So funktioniert Inklusion am Arbeitsplatz

So funktioniert Inklusion am Arbeitsplatz
Der Arbeitsplatz von Matthias Lampl am Biosphärenhof Prukl in der Gemeinde Wienerwald wird über die Menschen und Arbeit GmbH des Landes Niederösterreich ermöglicht

Gerade erst ist ein gehörloser Schauspieler des Films „Coda“ mit dem Oscar für die beste Nebenrolle ausgezeichnet worden. Ein Mensch mit einer Behinderung, der eine Chance erhalten hat und sie gut genutzt hat.

Schauplatzwechsel nach Niederösterreich. Die Bühne ist der Biosphärenhof Prukl in Buchelbach in der Gemeinde Wienerwald im Bezirk Mödling. Es ist ein gut sortierter Hofladen, den die Familie Prukl dort betreibt. Eigentlich war das nicht der Plan, aber nach der Übergabe des Wirtshauses an die Tochter erlitt diese zwei Herzstillstände, so wurde der Wirtshausbetrieb eingestellt und zum Hofladen mutiert. „Das können wir bewältigen“, erzählt Sepp Prukl, der bodenständige Eigentümer.

Tiere als Aufgabe

Einer hilft fleißig mit: Matthias Lampl aus St. Veit im Nachbarbezirk Lilienfeld. Er ist über die Menschen und Arbeit GmbH (MAG) in den Betrieb von Sepp Prukl gekommen. Matthias Lampl ist ein junger Mensch mit besonderen Bedürfnissen, am Biosphärenhof hat er mit Unterstützung der MAG und des gutherzigen Wirten, der früher mal Busfahrer war, seinen Platz finden können. „Erst haben wir uns Matthias ein Monat lang angeschaut, jetzt ist er schon fast ein Jahr hier“, erzählt Prukl, der seinen Mitarbeiter wie ein Familienmitglied behandelt.

Lampl kümmert sich um die Versorgung der Tiere – drei Esel, ein paar Schweine, viele Hühner, eine laut schnatternde Gans, sieben Hasen. Er hilft bei den Holzarbeiten und dann, wenn der Hofladen geöffnet ist. „Es gibt immer was zu tun“, weiß Lampl, der seine Arbeit liebt. Gerade wird am Hof umgebaut, die Ställe sind jetzt neu. Wo die alten standen, kommen Gemüsebeete hin. „Um die wird sich Matthias kümmern, er kann das“, ist Prukl stolz.

So funktioniert Inklusion am Arbeitsplatz

Das Land NÖ nimmt gemeinsam mit dem AMS 2,5 Millionen Euro für das Projekt „0>Handicap“, über das Matthias Lampl beim Familienbetrieb Prukl gelandet ist, in die Hand. Damit werden Menschen mit Behinderungen im Arbeitsprozess integriert. Rund 80 Prozent der über dieses Projekt vermittelten Beschäftigten können nach der Projektphase an diesem Arbeitsplatz bleiben.

Im Zuge seiner Aktion „Landesrat on tour“ machte sich Martin Eichtinger, zuständiger NÖ Landesrat für Arbeit, vor Ort ein Bild über dieses Vorzeigemodell, und er nutzte es auch zu einem Dialog mit Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer, zwei wichtigen Partnern bei der dauerhaften Integration behinderter Menschen in den Arbeitsmarkt.

Erfolgreiches Projekt

Die bisherigen Erfolge würden zeigen, so Eichtinger, dass das Land in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern gut aufgestellt sei – belegbar durch den Rückgang der Arbeitslosigkeit von behinderten Menschen. Gerade die Arbeitskräfteüberlassung habe sich bewährt – so werden die Mitarbeiter bei der Menschen und Arbeit GmbH des Landes angestellt und den Betrieben vorerst befristet überlassen. Das gebe Betrieben Sicherheit – falls die Zusammenarbeit nicht wie geplant funktioniere.

Aus dem Dialog zwischen Wirtschaftskammer-Obmann Martin Fürndraht und Christoph Täubel von der Arbeiterkammer kristallisierte sich heraus, dass es viele potenzielle Arbeitgeber für behinderte Menschen gebe, diese aber noch gezielter gesucht und angesprochen werden sollten. Etwa von Unternehmern mit positiven Erfahrungen bei der Beschäftigung behinderter Menschen.

Unterstützung gibt es von der Arbeiterkammer. Das MAG-Modell sei eine gute Möglichkeit, in den Arbeitsprozess zu kommen, so Täubel, der Unternehmern auch die Angst davor nimmt, dass behinderte Menschen aufgrund des Kündigungsschutzes unkündbar wären. Seitens der Wirtschaftskammer sieht Fürndraht jetzt, wo am Arbeitsmarkt Mitarbeiter gefragt sind wie schon lange nicht, auch behinderte Menschen als attraktive Arbeitskräfte wahrgenommen werden können. Wichtig sei, da waren sich alle einig, dass vorab genau ausgelotet werde, wer auf welchen Arbeitsplatz vermittelt werde. „Dass das gut funktioniert, zeigen die Erfolgsquoten“, resümierte Eichinger, der auch den Wunsch nach größtmöglicher Flexibilität auch für Dienstgeber, die Mitarbeiter der MAG übernehmen, mit nach St. Pölten nahm.

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