Ruf nach anderem Standort für Zitronensäurefabrik

Grünpolitiker, angeführt von Landeschefin Helga Krismer (M.) und Mitglieder der Bürgerinitiative „Ritter von der Au“ protestierten
Bezirk Melk: Grüne Hilfe für Bürgerinitiative, Konzern hält an Plänen fest

Im Widerstand gegen das geplante Zitronensäurewerk in der Donau-Au bei Bergern (Bezirk Melk) versuchen die Gegner den Bau nicht nur am Rechtsweg, sondern auch mit politischem Druck doch noch zu verhindern.

In einer Protestaktion am Donautreppelweg neben dem 35 Hektar großen geplanten Standort, forderte die Grüne Landessprecherin Helga Krismer die ÖVP-Regierung mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sowie die Wirtschaftsagentur Ecoplus auf, das Projekt doch noch zu verhindern. Stattdessen soll mit dem Betreiber, dem Biotechnologiekonzern Jungbunzlauer, in NÖ ein Ersatzstandort für den Bau des rund 150 Millionen Euro teuren Werks gefunden werden.

Beim Neustart könnte Jungbunzlauer auch gleich einen transparenteren Kommunikationsstil wählen, so Krismer. Als Gründe gegen die Fabrik nannte sie das angrenzende Natura-2000-Gebiet, die Nähe zum Stift Melk und dem Weltkulturerbe Wachau sowie Schall- und Geruchsbelästigungen im touristisch wertvollen Nibelungengau und Abwässer in der Donau. Die ÖVP nutze ihre Macht und Seilschaften „um das Projekt durchzudrücken“, so Krismer und verwies auf den Grundverkäufer EVN und den Vermittler Ecoplus.

Einsprüche

Vor allem, weil man eine Geruchsbelästigung befürchte, die der Betreiber bisher nicht entkräften konnte, hat sich auch der Gemeinderat der Stadt Melk dem Widerstand der Bürgerinitiative „Ritter der Au“ angeschlossen. Nachdem die BI-Beschwerde gegen den UVP-Bescheid des Landes NÖ beim Bundesverwaltungsgerichtshof abgewiesen wurde, setze man nun auf den Verfassungsgerichtshof, sagte BI-Sprecherin Barbara Gasner. Trotz fundierter Einwendungen und Gutachten beeideter Sachverständiger sei die UVP durchgepeitscht worden, beklagte sie. Sollte man vor dem VfGH scheitern, sei der Gang zum EuGH fix.

Ruf nach anderem Standort   für Zitronensäurefabrik

Geplantes Werk soll rund 150 Millionen Euro kosten und in der Anfangsphase 60 Mitarbeiter beschäftigen

„So mit Schmutz besudelt zu werden“, ist für Josef Gaß, Geschäftsführer bei Jungbunzlauer völlig unverständlich. Natur- und Gewässerschutz zu ignorieren, wie es Krismer vorwarf, sei unkorrekt. „Wir verhalten uns gesetzeskonform, gehen auf die Bevölkerung zu und setzen zusätzliche Maßnahmen um“, verwies er auf fünf Hektar Industriegrund, denn man rückgewidmet hat, um einen Wald zu pflanzen. Sechs Info-Abende wurden abgehalten. Die Vorarbeiten für das Werk mit über 20 Gutachtern hätten bereits Millionen gekostet. Gaß kann einem Standortwechsel nichts abgewinnen.

Für die ÖVP meldete sich Karl Moser, zweiter Landtagspräsident aus Melk: „Wichtig ist bei so großen Projekten die breite Beteiligung aller Betroffenen und die Erfüllung der strengen Auflagen“. Die UVP mit positivem Ergebnis beinhalte solche Auflagen. Einsprüche seien im Rechtsstaat wichtig, „die zuständigen Stellen werden prüfen und entscheiden“, so Moser.

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