Schulzentrum in NÖ geflutet: Eltern sorgen sich um Schimmel und Gestank
Eltern prangern in WhatsApp-Gruppen die untragbaren Zustände im Schulkomplex an. Die Rede ist von gesundheitsschädlichem Schimmelbefall, bestialischem Gestank während des Unterrichts und einem Maulkorberlass für Lehrer.
Seit das 25 Millionen Euro teure und mit Bauherrenpreisen ausgezeichnete Gloggnitzer Schulzentrum des in Paris lebenden Stararchitekten Dietmar Feichtinger ein Sanierungsfall ist, ranken sich wilde Spekulationen um den wahren Zustand des Gebäudes.
Stille Post
Etwas entnervt von der Gerüchteküche geht man in der Stadtgemeinde in die Offensive. Um das "Kinderspiel Stille Post“ zu beenden, hat die Stadt auf ihrer Homepage www.gloggnitz.at zu den wilden Gerüchten Stellung bezogen.
Die Philharmonie am Turnparkett
Fünf Jahre nach der Eröffnung des gefeierten Hauses für Volksschule, Mittelschule, Polytechnikum, Musikschule und Sonderpädagogischem Zentrum wurde das Gebäude im September geflutet. Das Untergeschoß mitsamt des Turntrakts, der auch als Spielstätte für die Berliner Symphoniker im Zuge des "moz art“-Festivals als "weltweit einzigartiges Festspielhaus“ unter dem Titel "Philharmonie Gloggnitz“ vermarktet wurde, stand unter Wasser.
Laut ersten Erkenntnissen hat die Dichtbetonwanne des 70 Mal 70 Meter großen Schulkomplexes gegen das gestiegene Grundwasser nicht standgehalten. Fünf Klassen und Räume im Obergeschoß, sowie der Hortraum und der gesamte Turnhallentrakt im Erdgeschoß mussten wegen Wassereintritts und Schimmelbefall gesperrt werden. In den 600 Quadratmeter großen Turnsälen wurde der gesamte Boden entfernt.
Schleusen gegen Schimmelbefall
Der Vorwurf, wonach die Kinder im Unterricht einer Gesundheitsgefährdung ausgesetzt sind, wird von Seiten der Verantwortlichen dementiert. Demnach wurden die betroffenen Bereiche luftdicht abgeschottet. Der Zutritt über Schleusen sei nur den Mitarbeitern der Sanierungsfirma in "Schutzanzügen und mit Masken“ gestattet.
"Über spezielle Geräte wird in den Räumen Unterdruck erzeugt, damit keine Schimmelsporen aufgewirbelt werden können“, heißt es in der Stellungnahme der Stadt. Zur Kontrolle seien zuletzt auch Luftmessungen durchgeführt worden.
"Kein Maulkorberlass"
Kritik wurde außerdem laut, weil sich Eltern nicht ausreichend informiert fühlten. "Maulkorb" gebe es keinen. Das Lehrpersonal sei jedenfalls angehalten, bei der "Informationsweitergabe auf Sachlichkeit zu achten und keine haltlosen Gerüchte zu verbreiten“, so die Stadt. Fest steht, dass auch in den kommenden Wochen und vermutlich Monaten kein Normalbetrieb an der Schule stattfinden wird. Der Turnunterricht musste in andere Schulen verlegt werden.
Apropos Informationspolitik: Bürgermeister René Blum (Wir für Gloggnitz) war in der Causa für keine Stellungnahme zu erreichen. Offen ist deshalb auch, zu welchem Schluss der Sachverständige gekommen ist, der vergangene Woche mit der Ursachenforschung für den Wasserschaden in der Schule betraut war.
Die Gemeinde will sich jedenfalls am Verursacher bzw. den schuldigen Baufirmen schad- und klaglos halten und die Kosten einfordern. Bis dahin muss die Stadt allerdings 200.000 Euro für die laufende Sanierung vorstrecken.
Gebäude vielfach ausgezeichnet
Gloggnitz hatte für den Bau des Schulkomplexes zusammen mit der Architektenkammer 2015 einen EU-weiten Wettbewerb ausgeschrieben. Die Wahl fiel auf den Entwurf von Dietmar Feichtinger.
Er heimste damit zahlreiche Baupreise ein. Einen bitteren Beigeschmack beim Bau verursachten allerdings die Kosten. Aus den veranschlagten 16 bis 17 Millionen Euro wurde nichts. Am Ende kostete der Komplex 25 Millionen Euro und die Stadt überlegte sogar eine Klage gegen den Architekten.
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