Beim Pflanzen-Heurigen: Vegane Brettljause und Tofu-Eierspeis
Der Trend zur veganen Ernährung macht auch vor den Heurigen und Buschenschenken nicht halt. Kein Wunder, hat sich doch der Anteil der Bevölkerung, die sich vegetarisch oder vegan ernährt, in den vergangenen fünf Jahren auf über elf Prozent erhöht.
Das hat natürlich Auswirkungen auf das Angebot. Bei zahlreichen Betrieben sind schon vegane oder vegetarische Speisen auf der Karte zu finden.
„Gibt es in einer Gruppe einen Veganer, richtet sie sich nach ihm, wohin zur Jause gefahren wird.“ Das ist zwar ein triftiger aber lange nicht der einzige Grund, warum am traditionellen Mostviertler Genussbauernhof von Toni Distelberger und seiner Nichte Christine Pfligl in Gigerreith bei Amstetten neuerdings mit veganer Kost aufgewartet wird. Das Experimentieren und Kreieren neuer Speisen und Getränke ist am Hof ein Prinzip.
„Vleischknödel“
Als Mitgründer der Edel-Produktionsgemeinschaft Mostbarone und Heurigen-Pionier wären die veganen „Vleischknödel“, die Distelberger nun auf der Karte hat, noch vor einigen Jahren zum Gespött unter den Heurigenwirten geworden. Doch in den vergangenen Wochen sind die g’schmackig gefüllten Erdäpfelknödel zum Hit geworden. „Wir haben natürlich weiterhin zu gut 90 Prozent Speisen mit Fleisch, aber die vegane Linie hat so gut eingeschlagen, dass wir mehr anbieten wollen“, kündigt Distelberger an. Wenn im August wieder ausgesteckt ist, wird es die vegane Brettljause geben, verrät Christine. Fermentierter Bio-Radi als schmackhafter Speckersatz, Eierspeis’ auf Tofu-Basis, „Bratlfettn“, die keine ist, und Apfel-Zwetschken-Schmalz sollen auf dem Jausenbrettl die Veganer satt und die Fleischtiger neugierig machen.
Distelberger ist mit der veganen Kost im Heurigenbuffet längst nicht mehr allein. Ein vom Verband Moststraße organisiertes Kochseminar mit Österreichs veganem Haubenkoch Siegfried Kröpfl im Frühjahr habe Niederschlag in etlichen Betrieben gefunden, berichtet Initiator Christopher Starkl. Der vegane Zug habe Tempo aufgenommen. Grundstoffe für das Kochen ohne tierische Produkte seien in der Anschaffung günstiger, oft einfach zu verarbeiten und verderben nicht so leicht, listet Starkl Vorteile auf.
Auch Roswitha Groiß, die Betreuerin der Top-Heurigen in der nö. Bauernkammer erkennt einen „sehr starken Trend“. Bei den 135 Betrieben in der Top-Heurigen-Liga in Niederösterreich sei schon bisher ein Drittel der Speisen vegetarisch. „Viele haben schon Vegetarisches oder vegane Aufstriche auf der Karte, ohne diese als solche speziell anzupreisen“, sagt die Heurigen-Expertin.
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