Ursache für Lawinenunglück erhoben: „Es war ein extremes Pech“

Ursache für Lawinenunglück erhoben: „Es war ein extremes Pech“
Nachdem am Freitag vier erfahrene Tourengeher von einer Lawine verschüttet worden waren, untersuchten nun Experten den Steilhang.

Es war ein tragisches Unglück, bei dem am Freitag am Ötscher (Bezirk Scheibbs) in Niederösterreich drei Männer starben und einer schwer verletzt wurde. Eine Schneebrettlawine hatte die vier Tourengeher, die mit Steigeisen die Juckfidelplan emporstiegen, verschüttet – der KURIER berichtete. Am Wochenende waren Mitarbeiter der Alpinpolizei sowie des Lawinenwarndienstes NÖ vor Ort, um die Unfallursache zu klären. Auch ein Hubschrauber des Innenministeriums war dafür im Einsatz.

„Es war extrem viel Pech“, sind sich die Fachleute einig. Am Unglückstag habe mit Stufe 1 die niedrigste Lawinenwarnstufe gegolten. Zudem habe es sich bei dem verunglückten Quartett um Profis gehandelt. Alle vier Verunglückte waren Mitglieder der Bergrettung. Bei den drei Toten handelt es sich um einen 54-jährigen Alpinpolizisten aus dem Bezirk Krems, einen 55-jährigen Zahnarzt aus dem Bezirk Tulln und einen 64-jährigen Mann aus dem Bezirk Waidhofen a. d. Ybbs. Bei dem 44-Jährigen, der das Unglück schwer verletzt überlebt hat, handelt es sich um den für die Systemwartung verantwortlichen Mitarbeiter von Notruf NÖ. Er hat selbst noch die Rettungskette in Gang gesetzt.

"Keinesfalls leichtsinnig"

„Die Tourengeher haben keinesfalls leichtsinnig gehandelt“, betont ein Sprecher der Landespolizeidirektion. Arnold Studeregger vom Lawinenwarndienst NÖ war bei der Unfallerhebung am Samstag vor Ort. „Wir haben, wie das in der Fachsprache heißt, ein Altschnee-Problem gefunden“, erklärt Studeregger. Das Problem entstehe durch vorhandene Schwachschichten innerhalb der Altschneedecke.

Im aktuellen Fall, so Studeregger, seien zwei weiche Schneeschichten in der Schneedecke gewesen. Das könne man sich vorstellen wie Reiskristalle, die herausrieseln. Darauf habe sich eine harte Schicht befunden, die gefroren war. „Eine Verbindung zwischen den beiden Schichten war nicht gegeben.“ Bei dem Unfallgelände handelt es sich um eine Steilrinne an der Ötscherflanke mit einer maximalen Neigung von etwa 45 Grad.

Ursache für Lawinenunglück erhoben: „Es war ein extremes Pech“

Viel Druck auf Schneedecke

Um den Hang zu erklimmen, waren die Alpinisten mit Steigeisen ausgerüstet. Die Juckfidelplan sei auch in der Vorwoche mehrmals befahren worden. Da wurde berichtet, dass die Decke hart gewesen sei. Das lasse die Vermutung zu, dass durch den Aufstieg der Bergsteiger hintereinander so viel Druck auf die Schneedecke ausgeübt wurde, dass ein Schneebrett ausgelöst wurde.

Diese Vermutung würde sich auch in den Untersuchungen der Schneedecke widerspiegeln. Dafür sei man mit dem Hubschrauber zum Gelände geflogen. Da eine Landung auf dem Steilhang nicht möglich war, mussten die Experten per Seilflug zur Unglücksstelle kommen. Die Erhebung habe ergeben, dass die weiche Schneeschicht „durch den Druck beim Aufstieg angesprochen“ worden sei. „Es war kein glatter, sondern ein welliger Bruch.“

In Steilrinnen sei ein gewisses Restrisiko vorhanden, dass man an wenigen Stellen, ein Schneebrett auslösen könne. „Das wird eine von wenigen Rinnen in NÖ gewesen sein, wo so etwas passieren kann“, sagt Studegger.

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