Vierkampf um begehrten Polizei-Chefsessel

Wer dirigiert in Zukunft die knapp 5.000 Polizisten in Niederösterreich?
Neben Favorit Franz Popp gibt es drei weitere Kandidaten für die Stelle des Landespolizeidirektors von Niederösterreich

Das Rennen um den begehrten Schlüsseljob an der Spitze von knapp 5.000 Polizisten in Niederösterreich wird zu einem spannenden Vierkampf. Nach der am vergangenen Montag zu Ende gegangenen Bewerbungsfrist steht nun fest, wer für den mit monatlich 9.239,30 Euro (brutto, ohne Zulagen) dotierten Spitzenjob kandidiert.

Neben dem bisherigen stellvertretenden nö. Landespolizeidirektor und derzeit interimistischen Leiter, Generalmajor Franz Popp (57), gibt es zumindest einen weiteren klingenden Namen auf der Bewerberliste. Mit Manfred Aichberger soll KURIER-Informationen zufolge auch der frühere stellvertretende Direktor des Bundesamtes für Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) ein Bewerbungsschreiben im Innenministerium abgegeben haben.

Die einzige Frau im Rennen soll dem Vernehmen nach mit Monika Moitzi eine Juristin aus dem Bundeskriminalamt sein. Zuvor war die Kriminalistin jahrelang als Einbruchsermittlerin beim nö. Landeskriminalamt tätig. Beim vierten Bewerber handelt es sich um einen Bundesheeroffizier aus dem Verteidigungsressort. Dieser dürfte sich bereits 2017 für den Spitzenjob beworben haben, als der ehemalige Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, Landespolizeidirektor in NÖ wurde.

Weil Kogler 2019 die Uniform an den Nagel hängte und an die Spitze der NÖ Gesundheitsagentur wechselte, musste der Posten des Polizeidirektors neu ausgeschrieben werden. Monatelang kam die Politik in Sachen Neubesetzung jedoch auf keinen grünen Zweig.

Politikum

Ex-Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) und sein Generalsekretär Peter Goldgruber wollten bei der Ausschreibung 2019 ein abgeschlossenes juristisches Studium als Voraussetzung verankern. Damit hätte der logische Nachfolger Koglers ausgebootet werden sollen. Franz Popp hätte mit einem Bachelor und Master-Abschluss für „Polizeiliche Führung“ an der Fachhochschule Wiener Neustadt das Nachsehen gehabt.

Der Plan der FPÖ scheiterte allerdings an der nötigen Zustimmung von ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Nach der Übernahme des Innenministeriums durch die ÖVP begann sich das Postenkarussell wieder zu drehen. Es kam aber erneut zum Knatsch, dieses Mal mit dem Beamtenministerium unter Grünen-Chef Werner Kogler. Auch dort wollte man zunächst einen Juristen in der Schlüsselposition, schließlich setzte sich das Innenministerium durch und man suchte per Ausschreibung Kandidaten mit „abgeschlossenem facheinschlägigem Hochschulstudium“.

Popp hat nun damit wohl die besten Karten, zumal er als Wunschkandidat Mikl-Leitners gilt. Er ist schon 18 Jahre lang stellvertretender Gendarmerie- und Polizeichef in NÖ. Im Gespräch mit dem KURIER bestätigt der 57-Jährige seine Bewerbung. „Wir werden sehen, was das Verfahren bringt“, so Popp.

Vierkampf um begehrten Polizei-Chefsessel

Franz Popp (li.) bei der Angelobung von Polizeibeamten mit Innenminister Karl Nehammer und Johanna Mikl-Leitner

Aichberger begann seine Polizeikarriere 1986 bei der Gendarmerie in Baden, Lilienfeld und Hainfeld. Er schloss 2003 das Jus-Studium ab und wechselte 2010 ins BAK. Derzeit ist er im Innenministerium.

Der Bestellung geht eine Bewertung der Begutachtungskommission sowie der Personalvertretung voraus. Außerdem bedarf es der Unterschriften des Innenministers, der Landeshauptfrau, des Bundeskanzleramtes und letztlich des Bundespräsidenten.

Ein Name, der zuvor als heißer Kandidat gehandelt wurde, scheint nicht unter den Bewerbern auf. Der Pressesprecher des Innenministers, Oberst Markus Haindl, gilt dafür als Favorit für die Stelle des künftigen Landespolizeidirektor-Stellvertreter. Haindl stammt aus NÖ und war bereits Büroleiter für Öffentlichkeitsarbeit in der LPD.

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Oberst Markus Haindl ist derzeit Sprecher von Innenminister Karl Nehammer

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