Wiener Neustadt kämpft gegen üble Gerüchte

Kleider Bauer bleibt in der Stadt
Kleider Bauer bleibt mit Standort im Zentrum, Meinl sucht Nachfolger für Laden am Marienmarkt.

Fünfzehn Prozent aller Geschäfte in der Wiener Neustädter Innenstadt stehen leer. Laut einer Studie des Instituts „Standort+Markt“ ist das die schlechteste Quote von 18 untersuchten Städten in ganz Österreich. Wie angespannt die Situation ist, zeigt alleine die Tatsache, dass die Stadtregierung bereits Gerüchte betreffend der Innenstadt offensiv bekämpft. ÖVP-Bürgermeister Klaus Schneeberger und die Firma Kleider Bauer dementierten am Montag in einer Aussendung die Klatschgeschichte, dass auch Kleider Bauer die City verlassen soll.

Der Moderiese ist einer der wenigen großen Frequenzbringer, die in der Fußgängerzone Wiener Straße noch übrig geblieben sind. H&M, die Drogeriekette Müller, Palmers und andere namhafte Filialisten haben bereits das Weite gesucht. Vielleicht hielten sich in den vergangenen Wochen auch deswegen hartnäckige Gerüchte, dass auch Kleider Bauer seinen Standort schließt. Nach einem Besuch beim neuen Kleider-Bauer-Geschäftsführer Manfred Gartner reagierte Schneeberger am Montag mit einer Aussendung. Von Zusperren sei keine Rede. „Die Firmenführung will in den nächsten Wochen und Monaten sogar verstärkt Initiativen setzen, um die Wiener Neustädter Filiale, die als eine der schönsten in ganz Österreich gilt, noch mehr zu bewerben und in der Region bekannt zu machen“, so Schneeberger.

Wiener Neustadt kämpft gegen üble Gerüchte

Manfred Gartner und Klaus Schneeberger

Der KURIER hat zu dem Thema auch mit dem Eigentümer des Moderiesen, Werner Graf, gesprochen. „Es gibt von unserer Seite nicht die geringsten Überlegungen, am Standort etwas zu ändern. Natürlich ist es nicht positiv, dass andere große Geschäfte weggegangen sind. Aber uns gibt es auf Grund unserer eigenen Leistung und nicht wegen anderer“, sagt Graf. Mit der Entwicklung in Wiener Neustadt sei er grundsätzlich zufrieden. Dass mit Lord Carnaby ein großer Konkurrent zu Jahresbeginn geschlossen hat, hat Kleider Bauer „nicht unbedingt geschadet“. Im Gegenteil: „Wir haben sehr gutes Personal aus der Führungsebene von dort übernehmen können“, erklärt Graf.

Marienmarkt

Während mit dem Verbleib der Modekette die Stadtregierung eine Sorge weniger hat, droht allerdings am Hauptplatz das nächste Ungemach. Nach zahlreichen Betreiberwechseln und leer stehenden Flächen bahnt sich beim Vorzeigeprojekt Marienmarkt wieder ein Abgang an. Und dieses Mal ist es der größte Stand und einer der dortigen Leitbetriebe. Julius Meinl am Marienmarkt, eine Dependance des Meinl am Graben, sucht aktiv nach einem Nachfolger für die Geschäftsräumlichkeiten. Das Shopkonzept mit Delikatessen, Frühstück, Mittag- und Abendessen sowie ausgesuchten Weinen ist nicht aufgegangen. Meinl soll im Vorjahr in Wiener Neustadt keine schwarzen Zahlen geschrieben haben.

Ablöse

Deshalb will Meinl den Gastronomiestand gegen eine Investitionsablöse loswerden. Erste Gespräche mit Interessenten haben bereits stattgefunden. Geschäftsführer Herbert Vlasaty war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Im Rathaus weiß man freilich von den Abwanderungstendenzen und ist wenig glücklich darüber.

Die Fluktuation am Marienmarkt zeugt von der schwierigen wirtschaftlichen Situation. Auch das Spezialitätenlokal Edelfisch hat zu Jahreswechsel w. o. gegeben. Eine ehemalige Mitarbeiterin eröffnet demnächst darin das neue Lokal Reef and Beef. In einem weiteren freien Stand eröffnet Ende März eine Vinothek des Freigut Thallern in Kooperation mit dem Weinforum Thermenregion.

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