Letzteres spürt man, wenn man auf einen Heimplatz wartet. Aktuell sind laut Angaben des Landes Niederösterreich 250 Personen für eine dringende Aufnahme in einem Pflegeheim vorgemerkt.
Zahlen "überschaubar"
Auf KURIER-Nachfrage bei der Landesgesundheitsagentur (LGA) heißt es, dass in ihren Einrichtungen aktuell 66 Betten von 6.000 nicht belegt werden können – also knapp 1 Prozent. Laut einem Sprecher dürfe man aber nicht außer Acht lassen, dass da auch Urlaube und Krankenstände Gründe dafür sind. „Wenn wir aber über gebühr Leute hätten, dann wären sie nicht nicht belegt“, so der Sprecher.
Die LGA sucht derzeit 102 diplomierte Pflegekräfte in ganz Niederösterreich und 49 in der psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflege, hinzukommen noch einige im Assistenzbereich. Aber bei insgesamt 15.000, die in der Pflege arbeiten würden, sei auch diese Zahl „überschaubar“. Und auch die von der AKNÖ vorgelegten Zahlen für die angesammelten Stunden Zeitausgleich und Urlaub werden von dem Sprecher relativiert: Rechnet man die Überstunden des Kliniken- und Pflegepersonals, insgesamt 27.000 Personen, weg (rund 570.000 Überstunden) blieben etwa 2,5 bis 3 Wochen Urlaub übrig. Und die Zahlen würden aus dem Juni, also von vor der Urlaubssaison, stammen.
Dennoch, der Sprecher will mit den Zahlen keine Gegenthese zu jener von der AK aufstellen, „punktuell wird es Probleme geben. Es bricht aber nicht der Betrieb zusammen, weil der Mangel so groß ist.“ „Natürlich“ sei man sich in der LGA darüber im Klaren, dass man auch in Zukunft qualifiziertes Personal braucht und schauen muss, dass man es bei der Hand hat.
Beim Land ist man sich dem ebenfalls bewusst, auch vor dem Hintergrund dass der Bedarf in Zukunft weiter ansteigen wird. Die zuständige Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) versichert, dass man mit Nachdruck daran arbeite, die Pflege- und Betreuungsberufe zu attraktivieren. Niederösterreich habe darüber hinaus zusätzliche Ausbildungsplätze für Pflegekräfte in Zusammenarbeit mit dem AMS geschaffen, Sonderprogramme in der Bildungsförderung eingerichtet und eine eigene Koordinierungsstelle für Pflegeberufe im Land gegründet.
Laut Markus Wieser, AKNÖ-Präsident und ÖGB Niederösterreich-Vorsitzender braucht es erhebliche Verbesserungen für professionelle Pflege: „Das betrifft vor allem die Arbeitsbedingungen, das Image, die Ausbildung und Karrieremöglichkeiten sowie das Entgelt.“
Beim Land tue man, was man könne, heißt es aus dem Büro Teschl-Hofmeister. Die Personaldebatte müsse aber unbedingt zentraler Teil der vom Bund angekündigten Pflegereform sein, fordert Teschl-Hofmeister, „um die Pflege- und Betreuungsversorgung der Bevölkerung auch in Zukunft sicherstellen zu können, braucht es österreichweite Lösungen und gemeinsame Maßnahmen des Bundes und der Länder“.
Kommentare