Tote findet keine Ruhe(stätte): Gemeinde untersagt Beisetzung

Tote findet keine Ruhe(stätte): Gemeinde untersagt Beisetzung
Ternitz: Bestatter bot zur Urne auch eine Ruhestätte im Wald – das wurde ein Fall für die Justiz.

Es sollte eine schöne letzte Ruhestätte für die verstorbene Schwester werden: Die Asche der Frau sollte in einer verrottbaren Urne im Wald beigesetzt werden. Das hatte sie sich ausdrücklich gewünscht. Doch daraus wurde nichts. Der Gemeinde Ternitz wurde die private Bestattung in einem Wald zu viel – schon fünf weitere Urnen waren hier beigesetzt worden. Auf einem Lageplan waren sogar 142 Urnenplätze im Grünen eingeplant. Der Bürgermeister zog die Notbremse. Der Fall landete vor dem Landesverwaltungsgericht – und das gab dem Bürgermeister Recht.

142 Urnenplätze

„Es ist einfach ausgeufert“, sagt Stadtamtsdirektor Gernot Zottl. „Der Wald wurde Anlagen-mäßig betrieben – und ab diesem Zeitpunkt ist nicht mehr die Gemeinde für eine Bewilligung zuständig, sondern das Land.“ Entsprechend könne der Bürgermeister auch keine Genehmigung mehr erteilen.

Tatsächlich hatte der Bestatter anscheinend Großes vor: Die Anlage war mit dem Wegweiser „Urnenwald 50 m“ versehen, auf dem Lageplan waren neben den Urnenplätzen auch künstliche Pyramiden eingezeichnet. Beworben wurde die Ruhestätte mit den Worten: „Die in letzter Zeit sehr starke Nachfrage nach alternativen Bestattungsformen haben wir zum Anlass genommen und können diese Art der Beisetzung in direkter Umgebung anbieten.“ Eine praktische Lösung für Angehörige, denen die regelmäßige Grabpflege zu schwierig bis unmöglich sei. Der Wald gehört übrigens einem Angestellten des Bestattungsunternehmens.

Den Vorwurf, man würde möglicherweise einen Friedhof betreiben, wies der Bestatter „aufs Deutlichste“ zurück. Dennoch wurden in der Zwischenzeit Wegweiser, Orientierungsplan und Infos auf der Homepage entfernt. Der Bürgermeister, so der Vorwurf, hätte eine negative Meinung zu Bestattungen in der Natur und sei voreingenommen.

Friedhöfe

„Es geht der Gemeinde nicht darum, dass man sich vor Konkurrenz fürchtet“, sagt der Stadtamtsdirektor. „Auch wenn die Stadt selbst zwei Friedhöfe betreibt.“ Aber das sei eben ein rechtlicher Graubereich, der müsse geklärt werden.

Der Bestatter selbst will „keine Informationen dazu preisgeben. Aus verschiedenen Gründen“, wie er meint. Die Sache sei noch nicht ausgestanden, er wolle kein Öl ins Feuer gießen. Nur so viel: „Die Politik sitzt anscheinend am längeren Ast.“

Die Frau starb übrigens bereits am 14. März 2018. Die endgültige Entscheidung, was mit ihrer Asche passiert, dürfte noch länger dauern.

Kommentare