Stürmischer Weg zum eigenen Windkraftwerk
Täglich trudeln Anfragen für ein Windrad für zu Hause bei Franz Schachner, Hersteller von Kleinwindkraftanlagen im nö. Mostviertel, ein. Die Nachfrage sei enorm gestiegen – das Thema Blackout und die Strompreise würden die Überlegungen hinsichtlich Alternativen anheizen. „Wenn der Wind bläst, sind es gleich noch mehr“, sagt er.
Zur Realisierung kommt es aber äußerst selten, weswegen sich nur in wenigen Gärten, auf wenigen Häusern, Höfen oder landwirtschaftlichen Flächen Rotoren drehen. Und das, obwohl man günstige sogar bei Amazon bestellen kann.
Als Privatperson aus Wind Strom zu erzeugen, ist nämlich bei Weitem nicht so einfach umsetzbar wie aus Sonne.
An der Technik liegt das nicht. Schon eher an den Rahmenbedingungen. Anders als bei einer PV-Anlage braucht man für eine Kleinwindkraftanlage eine Bewilligung durch die Baubehörde. Wer eine haben möchte – in den Anfragen bei der Firma Schachner sind das Anlagen mit einer Leistung zwischen 1 und 5 Kilowatt (kW) für Einfamilienhäuser und bis zu 10 kW bei (landwirtschaftlichen) Betrieben – muss es im Vorhinein absegnen lassen. Und scheitert eben häufig an diesem Punkt.
In der Bauordnung für NÖ etwa sind drei Punkte maßgeblich für das Aufstellen: Bauwerkshöhe, Lärmentwicklung und Ortsbild.
Gerade Letzteres liegt im Auge des Betrachters und in diesem Fall ist das die Gemeinde, die in erster Instanz als Baubehörde über eine Bewilligung entscheidet. Und so untersagen manche das Aufstellen von Kleinwindkraftanlagen von vornherein.
„Ein kleines Windrad wäre immer möglich, wenn man nicht unbedingt mitten im Ort wohnt und da eines aufstellen will“, ist hingegen Schachner überzeugt. Die Windräder aus seiner Produktion sind je nach Anforderungsprofil zwischen vier und maximal 25 Meter hoch. Sie seien optimal als Ergänzung zu einer Fotovoltaikanlage. „70 Prozent ihrer Stromerzeugung erfolgt im Winter, bei der PV Anlage sind es da 30 Prozent. Windkraftanlagen produzieren in der Regel dann, wenn es PV-Anlagen nicht tun – nicht nur bei schlechtem Wetter, auch in der Nacht“, so Schachner.
Einheitliche Richtlinien
Dass Kleinwindkraftanlagen hierzulande dennoch keine große Bedeutung haben, bestätigt auch EVN-Sprecher Stefan Zach. In Niederösterreich gebe es derzeit 80 Anlagen, die bei dem Energieversorger ins Netz einspeisen. Sie haben zusammen eine Leistung von 0,6 Megawatt (MW). Zum Vergleich: Eine große Windkraftanlage, die man von Windparks kennt, hat eine Leistung von vier bis sechs Megawatt.
Aber sind Kleinwindkraftanlagen überhaupt sinnvoll? „Ja, auf jeden Fall.“ Zumindest dann, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Er nennt die Anlagenqualität – davon eine billige bei Amazon zu bestellen, rät er ab – den Standort, am besten in der Hauptwindrichtung, in exponierter (Allein-)Lage mit wenig windbremsenden Hindernissen. In bebauten Gebieten ist es laut Zach wenig sinnvoll.
Und gleichzeitig schwindet die Wahrscheinlichkeit für die Bewilligung in Siedlungsgebieten. Neben dem Ortsbild seien auch Schattenwurf und Geräuschentwicklung sowie Anrainerakzeptanz Punkte, warum manche Gemeinden kleinen Windrädern kritisch gegenüberstehen. „Bei der Kleinwindkraft bräuchten viele Gemeinden eine Unterstützung, wie man dabei vorgehen soll. Weil es nicht genug Hinweise des Gesetzgebers gibt, wie solche Anlagen zu bewerten sind, wo sie gut hinpassen, wo sie Probleme machen, sind Gemeinden auch unsicher“, sagt Zach. Einheitliche Richtlinien würden helfen, findet auch der Unternehmer Schachner.
Kleinwindkraft
Wenn in Österreich von Windenergie gesprochen wird, sind meistens die Großwindräder gemeint. Das sind Anlagen ab einer Leistung von 100 kW. Kleinwindkraftanlagen für Private starten bei 1 kW, nur selten gehen sie über 10 kW hinaus
Bewilligung
Für eine Kleinwindkraftanlage braucht es eine Baubewilligung
Förderung
Das EAG sieht vor, dass für Windkraftanlagen zwischen
20 kW und 1 MW eine Investitionsförderung beantragt werden kann
Frage der Finanzierung
Ein weiterer Punkt, warum sich das Windrad für zu Hause noch nicht weiter durchgesetzt hat, ist die Finanzierung. Die Anschaffung ist teurer als jene einer Fotovoltaikanlage. Ungefähr um das Drei- bis Vierfache. Bis zum Inkrafttreten des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) im Jahr 2021 gab es überhaupt keine Investitionsförderung und auch jetzt kommt sie kaum zur Anwendung. Der Grund: Erst ab einer Leistung von 20 Kilowatt bis zu 1 Megawatt kann man sie abholen. „Diese Förderung geht an dem bei uns spürbaren Markt vorbei“, betont EVN-Sprecher Zach. Auch hier würden die Kundenanfragen nahezu immer unter einer 10-Kilowatt-Leistung liegen.
So bleibt das Einzige, das sich bei Wind im Garten dreht, wohl weiterhin das bunte Spielzeugwindrad.
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