Pizzeria in Luft gejagt: Acht Schuldsprüche

Pizzeria in Luft gejagt: Acht Schuldsprüche
Bis zu vier Jahre Haft für Lokalbetreiber und Auftragstäter; nicht rechtskräftig

Zehn Tage lang wurden Zeugen befragt, Gutachter und Ermittler gehört, Analysen ausgebreitet. Donnerstagnachmittag fielen im Landesgericht in Wien endlich die Urteile im Hollabrunner Pizzeria-Prozess: Die zehn Angeklagten fassten bis zu vier Jahre Haft aus; die Urteile sind nicht rechtskräftig.

In der Nacht des 13. März 2017 flog das Lokal im Zentrum Hollabrunns in die Luft. Kein Zufall: Zuvor war Benzin verschüttet worden. Der türkische Lokalbetreiber hatte Tschetschenen angeheuert, um einen Brand zu legen – er wollte die Versicherungssumme kassieren. Die Geschäfte liefen schlecht.

Die unmittelbar beteiligten Tschetschenen, die vor Ort waren, zeigten sich geständig. Genauso wie der Lokalbetreiber. Doch bemerkenswerte Zeugenaussagen sorgten für Verwirrung. So will ein Zeuge vor Gericht die angeklagten Tschetschenen nicht wieder erkennen. „Es sitzen die Falschen hier.“ Und auch der Bruder des Lokalbesitzers präsentiert eine ganz andere Geschichte als in den Polizei-Einvernahmen.

Zeugen in Angst

„Die widersprüchlichen Aussagen kommen daher, weil Angeklagte und Zeugen Angst vor den Tschetschenen haben“, vermutet die Staatsanwältin. Die falschen Zeugenaussagen will sie nicht auf sich sitzen lassen. „Wir werden das verfolgen.“

Welcher Angeklagte jetzt tatsächlich die Wahrheit erzählt, darüber streiten auch die Verteidiger. „Mein Mandant ist noch immer am nächsten an der Wahrheit dran. Aber er hatte am Schluss die Hosen voll. Wenn die Familie bedroht wird, schwächt man vielleicht ein bisserl ab“, sagt Manfred Arbacher-Stöger, der den Neffen des Lokalbesitzers vertritt. Er wurde von einigen Tschetschenen nachts auch in einen Wald gebracht und bedroht, sollte nicht endlich Geld fließen.

Arbacher-Stöger zeigt auf die Anklagebank vis a vis. „Auf dieser Seite war ein Sumpf voll Lügen.“ Hier sitzen die Männer, die für die Organisation zuständig waren. Und die eine falsche Fährte legten, indem sie mit den Handys der anderen nach Krems fuhren, als das Lokal explodierte. Vorher sollen sie sich aber alle bei einer Wiener Tankstelle getroffen haben. Doch die Ergebnisse der Handy-Auswertungen seien nicht korrekt gewürdigt worden, meint Anwalt Florian Kreiner.

Wie viel Geld für die Auftragstat geflossen ist, lässt sich nicht mehr feststellen. Zu unterschiedlich sind die Angaben. Von bis zu 300.000 Euro war die Rede.

Urteile

Das Schöffengericht verurteilte den Lokalbetreiber, zu 3,5 Jahren Haft, seinen (vorbestraften) Neffen zu vier Jahren Haft. Die beiden Tschetschenen, die das Feuer gelegt hatten, erhielten drei bzw. vier Jahre Haft. Die anderen Tschetschenen fassten Strafen über vier bzw. 30 Monate aus; zwei wurden freigesprochen. Der türkische Vermittler bekam zwei Jahre, davon 16 Monate bedingt; nicht rechtskräftig.

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