Von den ursprünglich zwölf Wallachen konnte der Kauf eines Tieres rückabgewickelt werden. Die beiden vierbeinigen Gastgeschenke des ungarischen Premiers Viktor Orbán gingen an die Nachbarn zurück. Die anderen neun Pferde haben vorübergehendes Asyl im Ausbildungs- und Trainingszentrum der Spanischen Hofreitschule am Heldenberg bekommen. Dort traben sie seither Schulter an Schulter mit den Lipizzanern über die Koppeln.
Parallel läuft der Prozess zum Verkauf der Tiere. Den Gesetzen entsprechend, musste zunächst eine bundesinterne Ausschreibung mit dem sperrigen Titel „Sachübertragung von beweglichem Bundesvermögen“ erfolgen. „Hier ist allerdings keine Anfrage eingelangt. Nachdem aber diverse Reiterstaffeln aus Europa bereits im Vorfeld großes Interesse an den Tieren bekundet haben, wurden die jeweiligen Ministerien angeschrieben“, erklärt der Chef der Direktion für Spezialeinheiten (DSE), Bernhard Treibenreif.
Probegalopp
In den vergangenen Tagen besuchten mehrere Abordnungen diverser Nachbarländer den Heldenberg und nahmen die Wallache unter die Lupe. Erfahrene Zureiter aus Serbien und anderen Ländern stiegen in die Sättel und ritten zum Probegalopp aus. Neben der Gesundheit der Tiere stand vor allem das Wesen und der Grad der Ausbildung im Fokus der möglichen Käufer. „Es wurden mehrere Monate in eine fundierte Ausbildung und das spezielle Training für den Polizeidienst der Pferde investiert“, sagt Treibenreif. Eine Abschlussprüfung bescheinigt allen neun Pferden die Tauglichkeit für die schwierigen Anforderungen des Streifendienstes.
Völlig offen ist die Frage, welchen Erlös das Innenministerium durch den Verkauf der Pferde erzielen kann. Die acht- bis elfjährigen Wallache kosteten jeweils zwischen 7.000 und 13.500 Euro. Einer Wertsteigerung durch die lange Ausbildung, steht am freien Markt eine Wertminderung durch das fortgeschrittene Alter und die gesundheitliche „Abnützung“ gegenüber.
Man rechnet im Innenministerium daher, dass der Verkaufserlös die Anschaffungskosten kaum übersteigen wird. Genau weiß man das aber erst, wenn Angebote für die Pferde eintrudeln, meint Treibenreif. Neben den Serben haben die Deutschen, Holländer und Bosnier bereits angekündigt, bis 8. Juni Offerte für die Polizeipferde abgeben zu wollen.
Nicht im Galopp mit den meisten EU-Staaten
Mehr als 20 EU-Staaten setzen auf den Einsatz der berittenen Polizei im Streifendienst, bei Demos oder zur Vermeidung von Ausschreitungen bei Fußballspielen. In Österreich hat Ex-FPÖ-Innenminister Herbert Kickl bekanntlich mit seinem Steckenpferd, der Reiterstaffel, Polizei und Politik gespalten.
Befürworter und Gegner lieferten sich einen harten Schlagabtausch – nicht zuletzt wegen der Kosten. Von 1. Juni 2018 bis 26. September 2019 kostete die Staffel insgesamt 2,345 Millionen Euro. Rund 1,5 Millionen Euro entfielen jedoch auf die Personalkosten, die für die Beamten sonst auch angefallen wären. Rund 900.000 Euro machte der „Sachkostenaufwand“ aus. Dazu zählen beispielsweise Kaufpreis, Ausrüstung oder die Miete der Reitsportanlage in Wiener Neustadt (NÖ).
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