Von Niederösterreich an die Covent Garden Opera – und zurück
Zwischen Familienleben, Proben und Auftrittsabenden bei den Salzburger Festspielen findet Christina Gansch auch noch Zeit für ein Interview. Darin spricht die Musikerin über berufliche Wünsche, die Zeit der Corona-Pandemie und ihren Weg zur klassischen Musik. „Die ersten Erinnerungen habe ich witzigerweise vom Singen“, sagt die
33-Jährige, die in Kirchberg an der Pielach (Bezirk St. Pölten-Land) am elterlichen Bauernhof aufgewachsen ist. Schon als Kind war das Leben der Sopranistin voller Musik. Der Großvater, ein leidenschaftlicher Volksmusikant, die Mutter, eine begeisterte Sängerin. Christina Gansch ist aber die erste professionelle Musikerin in der Familie.
Daher habe man ihren Karriereweg auch eher als eine Art Experiment gesehen, sagt Gansch. „Sie haben mich einmal machen lassen, um zu sehen, ob ich davon überhaupt leben kann und ob das funktioniert. Der Plan ist Gott sei Dank gut aufgegangen.“
An der Royal Academy of Music in London wurde der Musikerin dann ein Vollstipendium angeboten. „Da habe ich das zum ersten Mal als realistisch betrachtet, dass man auch eine gewisse Sicherheit hat, und ich das machen kann, weil es natürlich viele Studierende gibt, die den Beruf dann nicht ausüben können. Das ist auch eine Realität.“
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Salzburger Festspiele
Gansch hat das Salzburger Mozarteum und die Royal Academy of Music in London abgeschlossen und gewann 2014 den Kathleen-Ferrier-Award. 2021 vertrat sie Österreich in der Finalrunde des Wettbewerbs BBC Cardiff Singer of the World.
Gerade erst stand die Niederösterreicherin bei den Salzburger Festspielen als Lenio in Bohuslav Martinus „Griechischer Passion“ auf der Bühne und schwärmt von dem Stück: „Es ist eine extrem starke Produktion und könnte aktueller nicht sein. Es geht um Flüchtlinge in Griechenland, die verstoßen werden, aber gleichzeitig ist es auch eine biblische Geschichte. Selbst, wenn man die Musik nicht kennt, man möchte immer mehr davon haben.“
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Familie und Job
Es fällt der Sängerin sichtlich schwer, berufliche Ziele zu formulieren. Der Grund dafür ist aber ein erfreulicher: „Ich bin sehr glücklich, mit dem, was ich jetzt mache und auch, dass das mit der Familie nebeneinander funktioniert, ist mir total wichtig.“ Sie habe immer die Rolle der Pamina (Zauberflöte) in der Londoner Covent Garden Opera singen wollen „und das habe ich jetzt schon“, sagt sie lachend. „Ich fühle mich in meiner Position sehr wohl. Ich mache tolle Sachen in großen Häusern.“ Sonst ist sie viel international unterwegs, im Herbst dafür gleich zweimal in NÖ zu erleben.
Zuerst am 24. September bei der Schönberg-Serenade in Mödling im Zuge der Serenadenkonzerte des Landes Niederösterreich, die am heutigen Freitag in St. Peter in der Au (Bezirk Amstetten) starten. Unter anderen werden Michael Schade, Ildiko Raimondi, Clemens Unterreiner oder Daniela Fally auftreten.
Lieder aus dem Wien der Jahrhundertwende
Gansch wird in Mödling mit Stephan Matthias Lademann (Klavier) und Ulrich Reinthaler (Rezitation) auftreten. Das Programm wurde gemeinsam mit Dramaturgen Alexander Meier-Dörzenbach zusammengestellt: „Wir spielen Lieder aus dem Wien der Jahrhundertwende, Mahler, Zemlinsky und Berg, ergänzt durch Briefe, Gedichte und Texte von Stefan Zweig. Gezeigt wird auch, wie sich die Künstler gekannt und inspiriert haben.“ Am 1. Oktober wird Gansch im Dom zu St. Pölten im Zuge von „Musica Sacra“ noch zu hören sein, bevor 2024 wieder internationale Engagements folgen.
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Coronazeit
Die Coronazeit sitzt der Künstlerin, wie vielen anderen Kulturschaffenden, allerdings noch in den Knochen. „Ich und mein Mann haben beide das unglaubliche Glück, dass wir das künstlerisch überlebt haben, und dass wir noch als Künstler arbeiten dürfen. Aber damals war es ein absoluter Schock. Das war ja für uns ein Arbeitsverbot und das ist schon bitter gewesen. Zumindest hat sich die Situation normalisiert und man kriegt keine Panik mehr, wenn im Make-up-Raum jemand hustet.“ Doch die Zeit habe auch ihre positiven Seiten gehabt. Gansch wurde zum ersten Mal Mutter „und das war dann schon sehr schön, sich voll darauf konzentrieren zu können“.
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