So wohnt und arbeitet man in Niederösterreich im Jahr 2050

Seit dem Jahr 2020 hat sich das Leben, wie man es gewohnt war, in vielen Bereichen in kürzester Zeit radikal verändert. Darüber wie es in den Bereichen Wohnen und Arbeiten weitergeht, haben sich der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx und Landesrat Martin Eichtinger unterhalten und den Blick auf Niederösterreich im Jahr 2050 gerichtet.
Arbeitszeit
„Die 40-Stunden-Woche hat ausgedient“, sagt Zukunftsforscher Matthias Horx. Es werden eher 30 Stunden sein – bei Frauen und Männern. Im Vergleich: 2019 arbeitete laut Statistik Austria die Hälfte der knapp 281.000 niederösterreichischen Arbeitnehmerinnen Teilzeit. Bei den Männern war es knapp ein Zehntel. Die Grenzen von Privatleben und Beruf verschwimmen bis 2050 weiter, „den klassischen Arbeitstag von 9 bis 17 Uhr wird es nicht mehr geben“, so Horx’ Prognose.

Das Homeoffice ist 2050 Standard.
Arbeitsort
Gearbeitet werde häufig von zu Hause aus. Daher seien Anfahrtswege nicht mehr so wichtig, viele ziehe es laut dem Zukunftsforscher in den ländlichen Raum. Voraussetzung für das Arbeiten in den eigenen vier Wänden: Eine schnelle und sichere Internetverbindung. Daran arbeiten Land und Bund derzeit. „Das ermöglicht mehr Freiräume, wieder in der Natur zu leben. Die Entvölkerung der Regionen ist vorbei“, ist Horx überzeugt.
Wohnort„Wir haben uns vor ein paar Jahren schon darauf festgelegt, in alle Regionen Niederösterreichs zu investieren, damit das Leben dort auch für zukünftige Generationen lebenswert ist“, sagt Eichtinger. „Darauf müssen wir weiterhin setzen. Es braucht ein Gesamtpaket für Gesundheitsversorgung, Arbeitsplätze, Ausbildung, Homeoffice, Telearbeitsplätze und Wohnraum.“ Schon jetzt prognostiziert die Statistik Austria für Niederösterreich ein Bevölkerungswachstum bis 2050 von rund 10,7 Prozent auf 1.865.064. Davon werden rund 29,6 Prozent über 65 Jahre alt sein (2020: 20,3 Prozent).

Zukunftsforscher Matthias Horx und Landesrat Martin Eichtinger sprechen mit Blick über Niederösterreich aus dem Tower des Flughafen Wiens über die Zukunft.
Wohnform
„Gerade weil wir immer älter werden, fördern wir barrierefreies Wohnen und schaffen Angebote für begleitetes Wohnen“, so Eichtinger. Horx betont, dass der Trend zum Alleinwohnen vorbei sei. „Wir haben lange Vereinzelungsprozesse in der Gesellschaft wahrgenommen, aber gerade durch die Pandemie lernt man die Vereinsamung kennen, die Sehnsucht nach Gemeinschaft wächst“, betont Horx. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass von 730.000 Hauptwohnsitzen in Niederösterreich 255.000 Ein-Personen-Haushalte waren (Statistik Austria, 2019). Bis 2050 rücken laut Horx Dorfstrukturen und gemeinschaftliches Bauen weiter in den Fokus.
Wohnbau
Laut Eichtinger ist das große Thema nachhaltiges Bauen. Bei der Wohnbauoffensive werden jetzt schon Fragen wie Dachbegrünungen oder natürliche Energieversorgung berücksichtigt. Auch natürliche Rohstoffe sollen genutzt werden. „Wir sehen großes Interesse an Bauen mit Holz. Das wollen wir forcieren“, so Eichtinger. Horx und er sind sich einig, dass die Nachfrage nach Eigentum und Einfamilienhäusern bleibe. Um der Bodenversiegelung gegenzusteuern, „wollen wir die Leerstände nutzen und beleben“, betont der Wohnbaulandesrat. Beim Bodenverbrauch des Jahres 2019 wurden 80 Prozent in Niederösterreich durch Baulandwidmungen verursacht.
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