Unwetter-Walze hielt Feuerwehren von NÖ bis Tirol auf Trab
Blitze, Sturm und sehr viel Wasser: Die Unwetterfront, die am Montagabend über Österreich zog, sorgte für Überflutungen und Murenabgänge in mehreren Bundesländern.
Auch Teile Niederösterreichs wurden Montagabend von heftigen Unwettern heimgesucht, Hunderte Feuerwehreinsätze waren die Folge. In den Bezirken St. Pölten, Melk, Mödling und Tulln heulten die Sirenen oftmals im Minutentakt, in der Region um Tulln regnete es gar 70 Liter pro Quadratmeter.
Insgesamt kam es zu 420 Feuerwehreinsätzen in ganz Niederösterreich. Knapp 2.000 Helfer von 180 Feuerwehren rückten aus.
In den Gemeinden Tulbing und Judenau-Baumgarten ergoss sich das Wasser laut Bezirksalarmzentrale von den Abhängen des Wienerwaldes auf die Ortschaften. Keller wurden geflutet und Straßen vermurt, in Sitzenberg-Reidling drohte eine neue Wohnhausanlage unterzugehen.
Großes Pech hatte auch ein Hausbesitzer in Moosbierbaum (Gemeinde Atzenbrugg), der heute eine neuen Dachstuhl aufstellen hätte wollen und deshalb den alten abgetragen hatte. Dadurch drangen große Wassermassen in das Gebäude ein, die Feuerwehr versuchte mit Planen und Pumpen noch zu retten, was zu retten ist.
Alleine im Bezirk Tulln standen 45 Feuerwehren mit mehr als 680 Männer und Frauen im Einsatz, gearbeitet wurde bis in die Morgenstunden.
Feuerwehreinsätze
Der Bezirk Mödling war ebenso von den Unwettern betroffen. Seit Montagnachmittag standen dort 13 Feuerwehren im Einsatz. Bis nach ein Uhr in der Früh wurden 75 Einsätze gezählt. Besonders schlimm war die Situation für die Ortschaften Gumpoldskirchen, Guntramsdorf, Biedermannsdorf sowie die Stadt Mödling; weitere Einsätze gab es für die Freiwilligen Feuerwehren Achau, Brunn am Gebirge, Gießhübl, Hinterbrühl, Laxenburg, Maria Enzersdorf Perchtoldsdorf, Vösendorf und Wiener Neudorf.
Häufig mussten Keller ausgepumpt werden, die Autobahnunterführung im Industriezentrum Süd stand unter Wasser. In Biedermannsdorf wurde die Böschung entlang eines Bachs weggespült, umstürzende Bäume drohten den Bach zu blockieren und mussten von der Feuerwehr entfernt werden.
Eine Person verletzte sich bei den Aufräumarbeiten in Guntramsdorf so schwer, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden musste.
Mehr als 500 Einsätze in Oberösterreich
Starkregen hat am Montagabend auch eine Schneise durch Oberösterreich gezogen - von Gmunden am Traunsee bis Wolfern im Bezirk Steyr-Land. 1.500 Mitglieder von 100 Feuerwehren wurden zu über 500 Einsätzen gerufen. Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, Wasser im Wohnraum und aufgeschwommene Kanaldeckel waren die Alarmierungsgründe vor allem in den Bezirken Gmunden, Kirchdorf und Steyr-Land, berichtete das Landesfeuerwehrkommando.
Von 18.00 bis etwa 21.00 Uhr prasselte der Regen im Bundesland nieder. Feuerwehrleute aus den drei hauptbetroffenen Bezirken wurden zur Unterstützung ihrer Kolleginnen und Kollegen an die besonders in Mitleidenschaft gezogenen Orte Gmunden, Kremsmünster, Bad Hall, Pfarrkirchen und Wolfern entsandt. Auch in den Nachtstunden waren sie noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
Überflutungen im Ennstal
Unwetter haben Montagabend und in der Nacht auf Dienstag auch in der Steiermark zu Schäden geführt. Gewitter zogen vom obersteirischen Bezirk Liezen bis in die Oststeiermark und brachten Sturmböen, Starkregen und Hagel mit. Laut Bereichsfeuerwehrverband Liezen war vor allem der Raum Schladming betroffen. Keller waren überflutet und Tiefgaragen mussten ausgepumpt werden. Pkw blieben in überschwemmten Straßenunterführungen stecken, hieß es seitens der Einsatzkräfte.
In Mandling im Bundesland Salzburg, gleich westlich von Schladming, wurde die Ennstal Bundesstraße (B320) von mehreren Muren und einem über die Ufer getretenen Bach verlegt. Die Feuerwehr Mandling-Pichl räumte die Straße frei und führte wechselseitige Anhaltungen durch, um die Verkehrsteilnehmer durchzulotsen. Im Bezirk Liezen waren zwischen 18.30 und 22.00 Uhr rund 160 Feuerwehrleute bei etwa 30 Unwetterschäden im Einsatz.
Murenabgänge und Überflutungen wurden auch aus dem Pinzgau und dem Pongau gemeldet. Mehr als 100 Personen wurden in Sicherheit gebracht. Am Dienstag wurden die Aufräumungsarbeiten fortgesetzt, einige Straßen waren in der Früh noch gesperrt. Der Zivilschutzalarm für den St. Johanner Ortsteil Reinbachsiedlung wurde um 8.00 Uhr aufgehoben. Das Ausmaß der schweren Schäden wird nun bei Erkundungsflügen begutachtet.
Linienbus in Bach gestürzt
Rund 1.400 Einsatzkräfte von 52 rückten zu rund 500 Einsätzen aus. Die Ereignisse überstürzten sich. In Dienten im Pinzgau riss eine Mure einen Linienbus in den Dientenbach, die zwei Insassen konnten gerettet werden. Während der Rettungsaktion bemerkten die Helfer, dass noch ein Pkw im Bach lag. Laut Polizei konnte sich die 21-jährige Autofahrerin selbst befreien und ans Ufer retten. Alle drei Personen wurden bei den Unfällen in Dienten verletzt, eine davon schwer. Zudem saß eine deutsche Urlauberfamilie zwischen zwei Muren in ihrem Auto fest, sie konnte von den Einsatzkräfte in Sicherheit gebracht werden. Die Dientner Landesstraße war vorerst zwischen Lend und Dienten gesperrt.
Auch im Pongau waren mehr als 80 Personen in ihren Fahrzeugen eingeschlossen. Auf der B163 zwischen St. Johann und Wagrain gingen zwei Muren ab. Die 83 Autoinsassen, darunter auch Kleinkinder, wurden von Einsatzkräften in Sicherheit gebracht und im Kongresszentrum St. Johann versorgt. Ein Fahrzeug war von der Mure mitgerissen worden. Die drei Insassen konnten sich unverletzt retten, informierte die Landespolizeidirektion Salzburg.
30 Personen bei Trauerfeier eingeschlossen
Alleine in St. Johann gab es rund 140 Schadensstellen. Bürgermeister Günther Mitterer ersuchte die Bewohner der Reinbachsiedlung, in den oberen Stockwerken zu bleiben und Keller nicht zu betreten, nachdem der Reinbach über die Ufer getreten war und auch mehrere Muren abgegangen waren. Einsatzleiter Marcel Pfisterer erklärte gegenüber dem ORF, dass die Einsatzkräfte insgesamt 90 Personen vor den Wassermassen retten konnten. "In unserer Leichenhalle sind bei einer Trauerveranstaltung etwa 30 Personen von den Wassermassen eingeschlossen worden. So ein Einsatz ist niemals ohne - aber das geht nicht ohne Risiko für die Feuerwehr."
In St. Johann-Alpendorf ging eine Mure auf die Großarler Landesstraße (L109) ab, und zwischen Schwarzach und Lend verlegte eine Mure die Pinzgauer Straße (B311). In Wagrain und Altenmarkt kam es ebenfalls zu Überflutungen. In Flachau wurde die Abfahrt von der Tauernautobahn (A10) wegen einer Mure gesperrt. Der Bahnhof Krimml, der sich auf dem Gemeindegebiet von Wald im Pinzgau befindet, wurde vorsorglich evakuiert. Die Gemeinde Krimml war von der Außenwelt abgeschnitten, nachdem Muren auf die Landesstraße (L113) und die Gerlos-Bundesstraße (B165) abgegangen waren. Das Obersulzbachtal in Neukirchen am Großvenediger wurde für den gesamten Fahrzeugverkehr und auch für Fußgänger gesperrt.
In Mittersill musste die Hubbrücke an der Salzach angehoben werden, um Verklausungen zu verhindern. Der Pegelstand lag um 22.00 Uhr bei 5,19 Meter, das bedeutete Alarmstufe zwei laut dem Hydrographischen Dienst des Landes Salzburg. Im Laufe der Nacht wurde mit einem Pegelstand von rund 5,50 gerechnet. Die Lage werde sich am Dienstag mit Abklingen der Regenfälle vermutlich entspannen, hieß es.
Tirol: Muren, Überflutungen, Blitzschlag, Hagel
Schwere Gewitter mit Starkregen und vereinzelt Hagel haben die Feuerwehren in einigen Teilen Tirols von Montagnachmittag an bis zum Abend auf Trab gehalten. Insgesamt kam es Unwetter-bedingt zu rund 200 Feuerwehreinsätzen, hieß es von der Leitstelle zur APA. Ab dem frühen Abend beruhigte sich die Lage dann. Im Zillertaler Stummerberg kam es jedoch noch zu einem Blitzeinschlag, bei dem zwei Wochenendhäuser in Vollbrand gerieten.
Zum Zeitpunkt des Brandausbruches gegen 20.30 Uhr hielten sich laut Polizei jedoch keine Personen in den Häusern auf. Der Blitz dürfte ersten Informationen zufolge im Bereich der Hochspannungsleitungen eingeschlagen haben. An mehreren umliegenden Häusern entstanden Beschädigungen an den Verteilerkästen und der Strom aus. Die Höhe des Sachschadens war vorerst nicht bekannt.
Ansonsten waren am Montag kleinere bis mittlere Muren auf Straßen abgegangen, lokal standen teilweise Garagen und Keller unter Wasser. Verletzte wurden keine gemeldet. Der Schwerpunkt lag im östlichen Mittelgebirge bzw. Bezirk Innsbruck-Land sowie im Raum Landeck und Paznauntal. Schwere Unwetter mit vereinzelten Schäden gab es aber auch etwa im Zillertal.
Auch etliche Straßen waren betroffen. Es kam zu Sperren, die aber Dienstagfrüh großteils wieder aufgehoben waren, erklärte ein Sprecher der Leitstelle.
Kommentare