Zwar steige im Winter die Nachfrage an warmen Schlafmöglichkeiten, Bedarf gäbe es aber in jeder Jahreszeit. "In unseren Notquartieren herrscht eine kontinuierliche Auslastung über das ganze Kalenderjahr, das ist biographie-, nicht temperaturabhängig", so Karl Langer, einer der beiden Emmaus-Geschäftsführer.
Wohnungslos während der Pandemie
Vor allem heuer seit dem Ausbruch des Coronavirus, seien die Notschlafstellen umso wichtiger geworden. "Auch über Wohnungslose kann Quarantäne verhängt werden", erklärt Langer. "Doch wie soll man sich ohne Dach über dem Kopf isolieren?"
Es sei laut Langer für alle Beteiligten, egal ob für Behörden, Obdachlose oder die Emmaus, eine Situation der Hilflosigkeit gewesen. Deshalb wurden in den Notschlafquartieren der Gemeinschaft eigene Absonderungszimmer geschaffen, in denen Wohnungslose ihre Quarantäne verbringen können.
Zuflucht für den ganzen Tag
Neben den Notschlafstellen betreibt die Emmaus auch ein Tageszentrum, wo Wohnungslose ihre Grundbedürfnisse wie duschen, essen oder ihre Kleidung tauschen können. Am wichtigsten sei aber der soziale Kontakt: "Nicht nur körperliches sondern auch psychisches Aufwärmen soll möglich sein."
In diesem Jahr wurden die Betriebszeiten der St. Pöltner Tageszentren verlängert, so können Wohnungslose von der Notschlafstelle länger sicher und warm unterkommen. "Das ist natürlich kein Muss, unsere Besucher können sich frei bewegen", so Langer.
Um die Sicherheit für Mitarbeiter und Gäste in Zeiten der Pandemie zu gewährleisten, werden nun Corona-Selbsttests durchgeführt.
"Menschen mit Herz und Hirn"
Vor allem Eigenverantwortung werde bei den Wohnungslosen groß geschrieben. So hätte es heuer Besucher gegeben, die einige Tage an anderen Orten untergekommen seien, wenn jemand aus ihrem Umfeld positiv auf das Coronavirus getestet wurde - nur um die Mitarbeiter der Emmaus zu schützen. "Diese Menschen tragen so mit Herz und Hirn die Pandemie mit", zeigt sich Langer anerkennend.
Einfach sei die Arbeit in den Notschlafstellen oder den Tageszentren laut Langer keineswegs. Helfen können man nur dann, wenn es der Betroffene auch möchte. "Die Initiative muss immer von ihnen ausgehen. Wir können dann Perspektiven aufzeigen und begleiten", so Langer.
Erst dann gäbe es beispielsweise die Möglichkeit innerhalb der Emmaus in ein Wohnheim umzuziehen. "Man muss es aber auch akzeptieren, wenn die Menschen noch nicht so weit sind. Es gibt genauso die Möglichkeit vom Wohnheim wieder in die Notschlafstelle zu kommen."
Auch ohne "Kältetelefon"
Aufgrund der ländlichen Größe Niederösterreichs sei die Etablierung eines Kältetelefons, wie es zum Beispiel die Caritas in Wien betreibt, schwierig. "Werden wir über gefährdete Personen im Großraum St. Pölten informiert, helfen wir natürlich", erklärt Langer. "Auch beim Wiener Kältetelefon weiß man über uns Bescheid. Geht dort also ein Anruf ein, der unser Gebiet betrifft, werden wir informiert."
Notschlafstelle Auffangnetz (für Männer)
Kunrathstraße 33, 3100 St. Pölten
Kontakt von 19 bis 7 Uhr: 0676 88 6 44 750
Tagsüber: 0676 88 6 44 702
Frauen-Notschlafstelle
Stephan Buger-Gasse 13, 3100 St. Pölten
Kontakt: 0676 88 6 44 582
Jugendnotschlafstelle COMePASS
Mühlweg 26 (Seiteneingang), 3100 St. Pölten
geöffnet: 19 bis 9 Uhr
0676 88 6 44 740
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