Rast und Hilfe am Land: eine Vinizirast, die sich selbst versorgt

Rast und Hilfe am Land: eine Vinizirast, die sich selbst versorgt
In einem Ex-Haubenlokal ensteht ein Zuhause für Obdachlose. Das Haus will man mit einer Landwirtschaft selbst finanzieren.

Die Tür zum ehemaligen „Hotel Hanner“ ist halb offen. Gäste gab es dort schon lange keine mehr, das Betrieb ist eingestellt. Es ist ruhig. Nur leise hört man eine Bohrmaschine im Hintergrund. Bruno Öllinger arbeitet gerade an einer Sandkiste für die Hühner. Seit eineinhalb Jahren ist er ein Bewohner der Vinzirast für ehemals obdachlose Menschen in Wien. Seit einem halben Jahr pendelt er aufs Land und unterstützt beim Aufbau einer neuen Vinzirast in Mayerling im Bezirk Baden.

Freude an der Arbeit

Ob er dort draußen am Land zur Ruhe kommt? „Nein, in diesem Haus gibt es so viel Arbeit. Ich bin gelernter Tischlermeister und habe hier viel zu tun“, sagt der 62-Jährige. Doch die viele Arbeit stört ihn nicht, ganz im Gegenteil. Lachend steht er vor seiner Werkbank.

Mit einem eigenen Betrieb ist er einst gescheitert, er hat eine komplizierte Ehe hinter sich, das Leben ist nicht nach Plan verlaufen. Jetzt habe alles wieder einen Sinn, erzählt er. „Ich habe immer gerne und viel gearbeitet und das macht mir auch Spaß. Jetzt stehe ich wieder motiviert auf jeden Tag“, sagt er. Er soll nicht der einzige bleiben, dem es so geht.

Rast und Hilfe am Land: eine Vinizirast, die sich selbst versorgt

Zum Plan der neuen Vinzirast gehört nämlich auch eine Landwirtschaft. In einem Hofladen soll das Gemüse an den Mann und die Frau gebracht werden. Auch die Werkstücke aus eigener Töpferei, Schneiderei und Tischlerei zu verkaufen, gehört künftig zum Plan.  „Diese Vinzirast soll die erste sein, die ganz ohne Spenden auskommt und sich selbst finanziert“, sagt Projektleiter Dennis Reitinger. Das alles wird Aufgabe der Bewohner sein. Damit sie wieder „Boden unter den Füßen“ bekommen, wie auch der Projektname verrät.

Hühner, Jause, Badeteich

„Ein Hund muss her!“ – „Und wir brauchen noch einen Zaun.“ – „Ach, tagsüber werden wir sowieso am Feld sein.“ Die Diskussionen drehen sich aktuell auch um 600 Hühner, die vor einem Fuchs beschützt werden müssen und auf der neuen Vinzirast leben werden. Bruno Öllinger hat jedenfalls schon einen „Hühnertraktor“ gebaut.In dem mobilen Häuschen sollen ein paar der Hühner ihr Zuhause auf dem Feld haben und dort die Erde auflockern. 

Rast und Hilfe am Land: eine Vinizirast, die sich selbst versorgt

Tagein, tagaus wird auf der Baustelle der neuen Vinzirast geplant und gearbeitet. Die Corona-Krise sorgt zwar auch hier für Verspätungen, aber „ich hoffe, dass hier in einem Jahr bereits reges Treiben herrscht“, sagt Reitinger. Die Ideen sind zahlreich: auch eine kleine Bäckerei könnte es geben. „Hier führt direkt ein Wanderweg vorbei. Bei einer Jausenstation könnten sich Spaziergänger stärken . Wir hätten auch gerne Schafe oder Alpakas“, zählt Reitinger auf. Ein kleiner Schwimmteich, der frühere Löschteich, soll vergrößert werden und zum Baden einladen.

Um auch in den Wintermonaten anzubauen, liegen schon die Einzelteile eines Glashauses bereit. „Das haben wir über Crowdfunding finanziert, in St. Pölten abgetragen und hergebracht“, erzählt Reitinger. Noch leben und werken Bruno Öllinger und Dennis Reitinger zu zweit in Mayerling. Ist alles fertig sollen dort etwa 70 sozial bedürftige Menschen gemeinsam wohnen, kündigt Vinzirast-Obfrau Veronika Kerres an.

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