geregelt werden, also ohne Neuwahlen. Vorausgesetzt, alle anderen Parteien spielen da mit.
Im Nationalrat wird Alois Schroll für die SPÖ natürlich bleiben. Dort hatte er noch im Juni einen Auftritt mit Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner, wo mehr finanzielle Hilfen für die Gemeinden gefordert wurden. Er präsentierte dort die finanziellen Schwierigkeiten, die in seiner Stadt durch die Corona-Beschränkungen entstanden sind.
Alois Schroll selbst war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Genauso wenig wie andere Mitglieder der Stadtfraktion.
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