Virus-Vorsorge im Gotteshaus: „Es war eine wahre Freude“
Hände desinfizieren, weiter zur Bücherausgabe, dann darf man sich auf seinen Platz begeben – mit Maske und unter Einhaltung von mindestens zwei Metern Abstand. Platz genommen werden kann nur in jeder zweiten Bank.
Ungewohntes Bild
So beginnt der Messbesuch für die Gläubigen in der niederösterreichischen Pfarre Perchtoldsdorf. Das Bild ist ungewohnt. Pfarrer Josef Grünwidl begrüßt die rund 40 Gläubigen, die zur Messe am Freitag gekommen sind – mit Mund-Nasenschutz, versteht sich. Die Zahl der Kirchgänger ist heute trotz der Beschränkungen überdurchschnittlich hoch für eine Wochentagsmesse.
Die Freude, wieder eine öffentliche Messe feiern zu dürfen, ist groß. Das betont Grünwidl auch in seinen einleitenden Worten, die dieses Mal etwas länger als sonst ausfallen.
Messbücher wurden desinfiziert
In der Pfarre hat man sich in den vergangenen Tagen intensiv mit den Bestimmungen der Erzdiözese auseinandergesetzt. Ein Team aus Pfarrmitarbeitern rund um Koordinator und Pfarrgemeinderatsmitglied Erwin Singer stellt sich zur Verfügung, um bei den Messen für die Einhaltung der nötigen Abstands- und Hygieneregeln zu sorgen.
Mit der Ausgabe der desinfizierten Messbücher erfolgt auch die Zählung der Besucher. Wenn das letzte Buch ausgegeben ist, ist die Kapazitätsgrenze erreicht.
85 Gläubige erlaubt
In der Perchtoldsdorfer St. Augustin-Kirche sind derzeit 85 Personen zulässig, in der Marienkirche sind es 55. Wer keinen Platz mehr erwischt, kann auf Gottesdienste in der Kapelle oder dem Marienhof ausweichen.
Friedensgruß durch Zunicken
Manches werde aber erst aus der Erfahrung zu lernen sein, „das muss man dann auch in der Situation sehen, wie die Leute reagieren und sich verhalten“, sagt Erwin Singer. Diese Maßnahmen ermöglichen einen weitgehend „normalen“ Messverlauf.
Der Friedensgruß muss zwar kontaktlos erfolgen, etwa durch Zunicken, das Empfangen der Kommunion ist aber wieder möglich, wenn auch nur als Handkommunion. Das nutzen die Messbesucher dankbar. Einer nach dem anderen schreiten sie im Meter-Abstand vor den Altar.
Die Gläubigen sind erleichtert
In der Zeit, in der die Kirchentore für Messbesucher geschlossen waren, konnte man in Perchtoldsdorf die Messen über Facebook mitfeiern. Dafür wurden die Sonntagsmessen fleißig gestreamt. Dennoch sind die Gläubigen an diesem Freitag erleichtert, dass nun wieder gemeinsam in der Pfarrkirche gefeiert werden kann.
Humor bewahren
„Es war eine wahre Freude“, sagt eine Kirchgängerin dem KURIER nach der Messe. Dass sie den Gottesdienst nur mit Mundschutz besuchen kann, stört sie nicht.
Wichtig sei ihr, überhaupt wieder in die Kirche zu gehen und auch Bekannte wieder sehen zu können – und bei all den Auflagen kann sie auch etwas Humor wahren: „Die Leute alle so mit den Masken zu sehen, hat ja irgendwie auch was Lustiges.“
Weitere Lockerungen
Pfarrer Josef Grünwidl blickt zum Abschluss der Messe jedenfalls zuversichtlich auf die nächsten Wochen: „Vielleicht können in einigen Sonntagen schon weitere Lockerungen erfolgen“.
Hoffnungszeichen
Wie ein Hoffnungszeichen erklingt am Ende – durch die Masken gedämpft, aber dennoch voller Optimismus: „Freu dich, Maria, freu dich, das Leid ist all dahin […] Bitt Gott für uns, so wird’s geschehen.“
Und das Wochenende zeigte noch einen weiteren Schritt in die Normalität: Am Samstag fand in der Perchtoldsdorfer Kirche eine Tauffeier statt.
Victoria Schmidt
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