Semmering als Kulisse für das Neujahrskonzert
Kräne, Bühnenscheinwerfer, ORF-Übertragungswagen sowie jede Menge Techniker und Ballettkünstler.
Wo vor kurzem noch die 12 mächtigen Schiffscontainer von Regisseur Paulus Manker die Sicht auf das historische Südbahnhotel am Semmering verstellten, herrscht seit kurzem emsiges Treiben.
Der bekannte Monumentalbau, der aktuell als Theaterschauplatz dient, ist Kulisse für einen ganz besonderen TV-Moment.
Über 50 Millionen Zuseher in aller Welt verfolgen jährlich das berühmte Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker.
In ihrer Hochzeit zählte die Tourismusgemeinde Semmering weit über 100.000 Nächtigungen. Mittlerweile sind es nur mehr halb so viele.
Die einst so feudalen Monumentalbauten wie Panhans, Südbahnhotel oder Kurhaus sind längst geschlossen und dienen höchstens als Theaterkulisse oder Konzertschauplatz.
Dass es nicht einfach ist, mitten im UNESCO-Weltkulturerbe Semmeringbahn ein Geisterhaus wieder zum Leben zu erwecken, erfahren aktuell mehrere Investoren am eigenen Leib.
Die Pläne des Grazer Hoteliers Florian Weitzer, das Kurhaus mit knapp 100 Zimmern zu renovieren und einen Zubau mit 50 Zimmern, ein Palmenhaus samt Spa und einen Mitarbeiterkomplex zu errichten, liegen vor Gericht.
Denkmalschützer der Alliance for Nature (AfN) haben das Projekt torpediert, weil das Land NÖ keine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgeschrieben hat.
Die UVP peilt Investor Christian Zeller freiwillig an. Er hat am Semmering kürzlich seine Pläne vorgestellt, das alte Südbahnhotel um- und auszubauen. Um die geplanten Zubauten in der Naturlandschaft nicht zu dominant erscheinen zu lassen, sollen die Gebäude wie der geplante Spabereich in den Hang gebaut werden.
Um die Autos unter der Oberfläche verschwinden zu lassen, sieht die Studie eine Tiefgarage vor.
Die Übertragungen werden jedes Jahr von Reportagen, einem Film in der Konzertpause und begleitenden Berichten durch den ORF in Szene gesetzt.
Für das kommende Neujahrskonzert am 1. Jänner 2025 dienen der Semmering und das Südbahnhotel als Kulisse für eine besondere TV-Produktion.
Angesichts der Geheimhaltungsstufe rund um das Projekt geriet die Gerüchteküche am Hausberg der Wiener gehörig ins Brodeln. Bürgermeister Hermann Doppelreiter (ÖVP) verwies auf die Verantwortlichen des Südbahnhotels, dort wiederum spielte man den Ball weiter zum ORF.
Wie der TV-Sender auf Anfrage des KURIER bestätigt, handelt es sich um Dreharbeiten einer speziellen Ballett-Inszenierung im Südbahnhotel für die Übertragung des Neujahrskonzertes 2025.
Um den Auftritt der Wiener Philharmoniker entsprechend in Szene zu setzen, gibt es begleitende Sequenzen in und vor der historischen Kulisse des Südbahnhotels.
Die Gemeinde Semmering erhofft sich, dass die Tourismusregion vor einem Millionenpublikum ins rechte Licht gerückt wird und davon auch profitieren kann.
Wochenlang war es nicht sicher, ob die TV-Produktion überhaupt zustande kommen kann. Wie berichtet stapelten sich die Stahlkolosse des streitbaren Regisseurs Paulus Manker und seiner gefeierten Theaterproduktion „Alma – Show Biz ans Ende“ bis zu zehn Meter hoch vor dem Eingang des Hotels.
„An Filmaufnahmen war lange Zeit nicht zu denken“, erklärt der Geschäftsführer der Südbahnhotel Betriebs GmbH, Stefan Hitzler.
Hinter den Kulissen tobt ein heftiger Gerichtsstreit mit Manker, der auf den behördlichen Abbruchbescheid für die Container einfach nicht reagierte und für das Gericht „ortsabwesend“ ist.
Die Verantwortlichen des Südbahnhotels wollten dem Theater nicht länger zuschauen und ließen die Schiffscontainer deshalb auf eigene Kosten entfernen. Man wollte die TV-Produktion für das Neujahrskonzert nicht aufs Spiel setzen.
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