Es gibt einen Tag, der im Leben von Georg Härtinger ein ganz entscheidender ist: der 1. Oktober.
Am 1. Oktober 1984 rückte der gebürtige St. Pöltner zum Bundesheer ein, genau 40 Jahre später wurde Härtinger zum Militärkommandanten von Niederösterreich ernannt.
Der KURIER besuchte nun den Offizier, der kürzlich in die Hesserkaserne, dem Sitz des Militärkommandos NÖ, eingezogen ist.
Der 58-Jährige absolviert derzeit viele Besprechungen, dabei geht es auch um die Folgen der Hochwasser-Katastrophe. Denn zum Zeitpunkt des Gesprächs stand das Heer im Pielachtal noch immer im Einsatz. Es galt, Hänge zu stabilisieren, um Bewohner und Infrastruktur zu schützen.
„Dem Bundesheer gelang es, 140 Personen zu evakuieren, 1.000 Tonnen an Luftfracht wurden transportiert“, blickt Härtinger auf die dramatischen Tage im September zurück. Was viele nicht wissen: Die Armee half im Zuge der Aufräumarbeiten auch mit, mehr als 3.000 Tonnen Müll wegzuschaffen.
Mit schwierigen Situationen kennt sich der neue Militärchef von NÖ jedenfalls aus, der Brigadier gilt als krisenerprobt. Vor allem der Jugoslawienkrieg ist ihm in bleibender Erinnerung geblieben, wenn er über das Erlebte spricht, wird Härtinger emotional.
Jugoslawienkrieg
Härtinger wurde damals als junger Zugskommandant mit einigen Grundwehrdienern an die Grenze geschickt, ausgerüstet mit StG 58, dem Vorgänger des heute verwendeten Sturmgewehrs 77. Vor allem die Ungewissheit, wie sich die Lage noch entwickeln könnte, zerrte an den Nerven der Soldaten.
Allerdings förderte dieser Einsatz auch den Teamgeist. „Den Zusammenhalt, der daraus entstanden ist, kann man nicht in Worten beschreiben. Wir haben gesehen, dass in der Krise auch große Kameradschaft entstehen kann“, erzählt der dreifache Familienvater.
Karriere
Der Niederösterreicher kann schon jetzt auf eine abwechslungsreiche Karriere beim Bundesheer zurückblicken. 1990 absolvierte er die Theresianische Militärakademie, stieß anschließend zum Landwehrstammregiment 33 in Mautern, versah später verschiedenste Kommandantenfunktionen in der ehemaligen 3. Jägerbrigade. Nach vielen Einsätzen im In- und Ausland führte er das Kommando des Stabsbataillon 3, bis er 2023 ins Verteidigungsministerium wechselte.
Welchen Führungsstil pflegt nun der Militärkommandant von NÖ? „Mit den rüden Methoden, die es einst zweifelsohne gegeben hat, ist es vorbei“, sagt Härtinger.
Viel verändert habe sich bereits im Jahr 1998, als erstmals Frauen zum Heer einrückten. „Ich war damals im Projektteam“, erinnert er sich. Härtinger hat selbst folgenden Leitsatz: „Fordern, aber nicht überfordern.“
Er tritt seinen neuen Job jedenfalls in bewegten Zeiten an. In Europa tobt ein Krieg, der Klimawandel bringt extreme Wetterereignisse, die Wirtschaft, aber auch das Bundesheer ist auf der Suche nach Fachkräften. Dafür verfügt das Heer aber wieder über finanzielle Mittel, um sich weiterzuentwickeln. Erst im September wurde bekannt, dass die Flugfeld-Kaserne in Wiener Neustadt um 350 Millionen Euro modernisiert werden soll. Eine Summe, die vor einigen Jahren noch unvorstellbar gewesen wäre.
Härtinger ist froh, dass große Projekte nun angegangen werden, ihm sind aber auch die kleinen Mosaiksteine wichtig, damit der Betrieb gut funktioniert. „In der Hesserkaserne bekommen wir eine Tankstelle, zudem würden wir gerne ein neues Wirtschaftsgebäude errichten“, sagt er. Das neue Haus mache deshalb Sinn, weil damit die Ausrüstung besser geschützt werden könnte, meint er. Denn auch die Kaserne wurde von der Flut hart getroffen.
Bleibt die Frage, was Härtinger jenen Kritikern entgegnet, die in einem Militärkommandanten nur einen Offizier sehen, der sich meistens auf Veranstaltungen befindet.
„Wenn ich acht Stunden im Büro arbeite, dann läuft natürlich nie eine Kamera mit. Abends, bei Events, kann das schon passieren“, antwortet der Brigadier. Das Repräsentieren zählt übrigens ausdrücklich zum Anforderungsprofil eines Militärkommandanten.
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