ÖVP-Wahlkampfauftakt mit 3.200 Fans in NÖ, kein Wort über Opposition

Kurz nach 19 Uhr geht plötzlich das Licht aus, dumpfe Bässe lassen die große Halle des Veranstaltungszentrums (VAZ) in St. Pölten vibrieren, dann flimmert ein Video über zwölf riesige Leinwände, das Klima-Aktivisten und Szenen von den Krisenherden dieser Welt zeigt.

Nach einer kurzen Pause wird schließlich der Wahlkampfslogan der ÖVP NÖ eingeblendet: „Die Welt. Die Zeit. Unsere Wahl“. Die Aussage, die dahinter steckt, und auch von einem Funktionär so formuliert wird, lautet: „Niederösterreich soll eine Insel der Seligen bleiben. Es soll so bleiben, wie es ist.“

Braucht ÖVP Koalitionspartner?

Politikexperten glauben aber nicht, dass nach dem Wahltag am 29. Jänner alles so bleiben wird, wie es in den vergangenen fünf Jahre war. Vielmehr droht der Volkspartei der Verlust der absoluten Mehrheit, aktuelle Umfragen sehen sie derzeit bei etwa 42 Prozent. Im Jahr 2018 waren es noch 49,63 Prozent. Möglicherweise muss sich die erfolgsverwöhnte Partei am Tag nach dem Urnengang auf die Suche nach einem Koalitionspartner machen.

Mobilisierung

Die ÖVP mobilisiert also wieder. Sie kann dabei eine riesige Organisation in Bewegung setzen.

220.000 Mitglieder zählt die Volkspartei im größten Bundesland, 20.000 sind als Funktionäre tätig, zudem werden die 452 Bürgermeister ebenfalls um jede Stimme in ihren Gemeinden und Städten laufen müssen.

Mehr als 3.200 Menschen kamen Montagabend ins VAZ, um sich auf den Intensivwahlkampf für die kommenden Wochen einzustimmen. Dem Zufall wurde dabei nichts überlassen. Parteimanager Bernhard Ebner („wir müssen rennen, rennen, rennen“) und ORF-Moderatorin Vera Russwurm führten auf fünf Bühnen durch den Abend, Bundeskanzler Karl Nehammer schaute auf einen Sprung vorbei („ich habe noch dringende Termine in Wien“), es gab Gesangseinlagen und blau-gelbe Schals für das Publikum.

Themen

Die Themen, die auf mehreren Bühnen vorgetragen wurden, sind bekannt: Ja zum Umweltschutz und zur Energieunabhängigkeit, aber härtere Strafen für Klimaaktivisten, die Straßen blockieren.

Das 750 Millionen Euro teure Kinderbetreuungspaket, das bis 2027 umgesetzt werden soll, wurde von der schwarzen Spitzenkandidatin nochmals skizziert. Freilich auch der Kampf gegen die Teuerung, Mikl-Leitner verwies dabei unter anderem auf den Strompreisrabatt. Nicht ein Wort wurde über die Opposition verloren, die in den vergangenen Wochen die Landeshauptfrau scharf kritisiert hatte.

Motto

Gerüchte, dass bei der Auftaktveranstaltung im VAZ einige Bundespolitiker ob ihrer schlechten Umfragewerte in St. Pölten fehlen würden, bestätigten sich übrigens nicht. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka saß im Publikum, Verteidigungsministerin Klaudia Tanner wurde ebenfalls mit viel Applaus begrüßt.

„Wir haben eine Spitzenkandidatin, die unschlagbar ist“, sagte ÖVP-Klubobmann und Bürgermeister Klaus Schneeberger zu Beginn der Veranstaltung.

Der 29. Jänner wird zeigen, ob sich diese Aussage bewahrheitet.