Bohrungen, die den Sinn haben, den Wasserhaushalt im Berg nicht zu gefährden, lassen die Bäche am Semmering schäumen. „Keine Gefahr“ beteuert man bei den ÖBB
Es ist ein bereits bekanntes und daher auch besorgniserregendes Bild. Anstelle des sonst glasklaren Göstritzbaches läuft am Semmering seit Tagen eine milchig-trübe und schäumende Suppe vom Berg in Richtung Schottwien und Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen) talwärts.
In der Gegend ist man angesichts dieser Szenen alarmiert. Schon vor zwei Jahren hatte es beim Bau des 27 Kilometer langen Semmering-Basistunnels Umweltalarm gegeben, nachdem bei den Vortriebsarbeiten in Göstritz eine stark wasserführende Quelle angefahren wurde. Wochenlang verwandelten Millionen Liter einer milchigen Suppe die Bäche und Flüsse in eine Schlammbrühe. Immer noch werden 120 Liter pro Sekunde aus dem Bergmassiv in den Absetzbecken gefiltert, bevor das Wasser über die Göstritz der Natur zugeführt wird. Es ist bis heute nicht gelungen, die Quelle zur Gänze wieder abzudichten. „Man ist in Abstimmung mit den Experten über die weitere Vorgangsweise“, erklärt ÖBB-Sprecher Christopher Seif.
Nachdem es seit November im Göstritzbach wieder zu einer massiven Schaumbildung kommt, haben auch beim Bürgermeister von Schottwien, Wolfgang Ruzicka, die Alarmglocken geläutet. Er hat sich sofort mit der Gewässeraufsicht und den ÖBB in Verbindung gesetzt. „Wir bekommen permanent die Wasseruntersuchungen. Und anscheinend besteht keine Gefahr für die Umwelt. Das Wasser ist unbedenklich“, erklärt Ruzicka.
Aber wieso sieht die Göstritz aus wie nach einem Schaumbad? Eine Antwort darauf liefert die ÖBB. Die Ursache für das seltene Phänomen ist beim Bau des 3,5 Milliarden Euro teuren Projekts zu suchen.
Injektionsmittel
Im Bereich des Zwischenangriffs Göstritz hat man beim Tunnelvortrieb Richtung Mürzzuschlag (Stmk.) die stark wasserführenden Karbonatschichten des Otter-Massivs erreicht. Gemäß den Vorgaben des Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahrens durch das Klimaschutzministerium müssen Maßnahmen gesetzt werden, um den Wasseraustritt aus dem Berg so gering wie möglich zu halten.
„Daher sind Bergwasser-Rückhaltemaßnahmen mithilfe von Injektionen zu setzen. Den angetroffenen geologischen und hydrogeologischen Verhältnissen angepasst, werden dazu unterschiedliche Injektionsmittel eingesetzt“, erklärt Seif. Diese Mittel können beim Abfluss des Wassers und in den Vorflutern wie dem Göstritzbach bei Verwirbelungen zu einer Schaumbildung und Trübung führen.
Laufende Überprüfungen der Qualität des Wassers durch die Baustelle, externe Prüflabore und die zuständigen Behörden gewährleisten, dass es zu keinen Überschreitungen von Grenzwerten komme, versichert Seif.
Werden Unregelmäßigkeiten registriert, erfolge auch eine unverzügliche Meldung an die zuständigen Gemeinden und Behörden. „Die eingesetzten Mittel sind jedenfalls geprüft und behördlich genehmigt und stellen keine Beeinträchtigung für Mensch und Natur dar“, heißt es seitens der ÖBB.
Aufgrund einiger Komplikationen und Zwischenfälle wird der Semmering-Basistunnel aus heutiger Sicht zwei Jahre später fertig als geplant. Die Verkehrsfreigabe ist erst für Ende 2028 vorgesehen.
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