Trauer im Mostviertel um den Volkskundler der Bauern

Anton Distelberger schrieb mehrere Bücher und baute das Mostviertler Bauernmuseum mit 22.000 Exponaten auf
Mostbauer, Museumschef, Mundartforscher und Buchautor Anton Distelberger ist 92-jährig gestoren. Einer dem wenige "s' Wâssa reicha" konnten.

Ein Gigant im volkskundlichen Wissen um das Mostviertel ist nicht mehr. Anton Distelberger senior, der Altbauer am Ödthof in Gigerreith bei Amstetten ist am Sonntag 92-jährig gestorben. Im Mostviertel trauert man um ein rühriges und fleißiges Original, das neben der Arbeit am Hof mehrere Bücher verfasste und mit seinem "Mostviertler Bauernmuseum“ mit rund 22.000 Exponaten die größte volkskundliche Sammlung  Österreich zusammengetragen hat.

„Hey  du dahinten, wenn’st net still bist, musst hinausgehen. Da herinnen red’ nur i“.  Bei Führungen durch sein am eigenen Hof eingerichtetes Museum verstand Distelberger keinen Spaß und verlangte Aufmerksamkeit.  Trotzdem  blieb bei den Museumsgästen kein Auge trocken. Anhand unzähliger Gegenstände aus dem historischen Bauernleben gab der gesellige und fröhliche  Sammler und Heimatforscher tiefe Einblicke ins Bauernleben. Kein Utensil, das er nicht erklären konnte, dazu gab es Anekdoten, Gerüchte und Geschichtsschrullen  über oft auch sehr bauernschlaue  Mitglieder seiner Zunft.

Trauer im Mostviertel um den Volkskundler der Bauern

Anton Distelberger in seinem Volkskundemuseum

In 15 Räumen am heutigen Genuss-Bauernhof seines Sohnes des Mostbarons Toni Distelberger ist das Museum eingerichtet. Dabei finden sich eine original eingerichtete Greißlerei  sowie bäuerliche Stuben, Küchen und Werkstätten. 
Und natürlich spielten auch immer der Most- und der Schnaps eine Hauptrolle.  Traditionen,  Bräuche  und Legenden aus dem Mostviertel, es  gab nichts, das der Amstettner Kulturpreisträger Distelberger dazu nicht kannte.

Jahrzehnte lang gesammelt

Seit Anfang der 70er-Jahre sammelte der in Hochrieß bei Wieselburg geborene und am Ödthof eingeheiratete  Anton bäuerliches Kulturgut und Handwerkszeug. Auf den Höfen, die  er beim Sammeln besuchte, nahm er auch gleich Geschichten, Sprüche  und heimatkundliche Besonderheiten mit.

Aus dem Hobby  wurde Leidenschaft und  so verfasste der Bauer auch eine Reihe von Büchern über das „Mostviertler Volksbrauchtum“,  geheimnisvolle Stätten und alte Wallfahrtsstätten oder rund um seinen 70. Geburtstag das Werk „Mein Sammlerleben: Von  Menschen, alten Dingen und Worten“.  Es wurde eine berührende und interessante Biografie über seine Kindheit in der Familie mit neun Kindern bis  hin zum bäuerlichen Leben am Ödthof und in der gesamten Region rundherum.

Besonders wertvoll ist in diesem Werk eine umfassende Sammlung von Mostviertler Mundartsprüchen, deren Sinn und Ursprung Distelberger genau erklärt.  Sager, wie „Der piperlt gaunz sche’!“ oder  „Du bist so a Bluza“ wurden von ihm akribisch analysiert. 
Gut gelaunt war Anton Distelberger nach getaner Arbeit oft im Heurigen seines Sohnes gern gesehener Gesprächspartner. Lieferte er doch zum feinen Essen und Trinken viel Wissenswertes, allerlei Neuigkeiten und Erklärungen  zu Wetter, Natur oder Geschehnissen im Land.

Das Glas Most vor sich, ließ sich der Ödthofbauer dabei aber wenig auf Diskussionen ein. Er wusste immer, dass er viel weiß, und tat das in seiner sympathischen Art auch kund. Und wenn es jemand wissen wollte, dann konnte Anton Distelberger seinem Gegenüber auch die Herkunft von gängigen Sprüchen, etwa „Dem kaus’t du net amoi’s’ Wâssa reicha!“erklären.

Abschied

Anton Distelberger wird am 28. Februar (10.30 Uhr) bei einem feierlichen Requiem in der Amstettner Stadtpfarrkirche St. Stephan  verabschiedet. Statt Kranz- und Blumenspenden bittet die Familie um Unterstützung des Afrika-Projekts des im Vorjahr verstorbenen Missionars und Bruders von Anton, Johann Distelberger. 
 

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