Kein Halt in Wiener Neustadt: Protest gegen ÖBB-Fahrplanänderung

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Railjet Xpress-Züge bleiben am Knotenpunkt Wiener Neustadt nicht stehen. Die ÖBB ist mit scharfer Kritik konfrontiert. Bei der Bahn verweist man auf Ersatzverbindungen.

Der neue ÖBB-Fahrplan für 2026 bringt ab der Umstellung im Dezember weitreichende Änderungen für Bahnfahrer und Pendler aus dem südlichen Niederösterreich mit sich.

Mit dem Fahrplanwechsel werden die Railjet-Xpress-Züge nicht mehr am Verkehrsknotenpunkt Wiener Neustadt halten, sondern durchfahren. Die Änderung hat einen Aufschrei der Politik zur Folge.

Protestnote

In einem offenen Brief an ÖBB-Vorstand Andreas Matthä haben Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger sowie Landtagsabgeordneter und Stadtrat Franz Dinhobl (beide ÖVP) massive Kritik an den Plänen geäußert.

Inbetriebnahme des Koralmtunnels

Hintergrund für die deutlichen Änderungen ist die Inbetriebnahme des Koralmtunnels, der den Bahnverkehr auf der Südstrecke deutlich beschleunigt. Die neuen Railjet Xpress-Züge (RJX) verkehren allerdings in "einem sehr engen Zeitfenster zwischen Wien und Bruck an der Mur. Ein zusätzlicher Halt der RJX-Züge in Wiener Neustadt würde dieses enge Zeitkorsett sprengen und den Gesamtfahrplan aus dem Takt bringen“, heißt es bei den ÖBB.

Damit der integrierte Taktfahrplan stabil bleibt und alle Anschlüsse funktionieren, darf die Fahrzeit zwischen Wien-Meidling und Bruck an der Mur nicht überschritten werden. Das bedeutet, dass Pendler und Bahnfahrer zwischen Wien und Wiener Neustadt die RJX-Verbindungen nicht nutzen und auf andere Züge umsteigen müssen.

Ein Umstand, der im Wiener Neustädter Rathaus nicht unkommentiert bleibt. Die Empörung bei Bürgermeister Klaus Schneeberger ist groß. "Wiener Neustadt ist – nach den Bahnhöfen in Wien – der zweitgrößte Bahnhof Österreichs, gemessen an der Frequenz. Laut Zahlen der ÖBB verkehren hier täglich 555 Züge, und 37.130 Fahrgäste steigen hier täglich ein oder aus. Der Hauptbahnhof ist nicht nur der Verkehrsknotenpunkt Niederösterreichs, sondern eine der zentralen Drehscheiben des gesamten öffentlichen Verkehrs in Österreich. Jede Schwächung dieses Knotens ist ein Schlag ins Gesicht der gesamten Region“, so Schneebergers Kritik.

Wohnsitz wegen der guten Anbindung

Zehntausende Menschen hätten in den vergangenen Jahren bewusst Wiener Neustadt und die Region wegen der guten Bahnverbindungen als Wohnsitz gewählt. "Eine Reduktion der Zughalte würde für all diese Menschen einen harten Schlag bedeuten, da sie tagtäglich auf funktionierende Verbindungen angewiesen sind“, heißt es in dem offenen Brief.

41. ORDENTLICHER ÖVP-BUNDESPARTEITAG: SCHNEEBERGER

Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger

Auf Anfrage des KURIER versucht man bei den ÖBB zu beruhigen. Es gäbe ausreichend andere Schnellverbindungen zwischen Wien und Wiener Neustadt. Genannt wird dabei die halbstündliche Verbindung durch den CJX9

Fernverkehr neu geregelt

"Mit dem neuen Fahrplankonzept gibt es erstmals bis nach Mitternacht halbstündlich schnelle Direktverbindungen von Wien nach Wiener Neustadt. Die letzte Abfahrt von Meidling erfolgt künftig um 00.33 Uhr statt wie bisher bereits um 22.00 Uhr“, so die ÖBB. Neu ist zudem ein zusätzlicher CJX9 um 4.30 Früh von Wiener Neustadt nach Wien mit Anschluss in Meidling in Richtung St. Pölten.

In 3 Stunden nach Klagenfurt

Neu geregelt wird generell der Fernverkehr. Weil die Railjet Xpress-Züge künftig ohne Halt in Wiener Neustadt durchfahren, wird es eine tagesdurchgängige stündliche Direktverbindung nach Kärnten geben. "Damit besteht von Wiener Neustadt aus ein durchgehendes Angebot über Graz und Klagenfurt bis nach Villach“, heißt es bei den ÖBB.

Die Reisezeit nach Klagenfurt verkürzt sich von bisher 3:23 Stunden auf rund 3 Stunden. Für internationale Reisen, etwa nach Italien, bestehen zudem Umsteigemöglichkeiten auf den RJX in Bruck an der Mur.

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