Betrugsprozess: Baukoordinator soll Häuslbauer schwer geschädigt haben
Sechs Verhandlungstage sind am Landesgericht St. Pölten anberaumt, 35 Zeugen sind vorgeladen zu den Machenschaften eines selbst ernannten Baukoordinators auszusagen. Der 57-Jährige aus dem Bezirk Scheibbs soll reihenweise privaten Häuslbauern viel Geld aus der Tasche gezogen haben, um damit vordergründig ihre Baustellen abzuwickeln. Die Rechnungen vieler Baufirmen blieben allerdings offen. Der Mostviertler soll so einen Schaden von über zwei Millionen Euro angerichtet haben.
Vor dem Schöffensenat in St. Pölten werden dem 57-Jährigen ab dem kommenden Montag gewerbsmäßiger schwerer Betrug in 21 Einzelfakten und zwei Veruntreuungen größerer Geldsummen vorgeworfen. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft.
Zahlreiche Delikte
Verhandelt werden Delikte, die der in der Baubranche beschäftigte Mann von 2017 bis Juni 2020 begangen haben soll. Als Fachmann in die Selbstständigkeit gewechselt, soll er ehemaligen Kunden angeboten haben, ihre Bauvorhaben zu koordinieren, Kreditangebote einzuholen und die Rechnungen der Baufirmen abzuwickeln, wenn entsprechende Leistungen erbracht worden waren. Bekam er den Auftrag, ließ er sich von den Häuslbauern auch gleich die fälligen Kreditsummen auf sein Konto überweisen.
Doch bei den Firmen kam das Geld in nur sehr geringem Ausmaß an. Um an Geld zu kommen soll der Angeklagte seinen Kunden auch gefälschte Rechnungen von Baufirmen vorgelegt haben. Ebenso dürfte der mutmaßliche Betrüger den gutgläubigen Kunden Blankoformulare untergeschoben haben.
Laut den Ermittlungen der Polizei war der Beschuldigte mit seiner Masche quer durch Niederösterreich in den Bezirken Amstetten, Scheibbs, Melk, St. Pölten, St. Pölten-Land, Tulln und Mistelbach unterwegs.
Den Fall ins Rollen brachte ein 35-jähriger Häuslbauer aus dem Bezirk Amstetten. Er hatte im Mai des Vorjahres Anzeige erstattet, weil er dem Baukoordinator zwar Geld überwiesen hatte, doch dieses nicht bei den Baufirmen ankam. Deshalb kam es zu einem mehrwöchigen Baustopp. Dem Geschädigten entstand ein Schaden in einem hohen fünfstelligen Eurobetrag.
Casino-Besuche
Im Zuge der Ermittlungen, in die auch das Landeskriminalamt eingeschalten war, wurde das Ausmaß des Falles sichtbar. Bei Hausdurchsuchungen in drei Standorten des Verdächtigen stießen die Beamten dann auf zahlreiche Unterlagen und Beweismittel. Der festgenommene Unternehmer zeigte sich gegenüber der Polizei geständig. Einen Teil des unterschlagenen Geldes soll der in Casinos verzockt haben.
Kommentare