Mordanklage gegen Bogumila W.
Sie habe dem „schweren Leiden und Todeskampf“ ihrer beiden Opfer zugesehen. Die Kremser Staatsanwältin hält Bogumila W., 52, die zwei Männer vergiftet haben soll, für eine Doppelmörderin. Sie hat nun Anklage erhoben, die dem KURIER vorliegt, – und will die 52-jährige Polin so rasch wie möglich vor dem Richter sehen.
Der Fall dürfte Kriminalgeschichte schreiben. Wer die 33 Seiten lange Anklageschrift liest, der muss unweigerlich an die Giftmörderin Elfriede Blauensteiner denken. W. heuerte Mitte der 90er-Jahre als Billig-Putzfrau in Österreich an. Lohn: 800 Euro. Sie lernte so einen Mann kennen, der Hilfe bei der Pflege eines Angehörigen benötigte. Reich wurde sie so nicht. Mit Herbst 2009 datiert die Justiz W.s „Entschluss, sich in Österreich als Witwe auszugeben, einen gut situierten Mann zu suchen und diesem Geld herauszulocken, ...“ Für beide Männer, Herbert Ableidinger und Alois F., sei dies einem Todesurteil gleichgekommen.
Opfer Nummer eins soll Herbert Ableidinger gewesen sein. 68 Jahre alt und frisch verwitwet war er, als er eine Annonce schaltete: „... Witwer, möchte gerne eine Polin kennenlernen, 50-60 Jahre alt, gesellschaftlicher Grund: Heirat nicht ausgeschlossen“. So fand die Frau laut Justiz zu dem Senior. W. will nur eine einfache Pflegerin gewesen sein.
Für den Pensionisten war W. aber weit mehr: Er prahlte mit seinem regen Sexleben, ließ sich ein Potenzmittel verschreiben, und er wälzte Heiratspläne.
Vermögenszuwachs
Ableidinger starb im Oktober 2010 langsam und qualvoll – und er war bettelarm. W. hatte er seine 65.000 Euro teure Wohnung überschrieben, den Pkw und ein Mobilheim an den Sohn und den Ehemann W.s – sie ist seit 29 Jahren verheiratet – verkauft. Geld sah der Senior angeblich nie. Sechs Wochen später trat die 52-Jährige in das Leben von Alois F., 62, aus Niederösterreich. Vieles ähnelt dem ersten Fall: F. schwärmt für seine neue Flamme, baut schnell körperlich ab, setzt sie als Erbin für sein Haus ein, stirbt im Februar 2011.
Verwandte schöpfen Verdacht, blitzen aber zuerst bei der Justiz ab, bis dann nach Berichten des ORF (Resetarits) und KURIER die Ermittlungen in Gang kommen.
Beide Leichen werden exhumiert. Gerichtsmediziner Christian Reiter findet in den Überresten toxische Mengen Arsen. Anhand der Nägel kann der Gutachter eingrenzen, wann und wie oft das Gift verabreicht wurde. In beiden Fällen hat W. zu diesem Zeitpunkt bei den Opfern gelebt. Sie streitet die Vorwürfe ab. Ihr Rechtsanwalt Timo Gerersdorfer sagt: „Ich gebe zu bedenken, dass es keinen Hinweis gibt, wie das Arsen in die Körper gelangt ist.“ Die Justiz glaubt, dass W. das Arsen mit Speisen ihren Opfern verabreicht hat.
Angeklagt sind auch Vermögensdelikte. Ein Prozesstermin steht noch aus. Eine eigenes Verfahren läuft gegen ihren Sohn. Er soll Vermögen bei Seite geschafft haben.
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