„Wenn nötig, springe ich als Spielerin ein“
Was bei den Männern Andreas Herzog ist, ist Nina Burger im österreichischen Frauen-Nationalteam. Mit 109 Einsätzen in Rot-Weiß-Rot ist die gebürtige Tullnerin die Rekordhalterin. Burger blickt auf eine bewegte Karriere zurück. Ihre Karriere führte sie vom SV Hausleiten über den Bundesligisten SV Neulengbach bis in die Vereinigten Staaten von Amerika zu Houston Dash und danach zum deutschen Bundesligisten SC Sand.
Zum Abschluss ihrer Karriere schnürte die heute 32-Jährige für Neulengbach abermals die Schuhe. Seit Juni ist sie sportliche Leiterin der Mädchen und Frauen bei der Vienna. Im KURIER-Interview erzählt die Tullnerin über ihre Zeit im Ausland, den Wechsel in die Funktionärsebene und was sich im Frauenfußball ändern muss.
KURIER: Nach vier Jahren im Ausland kehrten Sie im Sommer 2019 wieder an ihre alte Wirkungsstätte zurück. Zuvor beendeten Sie im April 2019 ihre Team-Karriere. Wie war das vergangene Jahr?
Nina Burger: Leider ein kurzes in Sachen Fußball. Durch Corona konnte ich nur eine halbe Saison für Neulengbach spielen, allerdings war es für mich ein sehr lehrreiches Jahr. Ich habe nach meiner Zeit im Ausland viele Einblicke im österreichischen Frauenfußball gewonnen. Habe gesehen wie der aktuelle Stand ist und natürlich habe ich auch viele Funktionäre und Spielerinnen kennengelernt.
Und wie sieht Ihr Urteil über den heimischen Frauenfußball aus?
Es hat sich einiges getan im Vergleich zu 2015, als ich Österreich verlassen habe. Aber es passierte auch nicht so viel, wie ich es mir erhofft hatte.
Woran liegt das?
Ich denke es liegt vor allem an der Breite. Mit dem Nationalteam sind wir gut unterwegs, aber man merkt, dass fast alle Spielerinnen im Ausland aktiv sind. Darum gilt es, dass wir mehr Mädchen zum Fußball bringen und dementsprechend das große Potenzial ausschöpfen, welches es in Österreich zweifellos gibt.
Hat man den Schwung nach dem Einzug in das Halbfinale der Europameisterschaft 2017 nicht mitgenommen?
Wenn Erfolg da ist, dann ist der Aufschwung spürbar. Diese überdurchschnittlich guten Leistungen konnten wir nach der EM 2017 nicht halten. Auch fehlt es in der heimischen Liga an Spannung und daher auch an starker Medienpräsenz.
Aber erstmals hat die Frauen-Bundesliga einen Hauptsponsor bekommen.
Ja und das ist auch sehr gut. Und alles Positive was rund um den Frauenfußball passiert, ist wichtig.
Ein Stück weiter wollen Sie den First Vienna FC bringen. Dort sind Sie seit Kurzem die sportliche Leiterin der Mädchen und Frauen. Wie kam es zu diesem Engagement?
Die Anfrage der Vienna kam nach dem Ende meiner internationalen Karriere und war für mich sofort interessant. Für mich war wichtig, wie die Visionen des Vereins sind und dass sie zu meinen Vorstellungen passen.
Und wie sehen diese Visionen aus?
Ich möchte etwas im Frauenfußball weiterbringen und entwickeln. Sowohl auf Klubebene mit Vienna als auch in ganz Österreich. Es gibt da einige Ideen, die ich habe, und die möchte ich umsetzen.
Zum Beispiel?
Eben die angesprochenen Probleme des Frauenfußballs. Ich will Mädchen so früh wie möglich erreichen und sie zum Fußball bringen. Ich möchte in die Schulen reingehen und insgesamt den Frauenfußball voranbringen.
Nach oder mitten in der Corona-Krise die Funktion einer sportlichen Leiterin zu übernehmen klingt schwierig. Wie sehen die Planungen für die kommende Saison aus?
Ich kenne nichts anderes, das ist sicher ein Vorteil. Wir sind schon sehr weit gekommen in der Kaderplanung und hoffen natürlich darauf, dass im September die Liga wieder losgeht. Darauf arbeiten wir auch hin. Es steckt schon jetzt viel Arbeit drinnen, und das wird es auch in Zukunft sein.
Nina Burger wurde 1987 in Tulln an der Donau geboren. 1995 startete Burger beim SV Hausleiten. 2001 wechselte sie zum SV Langenrohr, mit dem Sie 2003 Meister wurde. Von Juli 2005 bis April 2014 spielte Burger für den SV Neulengbach. Dort wurde sie neun Mal österreichische Meisterin, sieben Mal Cupsiegerin und sechs Mal Torschützenkönigin. Es folgten Houston Dash (USA) und der deutsche Bundesligist SC Sand. Im Nationalteam kam Burger auf 109 Spiele, 50 Siege und 53 Tore
Die Vienna stand vor dem Aufstieg in die Frauen-Bundesliga. Corona hat das verhindert. Wie sieht jetzt die kurzfristige Zielsetzung aus?
Ganz klar. Das kurzfristige Ziel ist der Aufstieg. Und daran arbeite ich gemeinsam mit dem Trainerteam. Die Spielerinnen hören von uns immer wieder, dass die halbe Saison sehr gut war. Aber um aufzusteigen, müssen wir noch ein Stück drauflegen, und da gehört viel Arbeit dazu. Und, falls nötig, helfe ich auch als Spielerin aus.
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