Vermisstensuche auf 2.000 Meter: Polizeihunde werden fit für die Berge
Bezirksinspektorin Ulrike Groll und ihr Malinois baumeln unter dem Polizeihubschrauber in luftiger Höhe am Seil. Grayson ist bereits ein top ausgebildeter Personenspürhund. Damit er aber auch bei der Vermisstensuche im Gebirge eingesetzt werden kann, müssen die Diensthundeführerin und der Vierbeiner eine spezielle Ausbildung durchlaufen.
Das fünftägige Training dazu läuft diese Woche auf der Hohen Wand und in Puchberg am Schneeberg im südlichen Niederösterreich. Werden alle Hürden des Trainings gemeistert, wird die Landespolizeidirektion Niederösterreich Ende der Woche vier neue alpine Einsatzhunde in den Dienst stellen können. 40 sind es derzeit österreichweit. Und der Bedarf wird immer größer.
500 Einsätze zählt die Alpinpolizei pro Jahr bereits alleine in Niederösterreich, erklärt ihr Leiter Michael Hochgerner. „Es halten sich immer mehr Leute im Sommer in den Bergen auf. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit für Unfälle und Einsätze der Polizei. Wir machen darum auch mehr Hunde fit für das Gelände“, nennt Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) den Grund für den Ausbildungsschwerpunkt.
Die Hundeführer kommen mit ihren Tieren dann zum Einsatz, wenn die Bergrettung im alpinen Gelände nach Vermissten oder verunglückten Wanderern sucht, oder Abgestürzte im unwegsamen Gelände aufgespürt und geborgen werden müssen.
Besonders effizient für diese Aufgabe erweisen sich daher Personen-, Leichen- sowie Blutspuren-Spürhunde. Was den feinen Nasen für die riskanten Einsätze im Hochgebirge oder im felsigen Gelände aber noch fehlt, sind gewisse Fertigkeiten.
Schließlich müssen Frauerl, Herrchen und Hund auch im steilen, felsdurchsetzen Gelände zu einer Einheit verschmelzen. Nur ein Fehltritt kann für Mensch und Tier tödlich enden. Da beinahe jeder Einsatz der Alpinpolizei mit dem Helikopter einher geht, muss Seiltechnik, Abseilaktionen in luftigen Höhen und generell die Hubschrauberflüge mit den Vierbeinern trainiert werden.
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Auch Diensthundeführerin Julia Weber muss ihren dreijährigen Leichenspürhund Theo erst an den Rotorwind, den Lärm des Hubschraubers und das Hängen am Bergeseil gewöhnen. Schließlich baumelt sie zusammen mit ihrem Schäfer und Flugretter Roland Groll am 40 Meter langen Tau unter dem Helikopter.
Familienangelegenheit
Am Steuer der Maschine sitzt nicht nur die Ehefrau des darunter angeseilten Alpinpolizisten. Regine Groll ist auch stellvertretende Leiterin der Polizei-Flugeinsatzstelle Wien, sie gilt als extrem erfahrene Pilotin. „Man darf mit den Personen am Seil nicht zu schnell werden. Umgerechnet kann man nicht schneller als 60 km/h fliegen. Die Schwierigkeit liegt darin, auch bei dieser geringen Geschwindigkeit die Maschine möglichst ruhig zu halten“, erklärt die Einsatzpilotin.
Die derzeit sommerlichen Bedingungen seien für die Ausbildungsprogramm optimal. Unangenehm werde es am Seil hängend erst bei winterlichen Einsätzen, wenn widrigste Bedingungen wie Eiseskälte, Sturm, Regen oder Schnee herrschen.
Um lebensbedrohliche Notlagen im Gebirge zu vermeiden, appelliert Hochgerner darauf, bei Bergausflügen auf die richtige Tourenvorbereitung zu achten und vor allem auch das Wetter im Blick zu behalten. Alpine Vereine bieten entsprechende Unterstützung an.
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