Allein im heurigen ersten Halbjahr seien die Wetterextreme deutlich zu spüren gewesen, schilderte Pernkopf. Dem außergewöhnlich kühlen Frühjahr folgten der heißeste Juni der Messgeschichte, Hagelunwetter im Norden des Landes und Flur und Waldbrände in anderen Landesteilen. Im Vergleich zum Schnitt der letzten 30 Jahre gab es im ersten Halbjahr um 40 Prozent weniger Niederschlag. Im Marchfeld, „der Kornkammer Österreichs“, kam es mit nur vier bis fünf Liter Regen pro Quadratmeter im Frühjahr eigentlich zu einem Totalausfall.
Der Klimawandel sei längst angekommen und die Bauern die ersten Opfer, sagte Pernkopf. Unwetter werden unberechnbarer, punktueller und stärker, die Trockenperioden heißer, großräumiger und länger. Damit Ernteerträge gesichert und Äcker mit Wasser versorgt werden können, wurden in NÖ bislang 100.000 Hektar bewässerbar gemacht. Gemüse-, Weinbau und Spezialkulturen müssen so bereits gesichert werden. Der Kampf um genügend Wasser für gute Ernten kostet jedenfalls bereits viele Millionen Euro.
Insgesamt sind in den Jahren 2014 bis 2020 45 nö. Bewässerungsprojekte mit einem Investitionsvolumen von 34 Millionen umgesetzt worden. 50 Prozent davon kamen aus Fördertöpfen der EU, des Bundes und Landes, die andere Hälfte von den Bauern. Erst jüngst wurde in Zistersdorf bei Hausleiten (Bezirk Korneuburg) eine Anlage für 400 Hektar um 3,7 Millionen Euro gebaut.
Jene Flächen, die von den Bauern auf Knopfdruck beregnet werden können, sollen jedenfalls in Österreichs größtem Agrarland, in dem sich die Hälfte der bundesweit verfügbaren Ackerflächen befindet, noch massiv ausgeweitet werden. Potenziell seien weitere 125.000 Hektar Acker- und 35.000 Hektar Weinkulturen bewässerbar, so Pernkopf. 2020 wurde deshalb gemeinsam mit der NÖ Landwirtschaftskammer ein mit Experten und Wissenschaftern besetztes Kompetenzzentrum gegründet. Pernkopf dazu: „Dort haben wir moderne Pflanzenwissenschaft und die Hydrologie sowie innovative Bewässerungssysteme und Präzisionslandwirtschaft zusammengeführt“. Das Grundanliegen sei immer, das vorhandene Wasser in der Region meist mithilfe von Speicherteichen zu halten und zu nutzen. Ohnehin durch ein strenges Wasserrecht geschützt, gehe man mit Grundwasserkörpern höchst sensibel um.
LK-Vize Mayr berichtete, dass zum Erntestart die fast abgeschlossene Gerstenernte sehr gute Ergebnisse gebracht hat. Die Auswirkungen der Trockenheit auf den Weizen sind noch ungewiss, große Sorgen bereiten bei weiterer Regennot die Erdäpfel.
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