Teure „Kapitalismuskritik“: 90 Luxusautos zerkratzt, 100.000 Euro Schaden

Teure „Kapitalismuskritik“: 90 Luxusautos zerkratzt, 100.000 Euro Schaden
31-jähriger Deutscher machte im Drogenrausch Jagd auf Mercedes-Sterne und beschädigte Fahrzeuge.

Einen Monat lang trieb der Angeklagte sein Unwesen in den niederösterreichischen Bezirken Baden und Mödling – die Kosten seiner Taten werden den 31-Jährigen aber wohl noch viele Jahre lang beschäftigen. Rund 100.000 Euro Schaden hatte er zwischen 19. August und 23. September 2021 angerichtet. Wie er diese Summe zurückzahlen soll, ist unklar, ist der Arbeitslose doch nach eigenen Angaben finanziell von seiner Mutter abhängig.

"Ungerechtigkeitsgefühl"

Dabei wollte der Mann seine Taten doch paradoxerweise als „antikapitalistisches Statement“ verstanden wissen, wie er gegenüber der Polizei angab. Er verspüre „ein Ungerechtigkeitsgefühl für die gesamte Gesellschaft“, die sich nicht so entwickle, wie er sich das wünschen würde. Also machte er Jagd auf kapitalistische Statussymbole, brach Mercedes-Sterne von parkenden Fahrzeugen ab und kratzte das Anarchie-Symbol – ein A in einem Kreis – in insgesamt 90 Autos der Marken BMW, Porsche und Mercedes.

All das unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen, rechtfertigte er sich am Donnerstag am Landesgericht Wiener Neustadt: „Ich kann mich an die Taten kaum erinnern. Ich leide an Depressionen, bin deshalb auch in Behandlung.“ Zwei der erbeuteten Marken-Embleme nähte er sich – offensichtlich als Trophäe – auf seine Jacke. Überraschenderweise gelang es ihm dann jedoch, das Tragen eines teuren Designermantels in Einklang mit seiner Kapitalismuskritik zu bringen. Das Kleidungsstück hatte er nämlich am Hauptbahnhof Wien auf einer Sitzbank entdeckt und einfach mitgenommen, weshalb er sich auch wegen Unterschlagung verantworten musste.

Weiter in Behandlung

„Wie lässt sich das mit ihrer Gesinnung vereinbaren? Ist ein so teurer Mantel nicht ein Symbol für genau das, was sie so sehr ablehnen?“, fragte der Richter nach. „Es war ein warmes Kleidungsstück und ich habe wenig Geld“, lautete die lapidare Antwort.

Mittlerweile zeige seine psychologische Betreuung Erfolge, er habe dem Alkohol und den Drogen abgeschworen und sei bemüht, sein Leben „wieder auf die Reihe zu bekommen“, beteuerte der Mann, der eigentlich in Deutschland lebt, aber nach Österreich gekommen war, um hier seine Mutter zu besuchen. „Ich bereue zutiefst, was ich getan habe, so etwas wird nie mehr vorkommen.“

10 Monate Haft - bedingt

Bis zum Abschluss des Verfahrens durfte der 31-Jährige Österreich nicht verlassen. Er wolle jedoch so rasch wie möglich wieder zurück nach Deutschland gehen: „Dort habe ich mein Lebensumfeld, meine Freunde.“ Seinen Zahlungsverpflichtungen entkommt der Mann dadurch allerdings nicht. Rund die Hälfte des Gesamtschadens wurde den Besitzern der beschädigten Fahrzeuge direkt vom Gericht zugesprochen, weshalb diese nun Exekutionsansprüche geltend machen können. Weitere Forderungen werden wohl auf dem Zivilrechtsweg folgen.

Ins Gefängnis muss der 31-Jährige aber nicht. Das Urteil, zehn Monate bedingt, ist noch nicht rechtskräftig. Seine Therapie wolle er jedenfalls weiter fortsetzen, versprach er. Die Notwenigkeit sei ihm bewusst: „Ich weiß, dass es absolut schwachsinnig war, was ich getan habe. Ich will mein Leben ab jetzt mit konstruktiven Gedanken füllen."

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