„Es kommt eh bald der Todesengel“

Arsen-Mordprozess in Krems an der Donau. Die Angeklagte Bogumila Wojtas. Bitte beachten: Nahaufnahmen der Rechtssprechungsorgane sind nicht zu zulässig
Zeugen widerlegten Verantwortung der Polin, ihr Sohn verstrickte sich in Widersprüche.

Als der 68-jährige Herbert Ableidinger die 52-jährige Bogumila Wojtas kennenlernte, wollte er sich sein (durch einen Verkehrsunfall) steifes Bein operieren lassen. Ein Nachbar brachte ihn davon ab: „In unserem Alter kommt eh bald der Todesengel und nimmt uns mit“, sagte dieser als Zeuge wenig hoffnungsfroh. Dass das bei Ableidinger so bald sein würde, damit hat er allerdings nicht gerechnet. Die Polin soll dahinterstecken. Laut Anklage hat sie den Wiener und anschließend den 62-jährigen Niederösterreicher Alois F. mit Arsen im Essen vergiftet.

Die Verantwortung der Angeklagten stürzte am zweiten Tag im Kremser Doppelmordprozess in sich zusammen: Laut Zeugenaussagen hatte sie sich als Witwe ausgegeben, während sie ja behauptet, aus ihrer Ehe mit einem Polen kein Geheimnis gemacht zu haben.

Die Zeugen bekundeten auch recht anschaulich, dass es eine sexuell ausgelebte Lebensgemeinschaft und keineswegs – wie die Angeklagte behauptet – ein reiner Pflegedienst gewesen sei. „Herbert war ein sehr offener Mensch“, erzählt etwa eine Bekannte von Ableidinger: „Er hat mir sehr detailliert alles erzählt, was sich halt zwischen Mann und Frau im Bett abspielt.“

Als Wojtas von ihm wegen angeblicher Schwangerschaft 15.000 Euro verlangt haben soll, sagte die Zeugin zu ihm: „Verlang einen Schwangerschaftstest“, beziehungsweise: „Schmeiß sie raus.“ Noch ein Punkt der Verteidigung wurde durch die Zeugenaussagen widerlegt: Nämlich dass Wojtas auf keine besondere Belohnung ihrer (angeblichen) Pflege aus war. Doch sie suchte zwei Mal den Notar auf, damit der Übergabevertrag der Eigentumswohnung von Ableidinger zügig über die Bühne geht. Da konnte die Polin übrigens bestens Deutsch, während sie sich im Prozess alles übersetzen lässt. Die Staatsanwältin hält ihr vor, dass sie versucht hatte, von Angehörigen gepflegter Frauen nachträglich noch Geld herauszupressen. Und zwar mit Briefen, die in Deutsch abgefasst sind. „Missverständnisse“, sagt sie jetzt, auf Polnisch.

Gelegenheit

„Es kommt eh bald der Todesengel“
Arsenprozess Krems Sohn Angeklagte
Ihr Sohn Michal, 29, verstrickt sich im Zeugenstand wie die Mutter in Widersprüche. Er hatte Ableidinger dessen Mobilheim abgekauft, angeblich für 8000 Euro. Die will er ihm im Juli 2010 bar übergeben haben. Die Richterin wendet ein, dass Ableidinger damals im Spital lag. Dann habe er das Geld eben in der Wohnung zurückgelassen, sagt der Zeuge, gefolgt von Gelächter im Publikum.

Fünf Mal hatte Michal Wojtas bei Ableidinger genächtigt, drei Mal bei Alois F. Das ist für die von Verteidiger Timo Gerersdofer aufgeworfene Frage relevant, wer den Männern Arsen ins Essen hätte mischen können. Das Urteil fällt Donnerstag.

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