Ringen um die nächste Landesausstellung

Die durch einen großen Park verbundenen Jugendstil-Gebäude des Klinikums Mauer sind, bis auf einige schon sanierte Objekte, renovierungsbedürftig
Moststraßenregion kämpft um NÖ-Schau 2026 am historischen Klinik-Areal Mauer. Auch dunkles Nazi-Kapitel soll Thema sein. ÖVP-Abgeordnete Hinterholzer nennt Schau als Motivation für Wiederkandidatur

Während die Landesausstellung in Marchegg im Weinviertel voll im Laufen ist, wird auf der gegenüberliegenden Seite von NÖ bereits emsig um die Landesschau 2026 gerungen. Das einzigartige historische Ensemble der Landesklinik Mauer bei Amstetten könnte Hauptschauplatz dieser Ausstellung werden.

Vor 120 Jahren vom Kaiser persönlich als Nervenheil- und Pflegeanstalt eröffnet, bietet das Areal jede Menge medizinisch-geschichtlichen Hintergrund, dazu mit den Jugendstilbauten architektonische Schätze – aber auch ein dunkles Kapitel. In der NS-Zeit wurden von hier bis zu 2.400 Patienten zu ihrer Ermordung fortgeschickt. Übergeordnete Schwerpunkt der Landesschau soll der Themenkomplex „menschliche Gesundheit“ sein.

Ringen um die nächste Landesausstellung

Kaiser Franz Joseph reiste 1902 zur Schlusssteinlegung und Eröffnung persönlich an

Mit Mauer-Öhling und der Remise Amstetten als Schauplätze übergab eine vielköpfige Delegation schon Ende 2017 die erste Bewerbung um die nächste NÖ-Schau, die routinemäßig im Mostviertel stattfinden sollte. Doch weil St. Pölten 2024 nicht als europäische, sondern als Landeskulturhauptstadt präsentiert werden soll, verschob LH Johanna Mikl-Leitner die Mostviertler Landesschau auf 2026.

„Diese Unterlagen werden gerade auf 2026 ausgerichtet. Das umfassende Thema Gesundheit und Pflege wollen wir mit viel Charme präsentieren“, sagt Amstettens Bürgermeister Christian Haberhauer (ÖVP). Die alte ÖBB-Remise, wo gerade der neue Amstettner Stadtteil namens „Quartier A“ entsteht, werde man als Schnittstelle „Mensch und Digitalisierung“ im Konzept weiterverfolgen, sagt er.

Neben der Stadt stehen 31 Moststraßengemeinden hinter der Bewerbung, über die aktuell sehr intensiv mit der NÖ Kulturabteilung verhandelt wird, wie Moststraßen- und Tourismusobfrau Michaela Hinterholzer bestätigt. „Diese Landesausstellung ist eine Riesenchance und Herausforderung, der wir uns stellen wollen“, sagt Hinterholzer, die auch ÖVP-Abgeordnete und Bürgermeisterin von Oed-Öhling ist. Ob Mikl-Leitner schon heuer im Anschluss an Marchegg den Zuschlag für die Landesausstellung 2026 erteilen wird, kann Hinterholzer nicht sagen. Ein Relaunch der letzten Mostviertel-Schau 2007 in Waidhofen/Ybbs und St. Peter sei das große Ziel, die Thematik „psychische Gesundheit“ sehr aktuell, sagt sie.

Wiederkandidatur

Das Projekt 2026 habe sie auch zu ihrer persönlichen Herausforderung gemacht. Hinterholzer: „Ich habe mich, unter anderem deshalb entschlossen, noch einmal bei der Landtagswahl zu kandidieren“, kündigt sie im KURIER-Gespräch an. Die Politikerin ist seit 24 Jahren Landtagsmitglied und wird in ihre sechste Periode gehen.

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Die Mostviertler Landtagsabgeordnete Michaela Hinterholzer kündigte für die Landtagswahl 2023 ihre sechste Kandidatur an

Mit der Entscheidung für Mauer ließen sich viele Effekte erzielen, ist Hinterholzer überzeugt. Neben der notwendigen Restaurierung der Jugendstil-Gebäude sei auch die Errichtung einer dauerhaften Gedenkstätte für die Opfer der Nazis notwendig. „Die Namen dieser Unschuldigen sollen immer in Erinnerung bleiben“, so Hinterholzer. Erst in den vergangenen Jahren machte die Forschungsarbeit des Instituts für jüdische Geschichte die Gräuel sichtbar.

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Das Mahnmal für die NS-Euthansie-Opfer des Künstlers Florian Nährer wurde 2019 geschaffen

Ein vor drei Jahren enthülltes Mahnmal aus Grabsteinen ist ein erstes Gedenkzeichen. ORF III sendet morgen, Sonntag, eine Dokumentation zu den verdrängten Toten von Mauer-Öhling.

Geschichte

Die Landesheil- und Pflegeanstalt wurde von 1898 bis 1902 im Pavillonsystem mit 40 Objekten  von Carlo von Boog  nach modernsten psychologischen Erkenntnissen errichtet. 1902 gab es 1.000 Betten. Unter anderem gab es einen eigenen Meierhof mit 100 Ha Landwirtschaftsgrund und einen „Prater“ für Ablenkungstherapien. In der NS-Zeit kam es zu Massentötungen. 1.300 Patienten wurden in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz gebracht. Bis zu 2.400 Patienten sollen ermordet worden sein.

 

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