Paulus Manker und die verschwundene Million: Prozess nach "Alma"-Spektakel
Paulus Manker scheint rein gar nichts unangenehm zu sein. Seinen Gegenspieler, den wohlhabenden Immobilieninvestor Christian Zeller am Eingang zum Gerichtssaal wegen seines Modegeschmacks zu hänseln, gilt wohl nicht als die feine englische Art. Manker ist auch weniger als Sir, sondern viel mehr als das Enfant terrible der Kulturszene bekannt.
Zuletzt machte der streitbare Regisseur mehr Schlagzeilen durch Gerichtsprozesse als mit seinen gefeierten Inszenierungen. So wie am Mittwoch. Obwohl nur Zeugen im Strafprozess, waren Manker und Zeller die Hauptdarsteller am Bezirksgericht Neunkirchen.
Manker hatte vergangenen Sommer das Theater-Epos "Alma“ und "Die letzten Tage der Menschheit“ im historischen Südbahnhotel am Semmering, welches sich im Besitz von Christian Zeller befindet, aufgeführt. Bei der Vorstellung am 4. August 2023 eskalierte die zuvor bereits angespannte Lage.
Laut dem Hotelbesitzer hatte Manker sich nicht an den Vertrag gehalten und versucht das Hotel-Juwel zu "besetzen“. "Ich bin deshalb hingefahren und habe zu meinem Schutz bereits Securitys bestellt“, sagte Zeller im Zeugenstand aus.
Sechs Männer waren zum Personenschutz engagiert worden.
Manker hatte wiederum seinen Sicherheitsleuten den Auftrag gegeben, Zeller nicht in sein eigenes Hotel zu lassen. Im Foyer kam es deshalb zu wüsten Szenen und einem Gerangel, Sicherheitsleute versperrten auf Geheiß die Eingänge.
An der Hand verletzt
"Die Leute von Herrn Manker sind auf mich zugestürmt und wollten mich hinaus drängen. Ich bin zuvor noch nie körperlich bedrängt worden. Solche Umgangsformen bin ich nicht gewohnt“, sagte Zeller vor der Richterin aus. Er sei im Schock gewesen, zu Sturz gekommen und habe sich an der Hand verletzt.
Richterin fällte Freispruch
Die Gegenseite sieht es ganz anders. Der wegen Körperverletzung angeklagte Privatdetektiv Peter W. und ein Zeuge sagten aus, Zeller sei in Rage immer wieder gegen sie angelaufen. Verletzt haben sie ihn nicht.
Weil auch vom unfallchirurgischen Sachverständigen Ferdinand Bareck nicht festgestellt werden konnte, ob die Handverletzung von einem Sturz oder durch Fremdeinwirkung geschah, fällte die Richterin einen nicht rechtskräftigen Freispruch. Die Körperverletzung sei nicht nachweisbar.
Eine Million Euro Einnahmen
Der Schlusspunkt im Match Manker gegen Zeller ist das aber noch lange nicht, im Gegenteil. Der Theatermacher hatte mit den Aufführungen im Südbahnhotel im Vorjahr über eine Million Euro an Einnahmen durch den Kartenverkauf eingenommen. Das Geld scheint allerdings spurlos verschwunden, sagt Zellers Anwalt Nikolaus Vasak.
Denn der vertraglich beschlossene Anteil von mehreren hunderttausend Euro ist bis dato nicht bei der Südbahnhotel Kultur GmbH eingelangt. Deshalb wurde beim Handelsgericht Wien auch Klage eingebracht, bestätigt Vasak.
Manker hätte im Herbst das Südbahnhotel räumen und es besenrein an den Eigentümer zurückgeben sollen. Weil das nicht geschah und er das historische Haus „besetzte“, erwirkte die Südbahnhotel Kultur GmbH eine Zwangsräumung, die im Jänner auch zwangsvollstreckt wurde.
Zwölf Schiffscontainer voll Theater-Equipment und Requisiten wurden in ein Lager abtransportiert.
Wie Zeller am Mittwoch gegenüber dem KURIER erklärt, sei es ein Fehler gewesen, sich mit dem „streitbaren Regisseur“ geschäftlich einzulassen. „Ich dachte mit einem guten Vertrag würde es funktionieren. Da habe ich mich geirrt“, so der Unternehmer.
Kommentare