„Wir sind zu Ostern so gut gebucht, wie nie“

Johannes Scheiblauer NÖ-Vorsitzender der Österreichischen Hoteliervereinigung vor der Kothmühle in Neuhofen an der Ybbs
Johannes Scheiblauer ist neuer Niederösterreich-Vorsitzender der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) und betreibt mit der Familie die zwei Hotels Schloss an der Eisenstraße und Kothmühle im Mostviertel mit insgesamt 320 Betten. Die ÖHV vertritt mit 100 Häusern im oberen Qualitätssegment rund ein Drittel der nö. Hotels.
KURIER: Wie ist die Buchungslage zu Ostern in Ihren eigenen und in den Mitgliedsbetrieben ?
Johannes Scheiblauer: Die Botschaften sind positiv. Auch wir sind zu Ostern so gut gebucht, wie noch nie. Wir haben im Februar gesehen, dass das Geschäft erfreulich anspringt und unseren traditionellen Betriebsausflug in der Karwoche verschoben.
Welche Gäste kommen?
Wir haben eine Reisegruppe aus Deutschland und eine aus der Schweiz. Die Privatreisenenden kommen alle aus Österreich. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch in den anderen nö. Betrieben. Wien ist dabei der wichtigste, Niederösterreich der zweitwichtigste Quellmarkt.
Die Menschen sind nach den Corona-Beschränkungen hungrig nach Erholung?
Ja. Aber es zeichnet sich der Effekt ab, dass auch heuer nicht so viel geflogen wird. Vor dem Ukraine-Krieg waren die Fluglinien querdurch sehr optimistisch für die Sommersaison, das hat sich wieder geändert. Ein Teil der Gäste will tendenziell jetzt doch nicht so weit fort und ist lieber mit dem Auto, als mit dem Flugzeug unterwegs. Generell wird aber sicher wieder mehr weggeflogen als im Vorjahr. Was aber noch immer viel weniger als 2019 vor der Pandemie ist.

Wie sind die Aussichten auf die nächsten Monate und auf den Sommer?
Über meine Betriebe kann ich sagen, dass die Buchungslage sehr gut ist. Seminare kommen ebenfalls sehr stark zurück. Österreich hat in den zwei Jahren bei den österreichischen Gästen sehr stark gewonnen. Das zeichnet sich auch für heuer ab.
Ihre Häuser sind stark im Seminartourismus verankert. Welche Folgen hat Corona?
Ich glaube, dass der Seminarbereich voll zurückkommen wird. Einzelwirtschaftsreisende werden weniger, weil da weiter sehr viel über das Internet gemacht wird. Internationale Kongresse brauchen noch Zeit.
Wie hat sich die Branche nach den beiden Krisenjahren wiedergefunden?
Die Stadthotellerie in den Großstädten hat sich noch gar nicht gefunden, weil sie von internationalen Reiseströmen abhängig ist. Durch den Krieg wird sich nun die Erholung dort weiter verzögern. Davon abgesehen hat der österreichische Tourismus zwei schlechte Winter, aber sehr gute Sommer gehabt. In der Freizeitwirtschaft erleben wir verrückte Zeiten mit Auf und Ab’s. Ich hoffe, dass wir in Sachen Corona jetzt einmal ohne Lockdowns durch den nächsten Winter kommen.
Wie geht es der Branche mit dem Mitarbeiterangebot?
Das ist ein großes Thema, alle Branchen sind auf Suche. Wer Qualität für Gäste bieten will, muss das auch für die Mitarbeiter tun. Wir haben selbst alle Mitarbeiter zu 100 Prozent in Kurzarbeit gehalten und Trainings zur Qualitätsverbesserung abgehalten. Aber Lockdowns bringen Unruhe und Abgänge.
Mitarbeiter haben im Tourismus aber auch schon vor Corona gefehlt?
In der Öffentlichkeit gibt es ein verzerrtes Bild. 2019 war der Höchststand an touristischen Beschäftigten. Bis dahin ist der Mitarbeiterstand in dieser Branche alle zehn Jahre um 25 Prozent gestiegen. Es wurde also viel gesucht, weil der Bedarf da war. Und nicht weil soviele weggingen. Wir hatten bei uns im Herbst die Topbesetzung von 100 Mitarbeitern und waren auf Suche.
Man hört, dass ukrainische Arbeitskräfte gerne genommen werden?
Stimmt. Wir haben selbst bereits vier aufgenommen. Die Sprache ist das größte Hindernis, aber daran kann man arbeiten. Zum Glück haben wir seit neun Jahren einen ukrainischen Mitarbeiter, das hilft sehr.
Ist bei den Gästen schon ein Krisenspardruck bereits zu bemerken?
Noch sehe ich den Effekt nicht, aber im Laufe des Jahres wird die Inflation ein Thema ein großes Thema werden. Niemand weiß, wie hoch sie steigen wird. Unsere Branche trifft es noch einmal hart, weil die begünstigten Mehrwertssteuersätze von fünf Prozent wieder auf die Regelsteuersätze angehoben wurden.
Wieviele Betriebe haben die Corona–Krise überstanden?
Es ist zu früh, das zu sagen. Man wird diese Frage erst nach dem ersten coronafreien Jahr beantworten können. Also aus heutiger Sicht 2023. (lacht...). Es zeichnet sich ab, dass die Veränderung in der Branche beschleunigt wird. Betriebe, die am Ausscheiden waren, tun das schneller. Andere starten erst recht durch.
Wie schwierig sind jetzt Investitionen in der Hotellerie?
Wir haben 2020 um Millionen alle Zimmer mit neuen Klimaanlagen ausgestattet. Das hat sich als sehr gute Entscheidung erwiesen. Im Moment werden sicher viele Investitionen aufgeschoben, weil die Materialbeschaffung so schwierig ist.
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