Alarm im Spital: „Das Personal ist am Limit des Zumutbaren“

Symbolbild.
Auch aufgrund von Corona-Erkrankungen und Quarantäne fehlen in den Spitälern der Thermenregion rund 15 bis 20 Prozent der Mitarbeiter – die Grundversorgung ist aber nicht in Gefahr.

„Diese Pandemie ist nicht vorbei“, sagt Primar Ojan Assadian. Der ärztliche Leiter des Krankenhauses Wiener Neustadt weiß, wovon er spricht. Nicht nur aufgrund seiner Spezialausbildung als Infektiologe, sondern vor allem weil ihn die praktischen Auswirkungen der jüngsten Welle an Erkrankungen täglich vor Personalprobleme stellen.

Rund 90 Mitarbeiter des Hauses sind aktuell nicht im Dienst, weil sie an Covid erkrankt oder als Kontaktpersonen in Quarantäne sind. Weitere 90 befinden sich aus anderen Gründen im Krankenstand. In der gesamten Thermenregion sind es aktuell rund 1.200 Mitarbeiter. „Das Personal ist am absoluten Limit des Zumutbaren. Nur dank des großen Einsatzes aller Mitarbeiter können wir die Versorgung der Patienten noch garantieren“, stellte Assadian im Rahmen einer Presseerklärung am Montag klar.

„Kein Grund zur Panik“

Grund zur Panik bestehe nicht, betonte Ludwig Gold, als Geschäftsführer der „Gesundheit Thermenregion GmbH“ für die Spitäler Baden-Mödling, Neunkirchen, Hochegg und Wiener Neustadt zuständig. Man könne durch standortübergreifende Zusammenarbeit die Grundversorgung jedenfalls garantieren. Doch Gold bestätigte, was schon in der vergangenen Woche bekannt geworden war (der KURIER berichtete): „Aufgrund der massiven Personalausfälle werden planbare Eingriffe verschoben, um uns auf die Akutversorgung zu konzentrieren.“

Alarm im Spital: „Das Personal ist am Limit des Zumutbaren“

Die Lage sei seit Beginn der Pandemie angespannt, derzeit spitze sie sich aber besonders zu. Ob der aktuelle Anstieg an Erkrankungen in Zusammenhang mit den Anfang März erfolgten Öffnungsschritten der Bundesregierung stehe? „Diese Frage kann nur mit einem klaren Ja beantwortet werden“, sagte Primar Johann Pidlich, ärztlicher Leiter des Thermenklinikums Baden/Mödling. Auch in seinem Haus seien derzeit zwischen 15 und 20 Prozent der Belegschaft ausgefallen. „Wir befinden uns in der bevölkerungsreichsten Region Niederösterreichs und haben daher auch die höchste Zahl an Covid-Patienten“, betonte Pidlich. Auch er versicherte aber: „Die Versorgung von Notfällen – etwa bei Herzinfarkt, Schlaganfall oder nach einem Unfall – bleibt garantiert. Wenn Eingriffe verschoben werden können, ohne dass der Patient dabei Schaden erleidet, tun wir das.“

„Eine Herausforderung“

In einer Dienstanweisung an die Belegschaft hatte die Badener Krankenhausführung in der Vorwoche von einer Umstellung auf einen „Notfallbetrieb“ gesprochen. Dies bedeute jedoch nicht, dass „nur noch ein Notbetrieb im Spital“ aufrecht erhalten werden könne, stellte Pidlich klar.

Petra Augustin, Pflegedirektorin für Baden/Mödling, wusste zu berichten: „Die Personal-Einsatzplanung ist derzeit eine tägliche Herausforderung, die wir nur dank der hohen Flexibilität der Mitarbeiter bewältigen können.“ Das Personal sei nach zwei Jahren Ausnahmesituation im Spital erschöpft. Eine Einschätzung, die ihre Wiener Neustädter Amtskollegin Christa Grosz teilte: „Es ist ein tägliches Jonglieren. Die Konzentration auf die Akutversorgung ist daher aus unserer Sicht ein sehr wichtiger Schritt.“

"Schwere Erkrankung"

Mit einer Entspannung der Situation rechne man in frühestens 14 Tagen, meinte Primar Assadian, der appellierte: „Auch wenn Maßnahmen zum Schutz vor Covid nicht mehr gesetzlich vorgeschrieben sind, sollte man den gesunden Menschenverstand benutzen, um sich selbst und andere zu schützen.“ Maske zu tragen und Abstand zu halten sei jedenfalls weiterhin dringend erforderlich. Denn: „Auch bei einem sogenannten leichten Verlauf bleibt Covid eine schwere Erkrankung.“

Dass eine seit Jahren bestehende Personalknappheit zur aktuellen Situation geführt habe, wie seitens der Belegschaft moniert wurde, wies Geschäftsführer Gold zurück: „Wir haben seit drei Jahren Steigerungen – wenn auch kleine. Der Einstieg für Pflegekräfte wurde erleichtert und offene Stellen werden rascher nachbesetzt.“

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