Badeunfälle: Warnung vor dem leisen Tod im Wasser

Anforderungen an die Wasserrettung steigen von Jahr zu Jahr
Acht Prozent der Bevölkerung sind Nichtschwimmer. Wasserrettung und Gesundheitslandesrätin appellieren zu großer Vorsicht an Pools und in freien Gewässern.

„Ertrinken ist ein schneller und leiser Tod.“ Mit dem Ferienbeginn und den anstehenden Badetagen bei sommerlicher Hitze warnen Verantwortliche aus den Rettungsorganisationen und der Politik vor den Gefahren beim Badespaß.

Leichtsinn, falsche Selbsteinschätzung, mangelnde Aufsichtspflicht und eine hohe Nichtschwimmerrate  sorgen alljährlich für Opfer. 387 Menschen sind im letzten Jahrzehnt in Österreich ertrunken.  Darunter  hätten sich 37 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen fünf  und 19 Jahren befunden, machte Niederösterreichs Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) auf die Dramatik aufmerksam.

Badeunfälle: Warnung vor dem leisen Tod im Wasser

NÖ Wasserrettungspräsident Markus Schimböck und LR Ulrike Königsberger-Ludwig

Sie und der Präsident der Wasserrettung in NÖ,  Markus Schimböck, führen deshalb eine jüngst präsentiert Statistik des Kuratoriums für Verkehrssicherheit ins Treffen, wonach in Österreich 670.000 Menschen Nichtschwimmer seien. 134.000 davon seien Kinder und Jugendliche und noch einmal 93.000 Kinder könnten mehr schlecht als recht schwimmen, berichtete Königsberger-Ludwig. 

Schwimmkurse 

"Umso wichtiger ist es niederschwelligen Zugang zu Schwimmkursen zu schaffen“, forderte sie. In NÖ sei dabei die Wasserrettung mit ihren 258 ehrenamtlichen Wasserretter eine wichtige Säule im Rettungswesen. Knapp 4.000 Kindern brachten die Freiwilligen im Vorjahr in Kursen das Schwimmen bei.

Dass das Thema Freizeitgestaltung, Sport und Wasser immer größere gesellschaftliche Bedeutung bekomme, würden die laufend steigenden Arbeits-, Einsatz- und Aufsichtstunden der Wasserretter zeigen, berichtete Schimböck. So leisteten die nö. Ehrenamtlichen seiner Organisation im Vorjahr 55.000 Stunden im Einsatz und in der Weiterbildung. 2018 waren es in NÖ noch 37.500 Stunden

Wie  Landesrätin Königsberger-Ludwig  ortete auch Schimböck  aufgrund der hohen Nichtschwimmerquote von acht Prozent in der Bevölkerung dringenden Handlungsbedarf für noch mehr Schwimmkurse. Eine andere Stoßrichtung, um gefährlichen Unfälle und Zwischenfälle zu verhindern, sehen die beiden in verstärkter Vorsicht und bewusster Aufsicht von Kindern.

"Eine wichtige Regel ist, Kleinkinder bei Pools und nahe freien Gewässern keine Sekunde unbeaufsichtigt zu lassen“, sagte Königsberger-Ludwig. Vor allem bei Familienzusammenkünften mit Kleinkindern dürfe niemals das Motto, "alle passen auf“ ausgeben werden. "Ich appelliere dringend, immer ganz bestimmt einen Erwachsenen mit dieser Aufgabe zu betrauen“, forderte sie.

Dramatische Fälle

Fälle mit kleineren Kindern, die sorglos größeren Geschwistern ins Wasser folgen und dann untergehen, kämen den Teams der Wasserrettung laufend unter, berichtete Schimböck. Für private Pool im Garten rät er, Kleinkindern unbedingt den unbeaufsichtigten Zugang durch Zäune und weggesperrte Poolleitern zu verhindern.

Auf offenen Gewässern habe sich in den vergangenen Jahren zudem in NÖ eine gewisse Sorglosigkeit auf der Donau bemerkbar gemacht. Boote mit ungesicherten Kindern oder Nichtschwimmern ohne Sicherheitswesten an Bord kämen immer wieder vor. „Gefährliche Bugwellen von Schleppschiffen können da für wirklich böse Erlebnisse sorgen“, berichtete der Wasserrettungschef aus der Praxis.

Badeunfälle: Warnung vor dem leisen Tod im Wasser

Für Freischwimmer auf Seen oder in Flüssen rät der Rettungsprofi Schimböck jedem Freizeitsportler zur kritischen Selbsteinschätzung und auch eine Schwimmboje oder andere Rettungsgeräte zu nutzen.  Diese könnten jederzeit zur Selbstrettung oder als Hilfsgeräte für andere in Not geratene Schwimmer genützt werden. Auch dafür gebe genug Beispiele aus der Praxis. 

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