Wirtesterben? Wie ein bekannter Gastronombetrieb aus der Reihe tanzt
Zwanzig Jahre. So lange ist es her, dass ein alter Stall und still gelegter Bauernhof auf einer Wiese in der malerischen Idylle der Buckligen Welt zu einer der besten Feinschmecker-Adressen des Landes geworden ist. Anfangs für ihr gewagtes Vorhaben leicht belächelt, haben Veronika und Uwe Machreich ihr Landgasthaus zu einer kulinarischen Institution gemacht.
Während in Zeiten der Teuerung andere Restaurants und Lokale der Reihe nach Pleite gehen und auf Grund von Personalmangel den Herd für immer abdrehen, nehmen die Machreichs eine ordentliche Stange Geld in die Hand und bauen ihr Triad sogar noch kräftig aus. Aktuell wird neben der ehemaligen Golf-Range des Wirtshauses ein neues Gästehaus mit sechs Doppelzimmern auf die grüne Wiese gestellt. Die Arbeiten gehen in die finale Phase, im Juni sollen bereits die ersten Gäste mit Panoramablick auf den Kurort Bad Schönau in ihren Betten erwachen.
Aber was macht den Erfolg ihres Konzepts aus – noch dazu an so einer entlegenen Adresse wie Krumbach, immerhin 100 Kilometer und über eineinviertel Autostunden von Wien entfernt?
Für Veronika und Uwe Machreich sind es viele Faktoren, die sie mit ihrem Restaurant gut durch die Krise gebracht haben. In erster Linie gehe es um Authentizität, meinen die Chefs. Trotz 95 Punkten und 4 Falstaff-Gabeln, 3 Gault-Millau-Hauben und 4 À la carte-Sternen bedeutet Fine-Dining im Triad nicht „Chichi“ und weiße Handschuhe, sondern feine Küche gepaart mit ländlichem Charme und hemdsärmeliger Tracht. Ihre Notdurft verrichten die männlichen Gäste im ehemaligen Futtersilo, das gezapfte Bucklige Welt-Bier kommt im Weinglas daher.
Während andere Betriebe händeringend nach Servicekräften oder Köchen suchen, hat man im Triad einen eigenen Weg eingeschlagen und damit aktuell „kein Personalproblem“.
Sonntag wird gechillt
Mit einer Vier-Tage-Woche und einem freiem Sonntag gilt das Lokal in der Gastrobranche besonders bei jungen Talenten als attraktiver Arbeitgeber und „sexy“. So hat man die Mitarbeiter an sich binden können, erklärt der vielfach ausgezeichnete Hauben- und Sternekoch.
Die Abgeschiedenheit des Lokals hat es notwendig gemacht, das Geld in Nächtigungsmöglichkeiten zu investieren. Mit dem alten Stöckl und dem „Bett in da Wies’n“, wie die kubischen Gästezimmer mitten im Garten genannt werden, findet das Triad schon lange kein Auslangen mehr. Als im benachbarten Bad Schönau dann kürzlich noch eine beliebte Pension geschlossen hat, mussten sich die Machreichs etwas einfallen lassen.
„Wer zu uns kommt und einen schönen Abend genießt, will auch guten Wein trinken. Und mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind wir nicht gerade leicht erreichbar, vor allem nicht wenn abends die Gehsteige in der Buckligen Welt hochgeklappt werden“, lacht Uwe Machreich.
Vergabe in der Region
Vergangenen Sommer hat man deshalb den Plan gefasst, ein neues Gästehaus in den Hang zu bauen und die Pläne im Eilzugstempo umgesetzt. Architekt, Baufirma, Installateur, Holzbauer: „Zum Zuge sind nur örtliche Firmen gekommen“, schildern die Gastronomen. Die Verbundenheit mit der Region sei nämlich auch etwas, was man sich an die Fahnen heftet.
Die wirtschaftlich angespannte Lage und die hohen Kreditzinsen waren bei den Überlegungen zum Ausbau sehr wohl ein Thema, so die Machreichs. Man sehe es aber als eine nötige Investition in die Zukunft. Mit dem neuen Gästetrakt können bis zu 26 Personen am Landgasthof nächtigen. Damit ist auch der Bedarf für das „Triad Privat“ gedeckt. Ein besonderer Abend für bis zu 26 Gäste, die jeden Dienstag „in ungezwungenem Rahmen private Einblicke in die Küche erleben und das Triad und sein Team einmal ganz persönlich kennenlernen“, sagt Veronika Machreich. Gerade an solchen Abenden sei die Nachfrage nach Betten enorm.
Vielleicht weil die Gäste wissen, dass man lange schlafen kann. Checkout ist erst um 12 Uhr.
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