Verdrängt, aber nicht vergessen: Das jüdische St. Pölten

Verdrängt, aber nicht vergessen: Das jüdische St. Pölten
Martha Keil, die Leiterin des Instituts für Jüdische Geschichte, zeigt die jüdischen Spuren in der Landeshauptstadt.

Der KURIER berichtet verstärkt aus der Landeshauptstadt St. Pölten. Wenn Sie über alle wichtigen Themen in der Stadt informiert bleiben wollen, dann können Sie sich hier oder am Ende des Artikels für den wöchentlichen Newsletter "Ganz St. Pölten" anmelden.

Fast endlos lange erscheint die städtische Friedhofsmauer entlang der St. Pöltner Karlstettner Straße. Doch kurz bevor die Stadt in Feldern ausläuft, geht die Mauer in einen schmiedeeisernen Zaun über, der ein vergessen anmutendes Areal abtrennt: Den Neuen Jüdischen Friedhof der Landeshauptstadt.

Integration im Tod

Dass die jüdischen Gräber am Rande des städtischen Friedhofes liegen, könnte man als Symbol für die Verdrängung der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) an den Rand der Gesellschaft deuten. Für Martha Keil, Leiterin des in St. Pölten befindlichen Instituts für jüdische Geschichte Österreichs, hat das aber eine andere Bedeutung. „Man könnte es als Integration im Tod sehen, dass der jüdische gleich an den städtischen Friedhof angrenzt“, meint die Historikerin, als sie das rostige Friedhofstor öffnet. 

Dahinter liegt die 1906 erbaute Zeremonienhalle des Friedhofes. Im Jahr 2000 wurde sie renoviert, die 20 Jahre seitdem haben aber wieder Spuren hinterlassen. Die auf die Fassade gemalten deutschen und hebräischen Lettern beginnen langsam abzublättern und auch im Gebäude selbst löst sich die Wandfarbe. 

Kommentare