Rettung: Im Notfall kommt der Tele-Notarzt

Rettung: Im Notfall kommt der Tele-Notarzt
Das Rote Kreuz Niederösterreich testet Live-Zuschaltungen via Datenbrille zu Einsätzen.

Es klingt wie aus einem Science-Fiction-Film: Der Patient wird von zwei Personen behandelt, aber nur einer ist vor Ort, der Notarzt ist mittels neuester Technologie zugeschaltet – Er sieht, was der physisch anwesende Notfallsanitäter durch seine Brille sieht und gibt Handlungsanweisungen.

Diese Szenerie ist Teil des Pilotprojekts „Telenotarzt“ des Roten Kreuzes Niederösterreich (RKNÖ), das bis Ende 2021 laufen soll. „Unser Ziel ist es, bei Bedarf den Patientinnen und Patienten vor Ort noch schneller helfen zu können“, erklärt RKNÖ-Präsident Josef Schmoll und betont: „Mit diesem innovativen Ansatz kann ein Notarzt jederzeit zur Beratung beigezogen werden.“ Im deutschen Aachen wird diese Art der Telemedizin bereits in der Praxis eingesetzt, in Österreich wagt man sich beim RKNÖ auf Neuland. „Wir machen gerade die ersten Schritte und probieren es aus – natürlich nicht bei kritischen Fällen, und nur, nachdem wir uns das Einverständnis des zu Behandelnden geholt haben“, betont Projektleiter Berndt Schreiner, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes und Chefarzt des Roten Kreuzes NÖ.

Rettung: Im Notfall kommt der Tele-Notarzt

Christian Müllner vom Rettungsdienst testet die Datenbrille. Das Pilotprojekt wird von Berndt Schreiner, Chefarzt
des Roten Kreuzes NÖ geleitet.

Derzeit werden unterschiedliche Modelle getestet – eines davon ist die Liveschaltung mittels Datenbrille, ein anderes ist die Live-Übertragung von EKG-Werten oder die Nutzung einer App zur Bildübertragung. Dabei hält Schreiner fest: „Nicht alles, was neu und möglich ist, ist automatisch gut und praxistauglich“, genau deshalb probiere man verschiedene Möglichkeiten aus und unterziehe sie einer begleitenden Evaluierung.

Wartezeit überbrücken

Acht Mal wurden Patientinnen und Patienten bereits vom „Telenotarzt“ behandelt. Aber bereits jetzt steht fest: „Bei einem kritischen Patienten ist die beste Option ein Notarzt am Notfallort. Die Technik kann das nie ersetzen“, so Schreiner. Es wäre aber durchaus sinnvoll, wenn sich der Zustand eines Patienten überraschend verschlechtere und der Sanitäter via Telemedizin von einem Notarzt unterstützt würde, „um die Zeit zu überbrücken, bis ein nachgeforderter Notarzt vor Ort ankommt“.

RKNÖ-Präsident Schmoll erwartet sich durch den Einsatz telemedizinischer Techniken „eine Verbesserung der präklinischen Notfallversorgung und einen effizienteren Einsatz von damit verbundenen Personal- und Sachressourcen“. In der Pilotierung gelte es allerdings noch viele Fragen zu klären.

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