Jüdischer Friedhof in St. Pölten verfällt: Ruf nach Rettung wird lauter

Jüdischer Friedhof in St. Pölten verfällt: Ruf nach Rettung wird lauter
Grüne sehen Stadtchef Matthias Stadler in der Verantwortung, Gespräche laufen aber bereits

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Es ist ein Ort der Geschichte, des Gedenkens, aber auch der Erinnerung an eine Zeit, die für so viel Schrecken und Leid in der Welt sorgte. Der neue jüdische Friedhof in der Karlstettner Straße in St. Pölten wurde 1906 eröffnet und 32 Jahre später von den Nazis zum Teil zerstört. Erst nach dem Krieg konnten die Grabsteine durch die Stadt wieder aufgerichtet werden, 1996 wurde vom Verein „Shalom“ eine Sanierung durchgeführt.

Wer den Friedhof derzeit besuchen will, der steht allerdings vor verschlossenen Toren. „Die nur locker aufgesetzten Grabsteine drohen umzustürzen, die Wege sind ungenügend gepflegt und aufgrund der Baumbruchgefahr ist das Betreten des Friedhofs mittlerweile auch nicht mehr sicher. Der Friedhof ist daher bis auf Weiteres gesperrt. Das Schild ,Betreten verboten’ am Verbindungstor zwischen städtischem und jüdischem Friedhof ist trauriges Zeugnis dieser Situation“, berichtet Grünen-Stadträtin Christina Engel-Unterberger.

Jüdischer Friedhof in St. Pölten verfällt: Ruf nach Rettung wird lauter

Das Areal ist gesperrt

Die Partei will sich nun für eine Instandsetzung des Areals stark machen, in der vergangenen Woche wurde eine Anfrage an Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) gestellt. Sollte diese nicht zum erwünschten Ergebnis führen, überlegen die Grünen Anfang 2022 einen parteiübergreifenden Antrag im Gemeinderat zu initiieren.

Fonds

Laut Engel-Unterberger hätte die Stadt alle Möglichkeiten, finanzielle Unterstützung für eine Sanierung zu bekommen. Die Stadträtin verweist auf den Friedhoffonds der Republik Österreich, der bereits 50 Sanierungsprojekte auf 13 jüdischen Friedhöfen ermöglicht habe. Rund sieben Millionen Euro wurden dafür zur Verfügung gestellt. „St. Pölten ist auf der Liste der restaurierten Friedhöfe aber nach wie vor ein weißer Fleck. Das betrübt uns zutiefst“, sagt Engel-Unterberger.

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Die Grünen hoffen auf eine rasche Lösung

Der Stadt sei die Problematik bewusst, betont ein Rathaussprecher auf KURIER-Anfrage. Man stehe auch in Kontakt mit dem Institut für jüdische Geschichte, es gelte aber noch „einige rechtliche Fragen zu klären“, heißt es.

In St. Pölten gibt es übrigen noch einen zweiten jüdischen Friedhof. Jener am Pernerstorferplatz zählt zu den ältesten in NÖ.

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