Ihr Talent als Klassensprecherin zeigte sie schon früh in der Volksschule Teesdorf („ich war die erste überhaupt dort“), danach gab es in dieser Richtung eine längere Pause, doch dann folgte eine spontane Idee mit weitreichenden Auswirkungen: „In der fünften Klasse bin ich einfach zur Landesschülervertretungswahl gefahren, weil es mich interessiert hat. Dort waren sonst nur Schulsprecher, ich weiß heute gar nicht mehr, was mich daran gereizt hat.“
Jedenfalls wurde man dort auf das quirlige Mädchen aus Baden aufmerksam und bald stellte sich die Frage: „Warum stellst du dich nicht zum Schulsprecher auf?“. Bosek: „Ich hatte einige Ideen, wie ich das System ändern würde, etwa Geschichte und politische Bildung aufzuteilen. Damals hatte ich die Möglichkeit, für ein Auslandssemester zu Verwandten nach Chicago zu gehen oder eben als Schulsprecherin zu kandidieren“. Es wurde Zweiteres, „die Entscheidung hat mein Leben verändert“, sagt sie.
Die Gegenkandidaten waren Burschen aus der achten Klasse, doch die Wahl fiel auf die „kleine“ Alexandra. Mit dem Essen kam dann auch der Appetit, sie kandidierte für die Landesschülervertretung und wurde stellvertretende AHS-Sprecherin. Der Sprung auf die Bundesebene war dann die logische Folge, weil „es viele Forderungen gab, die sich nur bundesweit umsetzen lassen“, sagt Alexandra Bosek.
Damals sei ihr schon klar gewesen, dass es kein Schuljahr und damit auch kein Job wie üblich werden würden. „Es gab für mich eine klare Prioritätensetzung, zwei bis drei Tage wöchentlich war ich nicht in der Schule, aber meine Hausaufgaben habe ich immer pünktlich abgegeben“, sagt sie lachend. „Meine beste Freundin etwa hab ich aber monatelang nicht gesehen.“ Auch die Familie sei anfangs skeptisch gewesen, „hat mich dann aber voll unterstützt“.
Den Slogan von der „verlorenen Generation“ kann sie nicht mehr hören. „Es ist eine Krise, aber man muss sie als Chance sehen“, sagt Alexandra Bosek. So habe gerade die Pandemie Defizite aufgezeigt. „Viele denken, Schule passt eh, aber in so einer hoch entwickelten Zeit sollten auch die Schulen hoch entwickelt sein.“ Das betreffe vor allem die Digitalisierung. Da ist der Bundesschulsprecherin die Lehrerfortbildung ein Anliegen. Weiterbildungen, um digitale Kompetenzen zu erlernen und aufzufrischen, werden angeboten, sie müssten aber genutzt werden – und zwar verpflichtend. Psychische Gesundheit steht auch ganz oben auf der Agenda. Der psychische Druck für die Schüler sei enorm gewesen, aber „die Schulpsychologie spricht niemand an.“
Ihren aufregenden Job hat Alexandra Bosek bald hinter sich, die Schulzeit hat sie bereits abgeschlossen. „Die Matura ist gut gegangen, obwohl ich zugeben muss, dass ich die mündliche Matura auch nicht gemacht habe“, meint sie schmunzelnd. Die Freiwilligkeit in dieser Frage war eine Forderung gewesen, die auch durchgesetzt werden konnte.
Das nächste Ziel heißt Studium – genauer Biologie. Aktiv in die Politik will sie nicht einsteigen, obwohl „es ein paar Anfragen gegeben hat“. In einer studentischen Vertretung mag sie auch nicht mitmischen, aber so ganz kann es Alexandra Bosek dann doch nicht lassen: Vor Kurzem wurde sie zur Landesobfrau der Schülerunion gewählt. „Es geht also weiter.“
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