Schon seit vielen Jahren ist die Region um Lunz am See Ziel der Wissenschafter, um dort in Gesteinsschichten die als Karnische Krise bezeichnete Umweltkatastrophe zu erforschen. Der Klimawandel mit massiver Erwärmung spielte sich vor 233 bis 235 Millionen Jahren ab. Er ließ das Leben in den Meeren massenhaft absterben.
Besondere Fossilien
Eine schmale geologische Zone, die sich vom niederösterreichischen Mödling über die Voralpen bis ins Gebiet um Großreifling in der Obersteiermark erstreckt, birgt in reichlichem Ausmaß Sedimente mit Fossilien und gilt deshalb als Mekka der Paläontologen. „Die Fossilien sind von außerordentlicher Qualität. Fische, Borstenwürmer oder Muscheln sind in den fein laminierten, Millionen Jahre alten Gesteinsschichten vollständig erhalten“, schwärmt Dozent NHM-Dozent Alexander Lukeneder, der das neue Forschungsprojekt leitet.
„Damals haben gewaltige Vulkanausbrüche innerhalb von zwei Millionen Jahren für eine dicke CO2-Schicht um die Erde gesorgt. Das tut der Mensch heute ebenso und sorgt damit für Erderwärmung. Nur ist der Zeitraum viel kürzer“, sieht Lukeneder Zusammenhänge zum aktuellen Klimawandel.
Bohrkern
Er hat das Gebiet um Lunz und Göstling für das nun auf drei Jahre mit den Tiefenbohrungen angesetzte Forschungsprojekt ins Visier genommen. „Es geht darum, einen möglichst unbeschadeten Bohrkern aus der Tiefe zu holen. Die Proben werden dann rund um Welt verschickt“, erzählt Lukeneder, den der KURIER telefonisch in Großreifling erreichte. Im Kleinbus mit aufgeklebtem Saurier unterwegs, ist der Spezialist des NHM bereits bekannt. In Großreifling habe in dankenswerter Weise die Feuerwehr geholfen, mit Hochdruck eine Gesteinswand mit Hochdruck abzuspülen. So lassen sich in den Schichten eingeschlossene Meerestiere rasch gut erkennen.
Nur dank der Förderungen des Landes NÖ, des NHM und der Gemeinden Lunz und Gaming könne das Projekt verwirklicht werden, so Lukeneder. „Die Triaszeit und der Umstand, dass in unserer Gegend überall Meer war, weiß hier fast jeder“, sagt Thomas Weber, Amtsleiter der Marktgemeinde Lunz. Mit Spannung erwarte man die neue Forschungsetappe.
Der richtige Zeitpunkt
Wann die Bohrungen stattfinden werden kann Paläontologe Lukeneder noch nicht sagen. Ihm obliegt die heikle Entscheidung, wo das Gerät über das dann das Gestänge mit dem speziellen Bohrkopf bis zu 30 Meter tief vordringt, stehen wird. „Da geht es um wenige Meter, um eine perfekte Schicht senkrecht zu erwischen und dann die Bohrkerne unversehrt zutage zu fördern“, ist Lukeneder angespannt.
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