Zeller versucht zu beruhigen: „Die Vorbereitungsarbeiten für die Sanierung/Erweiterung des Südbahnhotels laufen plangemäß. Aufgrund des nunmehr umfangreicheren Projektes (Erweiterung auf ca. 150 Hotelzimmer) sind zusätzliche Verfahren erforderlich. Laut Auskunft des zuständigen Projektmanagers (...) werden die erforderlichen Genehmigungen in den nächsten zwölf Monaten vorliegen.“ Das Dornröschenhotel bleibt also eine morbide Kulisse, die für nichts anderes verwendet werden kann als für Kulturveranstaltungen (falls Sicherheit und Elektrik diese überhaupt zulassen).
Man hätte also durchaus Florian Krumpöck weiter erfolgreich Programm machen lassen können (er musste aufs Panhans ausweichen). Aber Ingrid Skovhus und Stefan Wollmann gründeten mit dem Sanctus von Zeller eine eigene Südbahnhotel Kultur GmbH. Diese erhielt propere Subventionen vom Land Niederösterreich. Und hätte einen Gutteil an Paulus Manker weitergeben müssen. Denn die Bespielung erfolgte eben in erster Linie durch ihn. Doch es kam zu weiteren Konflikten und Klagen. Auch Hermann Dikowitsch, Leiter der Kulturabteilung des Landes, wurde vorgeladen. Um vor Gericht nichts Falsches zu behaupten, ließ er, wie er sagt, die Abrechnungen prüfen. Manker bezweifelt es zwar, aber: Die Subventionen des Landes seien nicht missbräuchlich verwendet worden. Aber es sei klar, dass der Impresario die vereinbarte Summe zu erhalten habe.
Aufgrund all der unerquicklichen Vorkommnisse ließ Manker die Tonnen an Requisiten für seine beiden Theaterabende im Südbahnhotel zurück – „ohne Vertragsgrundlage und somit rechtswidrig“, so Zeller. Die Kultur GmbH hat daher rechtliche Schritte beim Bezirksgericht für Handelssachen Wien eingebracht. Nun droht die Zwangsräumung.
Der Weisheit letzter Schluss ist das aber nicht. Denn es fehlen Alternativen zu Manker. Zudem haben Skovhus und Wollmann (nun Pressesprecher der Semperoper Dresden) bisher kein Ansuchen für ein eigenes Kulturprogramm 2024 gestellt. Dikowitsch spricht sich daher für „Die letzten Tage“ im Südbahnhotel aus: „Einen besseren Ort gibt es nicht! Warum können sich Manker und Zeller nicht wie vernünftige Menschen zusammensetzen?“
Es gibt noch einen weiteren Grund, „Die letzten Tage der Menschheit“ – eine Szene spielt auf der Terrasse des Grandhotels – 2024 zu zeigen: Heuer vor 150 Jahren, am 28. April 1874, wurde Karl Kraus geboren.
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