Warten im Notquartier Tulln: "In dem Moment hat man ein bisschen Panik"

Warten im Notquartier Tulln: "In dem Moment hat man ein bisschen Panik"
Etliche Gemeinden mussten wegen des Hochwassers evakuiert werden. Jene Menschen, die im Tullnerfeld betroffen sind, wurden ins Messezentrum Tulln gebracht.

Was packt man ein, wenn man nur wenige Minuten Zeit hat und nicht weiß, wann man wieder nach Hause kommen kann? Diese Frage mussten sich am Montagabend Hunderte Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher stellen, denn insgesamt acht Gemeinden im Tullnerfeld wurden wegen des Hochwassers evakuiert.

Dafür hat das Rote Kreuz ein Notquartier in der Messe Tulln eingerichtet, das bis zu 1.000 Personen fassen kann. Die Höchstbelegung lag am Montag bei knapp 430 Personen. Bei einem Lokalaugenschein des KURIER am Dienstagmorgen waren es bereits weit unter 200. 

Laut Andreas Zenker, Sprecher des Roten Kreuz NÖ, seien viele mittlerweile bei Freunden oder Verwandten untergekommen. Einige würden auch nach Hause fahren, um nachzusehen, wie die Situation ist. "Das ist zwar sehr gefährlich, aber es gibt natürlich auch Menschen, die Tiere haben, die gefüttert und gemolken werden müssen. Das verstehen wir alles, aber wir schauen dass alle registriert werden und sich auch abmelden."

Viele Orte evakuiert

Im Tullnerfeld waren die Orte Rust, Asparn, Langenschönbichl, Neusiedl, Pischelsdorf, Erpersdorf, Kleinschönbichl sowie Kronau von den Evakuierungen betroffen. Auch etliche weitere Gemeinden waren in Niederösterreich von Evakuierungen betroffen. 

Warten im Notquartier Tulln: "In dem Moment hat man ein bisschen Panik"

Svitlana Hieret (li.) und Katharina Khovrina (re.) sind mit der Versorgung zufrieden.

So musste auch Svitlana Hieret aus Vorsorge mit ihrer kleinen Tochter in das Notquartier, sie lebt in Langenschönbichl. "Bei uns war noch kein Wasser, als wir weggefahren sind. Aber es gibt keinen Strom. Wir sind hier sehr zufrieden, denn es gibt warmes Essen und Trinken und man kann hier schlafen. Man hat das Wichtigste."

Von der Evakuierung sei man überrascht gewesen. "Wir waren nicht vorbereitet. In dem Moment hat man ein bisschen Panik." Sie habe Reisepässe, Handy und Ladegerät eingepackt. Erst zu spät seien ihr noch andere wichtige Dinge eingefallen. 

Die Situationen der Menschen, die hier untergebracht sind, seien sehr unterschiedlich, sagt Zenker. "Es gibt Leute hier, die haben sie mit dem Gabelstapler aus dem ersten Stock gerettet." 

Andere habe man nur zur Sicherheit nach Tulln gebracht. Manche sind mit Kindern, Hunden und auch Katzen gekommen. Man schaue, dass die Menschen trotz der Lage ein wenig Entspannung bekommen. 

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Waltraud Sieberer wartet mit ihrer Familie darauf, um in ihr Haus zurückzukönnen. 

Diese findet zumindest Waltraud Sieberer, die in Langenschönbichel wohnt, nicht. "Die Feuerwehr ist gekommen und hat gesagt ‚Ihr müsst’s zampacken, ihr werdet evakuiert. Seitdem sind wir da." Ihr Ehemann und der Sohn seien aktuell kurz nach Hause gefahren, weil sie wichtige Medikamente vergessen hätten.

"Wir sind alle müde"

Vor allem die volle Gefriertruhe zu Hause mache ihr Sorgen. Aktuell gibt es keinen Strom in der Gemeinde. "Wenn wir Pech haben, können wir alles wegschmeißen", so Sieberer. "Müde sind wir auch schon alle. Wir sind die ganze Nacht hier gesessen", sagt die Pensionistin, die nicht unbedingt im Feldbett schlafen möchte. 

In dem Moment kommt der Ehemann zurück: "Wir haben Polster mit, jetzt können wir schlafen auch, wenn wir dableiben müssen."

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Eine Gruppe half in Langenschönbichel beim Befüllen der Sandsäcke. Danach wurden ihre Häuser selbst evakuiert.

Viele sehen die Lage durchaus entspannt. Man könne aktuell nichts anderes machen als zuzuwarten. "Wir können es ja ned ändern", sagt ein Mann, der mit einer Gruppe aus seinem Ort auf Entwarnung wartet. Man habe am Vortag gemeinsam mit der Feuerwehr noch Sandsäcke befüllt. Als man nach Hause fahren wollte, wurde man von der Evakuierung informiert.

"Wir waren überrascht, weil wir damit nicht gerechnet haben", sagt ein weiterer Mann aus der Runde. "Bei uns ist noch alles trocken, aber die Gefahr besteht immer. Wir Schauen halt, wie es sich weiter entwickelt. Was soll man sonst tun?"

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