Porsche, Gold & Marmor: "Hellseherin" zockte ab, lebte im Prunk
Einer Beschäftigung geht keiner der acht Familienmitglieder nach, offiziell bewohnen sie in Wien zwei Gemeindewohnungen als Sozialhilfebezieher. Die wahre Überraschung verbarg sich allerdings hinter den Türen einer 400 Quadratmeter großen Nobelvilla in Gerasdorf bei Wien.
Die Geschichte einer 50-jährigen serbischen Hellseherin, die wie berichtet vom nö. Landeskriminalamt ausgeforscht und festgenommen wurde, weitet sich zu einem handfesten Betrugsfall aus. Obwohl die Familie vorgibt, sich von Sozialleistungen finanziell über Wasser zu halten, brachte die Hausdurchsuchung in Gerasdorf allerhand Bemerkenswertes ans Tageslicht. Sladjana J. hat nach eigenen Angaben die Fähigkeiten, Menschen zu heilen, sie von Flüchen zu befreien und Schicksalhaftes vorherzusagen. Als die Polizei an die schmucke Villa in Gerasdorf klopfte, dürfte ihre Glaskugel allerdings beschlagen gewesen sein. Die 50-Jährige hatte die eigene Festnahme nicht kommen gesehen. Die Fahnder waren der Serbin auf die Schliche gekommen, weil sie als vermeintliche Hellseherin durch Österreich getingelt war und gutgläubigen Opfern viel Geld für ihre Vorhersagen aus den Taschen gezogen haben soll.
Weißer Marmor
Nach dem, was die Kriminalisten in der mit feinem weißen Marmor ausgelegten Villa in Gerasdorf fanden, liegt die Vermutung nahe, dass die Geschäfte nicht schlecht gelaufen sind. In der immerhin 100 m2 großen Garage parkte direkt neben dem Porsche 911 ein Mercedes 600 SL, beide neueren Baujahrs, ein Audi A8 sowie ein A6. Die Beamten bewiesen bei der Hausdurchsuchung den richtigen Riecher und wurden in einer abgehängten Zwischendecke fündig. Hinter edlem Stuck fanden die Ermittler haufenweise Socken mit wertvollem Inhalt. Darin waren Gold, Silber, Schmuck und auffallend viele Münzen aus der Schweiz trickreich versteckt. Fast jedes der Familienmitglieder hatte neben mehreren Tausend Euro in Bar auch mehrere Tausend Schweizer Franken eingesteckt.
Gerade der Geldfund aus der Schweiz hatte die Kriminalisten stutzig gemacht. Es besteht der Verdacht, dass das kleine Vermögen von Straftaten aus dem neutralen Nachbarland herrührt. Dort ist ein sechs Jahre zurückliegender Fall anhängig, der frappante Ähnlichkeiten mit dem nun bekannt gewordenen Modus Operandi aufweist. Die Polizei hat deshalb im Zuge eines Rechtshilfeersuchens die Schweizer Behörden eingebunden. Es soll festgestellt werden, ob es bei den sichergestellten Wertgegenständen und Münzen eine Übereinstimmung zu den früheren Taten gibt.
Opfer melden sich
Seitdem die Polizei in der Vorwoche ein Fahndungsfoto von Sladjana J. veröffentlicht hat, meldeten sich zwei weitere potenzielle Opfer der vermeintlichen Wahrsagerin. Die 50-Jährige soll auf der Straße in mehreren Bundesländern einfach Frauen angesprochen und deren Vertrauen gewonnen haben. Im Zuge dieses „Okkultbetrugs“ hätten die gutgläubigen Opfer der angeblichen Hellseherin mehrere Tausend Euro in Bar und Goldmünzen im Wert von 30.000 Euro ausgehändigt. „Die getätigten Vorhersagen und Heilungsversprechen waren freilich Scharlatanerie. Wir rechnen damit, dass es noch mehr Opfer gibt“, sagt ein Kriminalist.
Vertreten wird die Verdächtige mittlerweile vom Wiener Anwalt Werner Tomanek.
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