Ein Teil des Quellschutzwaldes der Stadt Wien im Raxgebiet ist vernichtet. In nur 13 Tagen hatte ein Inferno am Mittagstein bei Reichenau (Bezirk Neunkirchen) vor genau drei Jahren das zerstört, wofür die Natur mehrere hundert Jahre lang gebraucht hat.
Einer der größten Waldbrände in der Geschichte der 2. Republik hat die Verantwortlichen wachgerüttelt, dass bei der Prävention solcher Ereignisse Handlungsbedarf besteht. Wie ein Blick in die Waldbrand-Datenbank zeigt, sind in Österreich heuer bereits mehr als 100 Waldbrände bekämpft worden.
Pilotprojekt südlich von Wien
Was das Waldbrandmanagement anbelangt, dient aktuell ein Pilotprojekt aus Niederösterreich als Vorreiter für den Rest des Landes. Für das Gebiet von der steirischen Landesgrenze bis nach Wien – es umfasst 288.000 Hektar mit 108 Gemeinden – wurde ein großflächiger Waldfachplan erstellt.
In erster Linie ging es darum, im Ernstfall eines Waldbrandes die sogenannte "Chaosphase“ zu verkürzen. Also jene Zeit, in der sich Einsatzkräfte erst orientieren müssen um beispielsweise im steilen und unwegsamen Gelände rasch und effektiv voran zu kommen ohne wertvolle Zeit verstreichen zu lassen.
Zu diesem Zweck wurde in Zusammenarbeit mit dem Forsttechnischen Büro Mayerhofer in Katzelsdorf (Bezirk Wiener Neustadt) und allen Orts- und Bezirksfeuerwehren, Forstbehörden und Grundbesitzern in den vergangenen zwei Jahren ein Einsatzplan erarbeitet, in dem die gesamte relevante Infrastruktur wie Zufahrtswege, Wasserentnahmestellen, Sammelpunkte, Hubschrauberlandeplätze usw. in zunächst sechs Bezirken erhoben wurde.
Die Befahrbarkeit der Wege und Nutzbarkeit der Gewässer wurde durch 212 teilnehmende Feuerwehren genau untersucht, erklärt Forsttechniker Stefan Mayerhofer. Die Einsatzkarten stehen allen Einsatzorganisationen wie Polizei, Rotes Kreuz, Samariterbund, Bergrettung, Bundesheer und dem NÖ Flugdienst zur Verfügung.
20.000 Karten verteilt
"Es handelt sich um ein bezirksübergreifendes Projekt, das es in dieser Form in Österreich noch nicht gibt“, so Mayerhofer. Das gesamte Material gibt es nicht nur digital. 20.000 Karten wurden auch in Papierform an die jeweiligen Organisationen verteilt. Die Einsatzpläne für das Gebiet beinhalten beispielsweise 4.000 neue Wege, 9.700 Umkehrplätze und 1.500 Hindernisse (Schranken, Unterführungen etc.) die geografisch erfasst wurden.
Ausgehend von den Bezirken Wiener Neustadt-Stadt und Land, Neunkirchen, Lilienfeld, Mödling und Baden macht das Projekt bereits Schule, aktuell ist man dabei 250 dieser Pläne in ganz Niederösterreich auszurollen.
Projektleiter war der Neunkirchner Bezirksfeuerwehrkommandant Josef Huber, der auch Einsatzleiter beim verheerenden Waldbrand in Hirschwang war. Ziel der Waldfachpläne sei es, so rasch wie möglich zu entscheiden, wo und mit welchen Fahrzeugen zu Brandherden vorgerückt werden kann, meint Huber.
Denn nur ein einziger geschlossener Schranken auf einem Forstweg, der den Feuerwehrleuten den Weg versperrt, könnte bereits verheerende Folgen haben. "Gut ausgearbeitet Einsatzpläne sind entscheidend, um Waldbrände möglichst rasch eindämmen zu können,“ erklärt der nö. LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP).
Interesse an dem neuen Waldfachplänen hat bereits der Bundesfeuerwehrverband bekundet. Mayerhofer hat das Konzept kürzlich bei einer Fachtagung des Verbandes vorgestellt.
Gefahrengebiete
Eines der besonders gefährdeten Gebiete für Waldbrände ist der Föhrenwald zwischen Wiener Neustadt und Neunkirchen. Das einst im Auftrag von Maria Theresia gepflanzte Waldstück ist für seine riesigen Waldbrände in den vergangenen Jahrzehnten bekannt. Wie die Statistik zeigt, werden 80 Prozent der Waldbrände generell durch die Unachtsamkeit von Menschen verursacht, beispielsweise durch Zigarettenstummel oder schlecht abgelöschte Lagerfeuer.
"Daher ist für diese Form der Waldbrand-Prävention aber auch das Mitwirken in der Bevölkerung immens wichtig. Bitte verzichten Sie in unseren Wäldern auf brennbare Gegenstände oder das Rauchen", mahnt der Wiener Neustädter Bürgermeister Klaus Schneeberger ein.
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