Die ramponierte Immobilie gehört Christian Zeller und wird, so der hochfliegende Plan, wieder ein strahlendes Grandhotel. Viele Sommer lang hat Florian Krumpöck die grandiosen Säle bespielt, seit dem Vorjahr macht die Südbahnhotel Kultur GmbH von Skovhus und Wollmann – mit dem Sanctus von Zeller – das Programm.
„Mein Traum!“
Manker witterte einen Coup: Er hatte das Polydrama von Joshua Sobol über Alma Mahler-Werfel bereits am Semmering zur Aufführung gebracht, aber „nur“ im Kurhaus. Die wirklich richtige Location ist das mondäne Südbahnhotel. Denn die Femme fatale, die auch Walter Gropius, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka den Verstand raubte, war mehrfach zu Besuch, wie Fotografien beweisen. Der Impresario schlug daher eine Aufführungsserie für den Sommer 2023 vor: „Das Hotel ist für uns wie gemacht, es zu bespielen war mein Traum!“ Von Anbeginn sei aber klar gewesen, dass er auch seine überwältigende, sehr komplexe Inszenierung der „Letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus zeigen will. Denn etliche Szenen spielen tatsächlich im Südbahnhotel.
Skovhus und Wollmann willigten ein. Um sich abzusichern, wurden Verträge abgeschlossen. Dabei muss es zu ungenauen Formulierungen gekommen sein – und es dürfte auch unterschiedliche Erwartungen gegeben haben. Jedenfalls: Seit die zwölf Container mit den Abertausenden Requisiten – Möbel, Bilder, Bücher, Teppiche – vor dem Hotelkomplex abgeladen wurden, macht man sich das Leben gegenseitig zur Hölle.
Die GmbH klagte Manker, Manker klagte die GmbH. Erst am Mittwoch war der Auftakt eines neuen Prozesses. Fortgesetzt wird er aber erst Mitte September – wenn die Chose vorbei ist. Hintergrund der leidigen Angelegenheiten ist das liebe Geld. Das Land Niederösterreich subventioniert die Aufführungsserie zwar mit 60.000 Euro. Aber die Angst ist groß, dass ein Defizit entstehen könnte. Zumal Investitionen zu tätigen waren, um die Betriebstättengenehmigung zu erhalten. Doch wer hat für die Kosten aufzukommen?
Manker ging zum Beispiel davon aus, dass in der Hotelküche aufgekocht werden könne. Denn der Leichenschmaus nach Gustav Mahlers Begräbnis ist essenzieller Bestandteil der fünfstündigen „Alma“-Aufführung. Doch dann hieß es plötzlich, dass die Küche nicht den Erfordernissen entspräche. Was Manker nicht nachvollziehen kann, da auch im Sommer 2022 gekocht wurde. Die Genehmigung soll aber ein Unternehmen von Zeller erhalten haben – und nicht die Kultur GmbH. Hermann Doppelreiter, der Bürgermeister von Semmering, gibt sich zuversichtlich: „Wir werden das hinkriegen! Wir haben höchstes Interesse, dass ,Alma‘ über die Bühne gehen kann!“ Und man werde auch eine Lösung für die Parkplatznot finden.
Auch Wollmann beteuert, an einer friedlichen Lösung interessiert zu sein – im Sinne des Publikums: „Es soll nicht dem Hickhack zum Opfer fallen.“ Und selbst Paulus Manker, der sich über eine pingelige Hausordnung, verriegelte Verbindungsgänge, gekappte Stromleitungen und einstweilige Verfügungen ärgern muss, bemüht sich, nicht zu explodieren. Er hätte sich sogar zu einer Privatvorstellung für Christian Zeller bereit erklärt.
Unbeirrt von all den Querelen verfolgt dieser Fitzcarraldo sein Ziel: Der Waldhofsaal und die anderen Schauplätze sind längst und imponierend ausstaffiert, das Hallenbad zum Beispiel wurde zum Lazarett. Und die Proben laufen auf Hochtouren. Die „Show Biz ans Ende“ muss einfach weitergehen.
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