SPÖ warnt vor Flussbad und befürchtet „Öko-Katastrophe“
Während im Amstettener Naturbad für den 21. Mai die Öffnung zur letzten Badsaison im alten Ensemble vorbereitet wird, tobt in der Stadtpolitik der Streit um die Neubaupläne weiter. Neue Argumente befeuern die Diskussion. Die SPÖ warnt, dass durch die Flussbad-Pläne der schwarz-grünen Stadtregierung das Ökosystem der Ybbs massiv gefährdet wird.
Mit ihrer Online-Petition zur Erhaltung des Freibads dürfte die SPÖ bei knapp über 1.200 Protestunterschriften (rund 800 davon aus Amstetten) den Plafond erreicht haben. Jetzt warnen die Roten vor einem Öko-Kollaps. „Wenn man die hunderten Menschen, die im Sommer täglich im Freibad sind, wirklich an die Ybbs lotsen will, dann steht uns eine ökologische Katastrophe bevor“, warnt der frühere SPÖ-Umweltgemeinderat und jetzige Baustadtrat Bernhard Wagner.
Wie berichtet, wollen ÖVP und Grüne im 20.000 Quadratmeter großen Freibad sowohl das Freibecken samt den Rutschen, als auch den Naturteich zuschütten. Stattdessen soll das Freibadgelände mit einem Wasserspielpark ausgestattet und frei zugänglich werden. Wer schwimmen will, soll über einen rund 300 Meter langen Weg zum Ybbsufer gelotst werden. Oder eben ins kostenpflichtige neue Ganzjahreshallenbad kommen.
EU-Life-Projekt
Der mitten in der Stadt verfügbare Schotterstrand der Ybbs entstand im Zuge eines EU-Life-Projekts 2013/14. Um rund 3,6 Millionen Euro wurde der Fluss naturnah rückgebaut. Erschlossen durch den Ybbsuferweg, ist das Areal zum beliebten Freizeitgebiet geworden. Jetzt an heißen Sommertagen noch weitere Menschenmengen in dieses Natura-2000-Schutzgebiet zu locken, führe zu massiven Umweltbelastungen, befürchtet auch die SPÖ-Umweltsprecherin Birgit Kern. Wagner kritisiert weiters, dass besonders die Grünen die Flussbadvariante mittragen, und sieht sogar zugezogene Vogelkolonien und Fischarten gefährdet.
Gegenüber dem KURIER hatte ÖVP-Vizebürgermeister zuletzt aufgefordert jetzt einmal die neuen Ideen vom Planungsbüro ausarbeiten zu lassen. Das Ergebnis, dass in der ersten Bauphase von Schwarz-grün mit präliminierten Baukosten von 14 Millionen Euro umgesetzt werden soll, werde vorher mit der Bevölkerung diskutiert. Klar sei jedenfalls, dass sowohl das Hallenbad als auch die Wasserrutschen und die Freibecken desolat sind, wurde in einer Aussendung der Stadt bestärkt. 1,5 Millionen Euro muss die Stadt jährlich in die zwei Bäder in Amstetten und in Hausmening stecken.
Wasserrecht
Rechtlich geklärt muss nach dem Vorliegen der neuen Pläne wohl auch die Nutzung des Ybbsflusses werden. Grundsätzlich sei das Schwimmen und Baden in öffentlichen Gewässern erlaubt, sagt Norbert Knopf, der Abteilungschef für Wasserbau des Landes NÖ. Eine wasserrechtliche Prüfung durch die Bezirkshauptmannschaft könnte notwendig sein. Für Vizebürgermeister Brandstetter ist der Begriff Flussbad zu übertrieben. Schon jetzt sei das Baden vom Ybbsuferbegleitweg aus erlaubt. „Wir bekommen einen großen Qualitätsschub, durch den freien Zugang zum neuen Park beim Bad und die Anbindung des Ybbstalradwegs“, sagt er. Radtouristen und Ausflügler bekämen so auch Zugang zur Gastronomie im Bad-Areal.
Neuer Vorschlag
Indessen kommt auf die Stadtverantwortlichen durch dem Amstettener Triathlon-Pionier und Ex-Vizeweltmeister Bernhard Keller ein neuer Vorschlag zu. Keller leitet Tria-Projekte für Junge und Erwachsene. Er habe die Schuldirektoren kontaktiert, die allesamt unglücklich über den Ausfall der Schwimmausbildung während der Bauzeit seien, berichtet Keller. Deshalb schlägt er den Bau eines ganzjährig nützbaren Schwimmbeckens im Freibadareal unter einem Tragluftzelt vor. Vereine und Schulen würden sich dann den Betrieb und die Aufsicht dort selbst organisieren. 2000 Nutzer würden von diesem Plan profitieren, meint Keller.
Brandstetter ist bezüglich der anfallenden Kosten skeptisch. „Für die Bauzeit wird die Stadt auch Möglichkeiten organisieren, dass der Schwimmunterricht woanders stattfinden kann“, sagt er.
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