"Ein, zwei Minuten zugeschaut": Baby erstickte an Taschentuch im Mund

"Ein, zwei Minuten zugeschaut": Baby erstickte an Taschentuch im Mund
Drei Jahre teilbedingte Haft, ein Jahr muss der Vater ins Gefägnis - rechtskräftig.
 

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Es sind beklemmende Minuten, als die Staatsanwältin im Saal 119 des Landesgerichts St. Pölten über jenen Fall spricht, dessen Ausgang nicht tragischer hätte sein können.

Der kleine Angelo musste sterben, weil sein Vater einen verheerenden Fehler begangen hatte. Der Bub wurde nur fünf Monate alt.

"War mit der Situation total überfordert"

Der furchtbare Vorfall in einer Stadtgemeinde im Bezirk St. Pölten ereignete sich bereits vor mehr als fünf Jahren. An einem Jännertag im Jahr 2016, die Mutter ließ sich gerade in der Küche von einer Freundin die Haare färben, ging der 35-jährige Vater in das Kinderzimmer, um Angelo die Windel zu wechseln.

"Er hat geschrien, ich war mit der Situation total überfordert", erinnert sich der Angeklagte, der an einer geistigen (Intelligenzminderung, Anm.) und körperlichen Behinderung leidet, an die Situation zurück.

"Ein, zwei Minuten zugeschaut": Baby erstickte an Taschentuch im Mund

Der Prozess sorgte für einen großen Medienrummel

Weil das Baby nicht aufhörte zu schreien, stopfte ihm der Mann ein Taschentuch in den Mund. "Ich habe mir dabei nichts Böses gedacht. Ich wollte einfach, dass er aufhört zu schreien", so der Angeklagte zum Richter.

Schnell wurden die Schreie dumpfer, der 35-Jährige schaute "ein, zwei Minuten zu", wie Angelo blau im Gesicht anlief, dann rief er um Hilfe. Die Bekannte der Mutter rannte ins Zimmer. Während sie dem Säugling auf den Rücken schlug, wurden die Rettungskräfte alarmiert.

Unterdessen machte Angelos Vater alles noch viel schlimmer. Er versuchte den Fremdkörper aus dem Rachen das Babys zu entfernen, doch dadurch rutschte das Taschentuch immer tiefer in den Hals des Kindes. Die eingetroffenen Rettungskräfte mussten Angelo bereits reanimieren, erst nach einer halben Stunde konnte der Notarzt das Taschentuch mit einer Zange entfernen.

Das Urteil

Angelo wurde schließlich in ein Krankenhaus nach Wien gebracht, wo er vier Monate später starb. Zunächst versuchten die Eltern, den Fall noch zu vertuschen. Der 35-Jährige gab an, dass sich sein Sohn das Taschentuch selbst in den Mund gestopft habe.

Die Wahrheit kam erst ans Licht, als der Mann Jahre später gegenüber der Frau gewalttätig geworden sein soll. Die Frau sagte bei der Polizei aus, der Niederösterreicher zeigte sich sofort voll geständig.

Das Urteil: Drei Jahre teilbedingte Haft, ein Jahr muss der 35-Jährige im Gefängnis verbringen. Die Entscheidung des Schöffensenates ist bereits rechtskräftig.

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